Jubiläumsfeier in Langenfeld
50 Jahre Städtepartnerschaft mit Senlis
Im Zeichen des 50-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit Senlis stand das Wochenende in Langenfeld. Hier die Rede von Langenfelds Bürgermeister Frank Schneider.
Sehr geehrte Damen und Herren,verehrte Kollegin Pascale Loiseleur,
verehrte Frau Dr. Berkeley-Christmann, liebe Gäste aus Senlis und Langenfeld,
Voltaire hat Freundschaft einmal als die Verbindung der Seelen bezeichnet und zudem betont, dass alle Würden dieser Erde einen guten Freund nicht aufwiegen. Diese Worte eines der bekanntesten französischen Philosophen sollen uns heute ebenso leiten, wie bereits seit nunmehr fünf Jahrzehnten und für viele weitere Jahre unsere Maxime sein, wenn wir uns unserer Städtepartnerschaft besinnen.
Denn es ist auch die heute gefeierte „Goldhochzeit“ unserer beiden Städte, die mit ihren fünf Jahrzehnten des gelebten Miteinanders zu dem friedlichen Europa beiträgt, in dem wir heute leben dürfen.
Dies war in den vergangenen Jahrhunderten leider nicht immer der Fall und auch, wenn es immer weniger Zeitzeugen gibt, die noch die Gräuel des Krieges miterlebten, wird uns angesichts vieler wichtiger Gedenktage und Anlässe des Erinnerns an die dunkelsten Kapitel der Geschichte mahnend vor Augen geführt, wie schrecklich Krieg und wie wertvoll der Frieden ist.
Unsere beiden Nationen haben sich dabei trotz so großer gegenseitiger Bereicherung auf menschlicher und kultureller Ebene über die Jahrhunderte dabei leider mehrmals kriegerisch gegenüber gestanden. Glücklicher Weise ist dieses Kapitel seit nunmehr 74 Jahren beendet, mit der Hoffnung und dem Optimismus auf ein endgültiges Ende solcher Form der Auseinandersetzung. Denn was wir in den vergangenen über 70 Jahren im Sinne der Versöhnung und des Zusammenrückens vollbracht haben, hat in meinen Augen einen viel größeren und viel bedeutenderen Platz in der Weltgeschichte verdient.
Herz und Seele
Wir sind zu Brüdern und Schwestern in einem geeinten Europa geworden, in dem Deutschland und Frankreich zweifellos als das Herz und die Seele dieser zusammengewachsenen Gemeinschaft bezeichnet werden dürfen. Von welch großer Bedeutung diese Rolle unserer beiden Länder ist, zeigt sich heute aktueller denn je, denn die EU wird zunehmend vor Herausforderungen gestellt, die einen starken Kern benötigen.
Diesen Kern bilden unsere beiden Länder zweifellos, und wir werden beide nicht müde, die Notwendigkeit des geeinten Europas als DNA des Friedens auf unserem Kontinent zu erkennen und mit voller Überzeugung zu vertreten. Dies geschieht vor allem vor dem Hintergrund des leider in vielen Ländern zunehmend erkennbaren Rechtsrucks, den ich als alarmierend bezeichne und dem wir mit unserem gelebten Verständnis von Freundschaft, Demokratie und Toleranz entgegenwirken müssen.
Die Bekräftigung unseres französisch-deutschen Bündnisses wurde ja zu Beginn dieses Jahres mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages in Aachen dokumentiert. Der Präsident der Französischen Republik Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel haben sich dabei nochmals der Zielsetzung ihrer Vorgänger Charles de Gaulle und Konrad Adenauer besonnen, die 56 Jahre vorher den Elysée-Vertrag auf den Weg gebracht hatten und als die Väter der Freundschaft unserer beiden Nationen gelten.
Gelebte Freundschaft
Mit dem Blick auf unser heute gefeiertes Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Senlis und Langenfeld möchte ich unseren Anteil an dieser historischen Freundschaft der beiden Nationen als den greifbaren und den erlebten Part bezeichnen, denn alle Verträge, politischen Bekenntnisse und Absichtserklärungen der großen Staatsfrauen und –Männer würden nichts bedeuten, wenn sie nicht auch von den Menschen in Frankreich und Deutschland gelebt würden.
Aus diesem Grund möchte ich den Menschen aus Senlis und Langenfeld einen nicht weniger bedeutenden Platz in der Geschichte der Freundschaft unserer Länder einräumen, als de Gaulle, Adenauer, Schmidt, Giscard d’Estaing, Mitterand, Kohl, Macron oder Merkel. Die Senliser und die Langenfelder haben, wie viele tausend weitere Menschen aus Partnerstädten beider Länder der Versöhnung und der Freundschaft das Leben eingehaucht und die Seele gegeben, indem sie, wie eingangs mit Voltaire zitiert, ihre Seelen verbinden.
Wir begegnen uns auf der Ebene der Städtepartnerschaft dabei auf der menschlichen Ebene und reichen uns die Hand der Freundschaft ohne Staatsräson. So erfolgt unsere Symbiose auf natürliche Weise mit offenem Herzen und Gastfreundschaft.
Dabei beobachte ich zunehmend, dass sich die Treffen mit unseren Partnerstädten, und hier ganz besonders mit den Freunden aus Senlis, inzwischen nicht mehr wie ein Ankommen als Gäste anfühlen, sondern eher wie ein Heimkommen zur Familie. Denn gerade die meisten von uns als die glückliche Generation mit der Gnade der späten Geburt sind ohnehin vom ersten Moment an völlig offen als Menschen auf die Menschen zugegangen und nicht als Deutsche auf Franzosen.
Ehe als Initialzündung
Umso passender ist es, dass es eine Ehe zwischen zwei Menschen aus unseren beiden Städten war, die als Initialzündung mit dem Feuer der Liebe fungierte und bis heute Pate für unsere Partnerschaft steht. Aus diesem Grund freue ich mich ganz besonders, heute das Ehepaar Waltking bei uns begrüßen zu dürfen. Hätte es nicht zwischen Ihnen in einem Ferienlager in der Normandie „gefunkt“, würden wir heute nicht hier sein, um 50 Jahre Städtepartnerschaft zu feiern.
Zudem wären viele weitere Freundschaften, die ebenfalls teilweise seit Jahrzehnten bestehen, nie entstanden. Vor allem die zahlreichen Schüleraustausche haben die Jugendlichen zusammengebracht und langjährige Kontakte nach sich gezogen, die bis heute gepflegt werden.
Es gibt im Laufe von 50 zweifellos ereignisreichen Jahren der Städtepartnerschaft eine Vielzahl von weiteren „Motoren“, die den Austausch und die Freundschaft der Menschen nachhaltig gefördert haben, denn sowohl im einstigen Parterschaftsausschuss, als auch im vor wenigen Jahren neu formierten Partnerschaftskomitee der Stadt Langenfeld engagieren sich viele Langenfelderinnen und Langenfelder auf unserer Seite im selben Maße, wie es auf Senliser Seite geschieht. Auf Langenfelder Seite waren dies auch Josef Müller und Ursula Böhm, die mit dem jährlichen Schüleraustausch zweifellos großen Anteil an der Intensität der Freundschaft unserer beiden Städte tragen.
Ihnen allen, die früher, heute und auch in Zukunft in diesen Gremien, oder auch auf Vereinsebene oder ganz privat an der Pflege und der Intensivierung unserer Partnerschaft mitwirken, möchte ich auf diesem Wege mein aufrichtiges Dankeschön aussprechen und Sie und Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter weiterhin motivieren, diesen die Grenzen sowohl körperlich, als auch im Sinne eines freien europäischen Geistes überschreitenden Einsatz noch für viele weitere Jahre fortzuführen und an die nächsten Generationen zu vermachen.
„Bonjour la France“
Denn mit diesem hervorragenden Start eines halben Jahrhunderts der Städtepartnerschaft und der in dieser Zeit gelegten Basis mögen auch die folgenden Generationen an dieser Stelle stehen und das 75-jährige, das 100-jährige und viele weitere Jubiläen der Zukunft feiern.
Wir werden uns heute auf das Geschaffte und das Geschaffene in 50 Jahren besinnen und mit dem heutigen Treffen sowie den vielen Aktivitäten an diesem Wochenende und in unserem bewusst gewählten Mottojahr „Bonjour la France“ nicht nur zurückblicken, sondern mit dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt auch schriftlich nochmals unser Bekenntnis zueinander unterstreichen mit den Worten: „Dieses Jubiläum wurde von den Menschen aus Langenfeld und Senlis zum Anlass genommen, die Bedeutung dieser vorbildlichen internationalen Beziehungen unsererbeiden Städte im Sinne eines geeinten Europas nochmals besonders hervorzuheben und die gegenseitige Freundschaft weiter zu intensivieren.“
Abschließend möchte ich nochmals alle Gäste aus Senlis herzlich bei uns willkommen heißen und ihnen danken für ihre Freundschaft, ihre Herzlichkeit und ihre Aufrichtigkeit als wertvolle Partner – Merci beaucoup pour votre amitié.
Um zum Abschluss auch einen deutschen Dichter zu Wort kommen zu lassen, habe ich mir ein Schiller-Zitat zum Thema Freundschaft gesucht, das aus meiner Sicht ebenso wie die eingangs genannten Voltaire-Zitate zu unserer Partnerschaft passt:
„Freundschaft, nicht Geburt, macht uns zu Brüdern“.
Autor:Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein |
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