100 km auf den Tandems.
Die Friedrich-Fröbel-Gemeinschaftsgrundschule hat viel zu bieten.
Langenfeld. Singen können die rund 170 Kinder der Friedrich-Fröbel-Grundschule in Langenfeld. Sie stimmen zum „ganz normalen Tag“ das Lied „Im Land der Blaukarierten“ mit vollen Stimmen und großer Begeisterung an – ein Aufruf zu Toleranz. Das ist ja auch das Thema des Projekttages, das die Elisabeth & Bernhard Weik-Stiftung in allen Langenfelder Grundschulen praktiziert: Sensibilisierung für Menschen mit Handicap. „Integrativer Unterricht ist bei uns schon längst Alltag gewesen, die Schüler/innen können mit dem Anderssein gut umgehen, sie haben dabei soziale Kompetenz erworben“, bestätigt Rektor Norbert Wellmann. Jetzt gebe es den neuen Begriff „Inklusion“.
Die Schüler mussten viele Stationen durchlaufen. Ob mit Gehhilfen Stufen überwinden, mit dem Blindenstock auf Bänken laufen, mit beschwerten Westen und Manschetten als „Übergewichtige“ laufen und klettern, als „Armamputierte“ mit den Füßen schreiben oder einen Knoten binden – die Kinder sind mit großem Eifer dabei. Besonders angetan haben es ihnen die Rollstühle, deren Handhabung Annette Bachmann erklärt. „Ich habe den schönsten Rollstuhl“, sagt Jamie von der 1a. Begeistert sind die meisten auch vom Mitfahren auf dem Tandem als „blinder Sozius“. Die ADFC-Piloten Karl Markofsky, Christian Doll, Jo Ruppel und Günther Kraus legen jeder rund 25 km zurück – das sind 100 km Tandem fahren.
Zwischendurch stärken sich die Kinder an Orangen, Möhren, Kohlrabi, Äpfel, Gurken und Bananen, in mundgerechte „Vitamine“ zerteilt, alles gestiftet von Siegfried Schultk. Und die Stadtwerke installierten einen Frischwasserspender als Durstlöscher.
Wie kommen blinde Menschen im Alltag zurecht? Manfred Glasmacher und Susanne Winther hatten viele Gegenstände mitgebracht, um dies zu demonstrieren. „Ich arbeite im Rathaus in der Telefonzentrale“, berichtete Winther und las auch gleich einen Aufsatz in Brailleschrift (Blindenschrift) vor. Danach sagte eine Schülerin zu ihr: "Du bist für mich ganz normal. Du machst alles wie wir. Du kannst nur nicht sehen." Sie bedankte sich bei dem Kind und antwor-tete: „Das hast Du aber schön gesagt und genau richtig erkannt.“
„31 Eltern sind heute als Helfer gekommen“, freute sich der Rektor. Bernhard Weik hatte für alle die T-Shirts gespendet und einen Scheck für den Förderverein mitgebracht: pro Schüler 5 €.
„Bei uns wird viel gesungen“, betont Wellmann, aber das sei nicht alles. In Zusammenarbeit mit der Musikschule könne sich jedes Kind im 1. Schuljahr ein Streichinstrument aussuchen und dieses bis zur Mitte des 2. Schuljahres kostenlos ausprobieren. „Danach läuft der Unterricht ausschließlich über die Musikschule.“
Eine Bewegungswerkstatt, geleitet von einer Dipl.-Sportlehrerin, bietet Psychomotorik in Kleinstgruppen. „In der 3. Klasse wird der Ernährungsführerschein erworben, wir sprechen über gesunde Lebensmittel, kaufen gemeinsam mit den Schülern auf dem Markt ein, und danach wird eine gemeinsame Mahlzeit zubereitet und verzehrt“, berichtet Lehrerin Beate Ziegenhagen. Damit werde ein Bewusstsein für gesunde Ernährung geschaffen.
Neu sei ein weiteres Projekt der Klasse 4b, die aus alten Schuhen künstlerische Objekte herstelle, die dann in der Stadtbibliothek ausgestellt würden. Die Ausstellung "Verrückte Schuhe" wird am 3. Juni eröffnet und läuft bis zum 27. Juni. Öffnungszeiten: Di und Fr von 9-19, Mi und Do von 14-19, Sa von 10-14 Uhr.
Autor:Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland) |
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