Vereine in Isselburg
Sich mit vollem Einsatz gegen den Angreifer wehren
Seit einem Jahr geben Daniel Freihoff und Heiko Weische innerhalb des VfL Anholt e. V. Selbstverteidigungskurs für junge Damen. Auf Einladung der beiden Trainer durfte der Stadtanzeiger an einem Trainingsabend teilnehmen.
Heute stehen verschiedene Übungen auf dem Programm, bei dem sich die Damen direkt gegen zwei Angreifer wehren müssen. Zwei Personen mit Schlag- oder Trittpolster geschützt attackieren immer eine dritte Person. Mit unterschiedlichen Tritten, Schlägen oder auch mal mit Wegschubsen oder einer Ohrfeige werden die beiden Angreifer bedient. Dabei geht es richtig aggressiv zur Sache, nur dank der Polster sind Verletzungen ausgeschlossen.
„Das Spektrum der Übungen in dem Kurs beginnt mit Grifflösetechniker bis hin zu Schlag-Tritt-Kombinationen und Bodenkampf. „Wir spezialisieren uns dabei nicht auf bestimmte Kampfsportarten, sondern üben einen optimalen Mix, mit dem die Frauen Gewichts- und Größendefizite gegenüber den angreifenden Männern ausgleichen können“, erklärt Freihoff, „und da kann auch mal einfaches Wegschubsen oder eine klassische Backpfeife effektiv sein.
Typische Beispiel für sexuelle Übergriffe sind Abifeten oder auch Schützenfeste. Im Training werden solche Situation durchgesprochen oder durchgespielt, um sich – auch ohne direkt mit Gewalt zu reagieren – aus der Situation zu befreien. „Wir schulen auch darin, was man tun kann, wenn man die Person gegenüber vielleicht kennt, die ihre Hand aber doch irgendwo falsch hinlegt. Wie komme ich dann aus der Situation raus, ohne dass beide ihr Gesicht verlieren und sich am nächsten Tag noch in die Augen gucken können“, berichtet Freihoff.
Für andere noch ernsthaftere Situationen lernen die Damen die Schrecksekunde zu überwinden und sich direkt und effektiv zu wehren. Die Anzahl der einzelnen Abwehrtechniken bleibt dabei überschaubar und simpel, sie werden ständig wiederholt und sollen dadurch in Fleisch und Blut übergehen.
Waffen wie Schlagstöcke kommen im Unterricht nicht vor. Die Trainer empfehlen jedoch im Notfall mitgeführte Alltagsutensilien einzusetzen. Pfefferspray, Alarmschlüsselanhänger oder ein Lippenstift in der Faust, kann hilfreich sein einen Angreifer abzuwehren oder zu vertreiben.
Wichtig bei den Trainingseinheiten sind auch die Gesprächsrunden. „Die Vertrauensbasis ist einfach wichtig. Wenn sie uns nicht vertrauen, erfahren wir nicht von ihren Problemen und können auch nicht wirklich Einfluss nehmen“, meint Freihoff, „doch wir haben hier keine Probleme, das ganze Flair ist schon sehr familiär, selbst Neulinge werden supergut aufgenommen.“
Die beiden Trainer konnten im Rahmen der Ausbildung merken, wie sich das Selbstvertrauen der meisten Frauen positiv entwickelt hat. „Wir haben immer kleine Schritte gemacht und damit viele Erfolgserlebnisse geschaffen. Sie haben festgestellt, wie einfach die einzelnen Schritte umzusetzen waren“, so Freihoff.
„Meine Freundin hat mich mit hierhergebracht“, erzählt Sabrina Bonnes, „seitdem komme ich regelmäßig her, weil es mir gut gefällt und weil es mir im Leben weiterhilft. „Ich bin hier, um ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zu bekommen und mich nicht mehr in der Opferrolle zu fühlen“, ergänzt Astrid Steuer. „Ich bin hier, um mich draußen sicherer zu fühlen und auch für mein Selbstwertgefühl", erklärt Lisanne Giesing. Auch Hanna Boland will sich draußen auf der Straße sicherer fühlen.
Bei der Frage nach dem Besonderen im Verein sind sich die Damen einig: „Unsere Trainer“, später ergänzen sie noch: „die Mannschaft, die Gemeinschaft, der Zusammenhalt, die Vielfältigkeit und dass man sich hier wohlfühlen kann.“
Die beiden Trainer bieten ein ähnliches Training „Die Heldenakademie“ für Kids im Alter von acht bis zwölf Jahren an. „Der Unterricht da hat einen wesentlich höheren theoretischen Anteil. „Wir fragen bei jedem Training, ob etwas in der Schule vorgefallen ist oder ob sie geärgert werden. Mobbing ist hier ein wichtiges Thema“, erläutert Heiko Weische.
Informationen zu beiden Kursen erhält man per Mail unter sportinfo@vfl-anholt.
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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