Museumsnacht in Hilden und im Kreis
Von Christina Görtz
Kreis Mettmann. Was sein Lieblingsstück ist? Dr. Helmut Stein lächelt. Dann geht er kurz weg. Als er wiederkommt, hält er in der Hand etwas, das in grünen Stoff gewickelt ist. Vorsichtig setzt er es ab, packt es aus: ein Empfänger von Telefunken aus dem Jahr 1931, Katzenkopf genannt, kommt zum Vorschein. Die Augen des Gründers vom QQTec Museum in Hilden fangen an zu leuchten, als er erzählt, wie er es bei Ebay ersteigert hat, wie er auf den Paketversand verzichtete und das aus Bakelit gefertigte Stück in Dresden abholte. „Ich habe es in Watte gepackt und nach Hause gefahren“, erzählt er. Es ist nur einer der Momente an diesem Abend, in denen sich eine kleine Menschentraube um Helmut Stein bildet. Schließlich hat der Mann, der 2002 das Technikmuseum für historische Radio- und Fernsehgeräte ins Leben gerufen hat, jede Menge zu zeigen und erzählen. Wer fragt, erfährt, dass die nostalgische Wohnzimmerecke zu Teilen von „Oma“ und „Tante Elfie“ ist, dass Stein, der Entwicklungschef bei Blaupunkt sowie bei Nokia war, die ausgestellten Fernsehgeräte aus dem Bestand einer seiner alten Arbeitgeber und sie vor dem Müll gerettet hat. „Ich habe sie einlagern lassen und sie zehn Jahre später im Zuge der Gründung von QQTec geholt“, erzählt er.
Andere Geräte hat er nach und nach erstanden – wie das älteste Radio im Bestand, ein Seibt 3a von 1931 oder das neueste Stück, ein Philips Fernseher samt großvolumigen HDTV-Empfänger aus dem Jahr 1992. Ob diese Dinge, das Radio-Phonogerät SK 4 von Braun, besser als Schneewittchensarg bekannt, oder ein blauer Opel Kadett B – es wurden Erinnerungen geweckt an nicht digitale Zeiten.
Viel weiter in die Vergangenheit reisten jene, die das Römische Museum Haus Bürgel in Monheim besuchten. Das idyllisch in den Urdenbacher Kämpen gelegene Kastell zeigte sich an diesem lauen Sommerabend von einer seiner schönsten Seite, als die letzten Sonnenstrahlen auf das 2000 Jahre alte Gemäuer samt neuerem Mauerwerk fielen. Vor den Toren hatten sich ehrenamtliche Museumsteam der Interessengemeinschaft Urdenbacher Kämpe - Haus Bürgel niedergelassen. Neben Musik gab es römische Speisen. Darunter wohlschmeckende Käsepasten mit Fladenbrot, die unter ihrer lateinischen Bezeichnung wie etwa Panis et moretum zur Gaumenfreude wurden. Barbara Löffler hatte die aus Kräutern, Knoblauch, Sesam und Käse bestehenden Pasten angerührt – und während im Haus Bürgel alle Fundstücke von vor Ort sind, gab sie zu: „Die Rezepte habe ich im Internet gefunden.“
Durch das Museum führte Michael Hagen - entweder wenn gerade mal wieder ein Schwung mit dem Bus gekommen war oder wenn sich einige Besucher, die mit dem Rad oder dem Auto angereist war, zusammengefunden hatten. Es war kurzweilig, als Hagen von den Ausgrabungen und dem Gebäude und vom Leben in der damaligen Zeit erzählte. Kinder wurden aktiv mit einbezogen.
Und er sorgte mit kleinen Randbemerkungen, wie dass das Hochwasser doch für etwas gut sei, weil niemand auf die Idee käme, die Kämpe zu bebauen, für Sympathien.
Spannend war die Führung durch den Nutzgarten, in dem die Besucher präsentiert bekamen, was in unterschiedlichen Epochen gewachsen ist. Eine kleine, wohlschmeckende Kostprobe vom Maulbeerbaum gab es inklusive.
Einen weiteren „Rückschritt“ in die Menschengeschichte gab es im Neander-thalmuseum in Mettmann, das einen wahren Besucherstrom zu verzeichnen hatte. Noch nach 22 Uhr tummelten sich dort unzählige Familien. Kinder rasten im Inneren umher, blieben an den detailgetreuen Figuren stehen, nutzten die interaktiven Aktionen und spielten Archäologen, indem sie ein Skelett freilegten.
Von Wochen-Anzeiger-Seite waren weitere drei Stationen geplant. Nach vier Stunden und ungezählten Eindrücken war an dieser Station aber Schluss – mit Blick auf nächstes Jahr und Hoffnung auf weitere Eindrücke. Übrigens: Vermisst wurde von Besuchern wie Ausstellern der früher eingesetzte Shuttle-Bus, der alle Stationen verband.
Autor:Werner Kimmel aus Hilden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.