Tierretter kämpfen selbst ums Überleben
In Herten und Umgebung ist der Verein um Karin Heydemann seit Jahrzehnten aktiv, nimmt kranke, alte oder von ihren Zweibeinern abgegebene Tiere bei sich auf und vermittelt sie von privat an privat, wenn möglich, in ein neues Zuhause. Karin Heydemann: „Ich weiß nicht, wie lange wir noch durchhalten können.“
Drei kleine Hunde begrüßen die Gäste von Karin Heydemann in ihrem Büro. Die Racker sind lebhaft und aufgeregt. Dagegen lässt Podolski der Trubel völlig kalt: Dem Kater, auf einem Kratzbaum in einem Körbchen thronend, entlockt der Radau nicht mal ein Gähnen. Prinz Poldi im Tigerfell pennt wie ein Weltmeister.
„Die beiden Hunde geben wir nicht ab, und der kleine Terriermix gehört meiner Tochter. Podolski ist schon seit 2006 hier. Ihn vermitteln wir auch nicht “, erklärt Karin Heydemann, Mitbegründerin und erste Vorsitzende des eingetragenen Vereins „Tierhilfe Herten und Umgebung“.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: In der Einrichtung an der Riedstraße 52 in Herten (kein Tierheim, keine städtische Einrichtung, es geht nur um privat für privat)gibt es jede Menge tierischer Bewohner, die sich über ein neues Zuhause bei liebevollen und Tier erfahrenen Menschen freuen würden.
Vier Schafe vor dem Schächten gerettet
Da ist beispielsweise Flocke, ein strahlend weißes, kastriertes Widderkaninchen, noch keine zwei Jahre alt. Oder Rico, ein bildschöner, erst ein Jahr alter Collie mit dickem Fell und einem ängstlichen Naturell. Karin Heydemann: „Kleintiere wie Meerschweinchen und Kaninchen, auch einige Katzen, gehören zu unseren Schützlingen.“
Darunter sind zwei Perserkätzchen aus Marl. Dass es sich um Perser handelt, muss die Vereinsvorsitzende erst erklären, denn sie sehen aus wie gerupfte Hühner. „Die beiden waren völlig verfilzt, wir mussten sie scheren.“
Manche Tiere werden buchstäblich gerettet, wie die vier Kamerunschafe auf dem stattlich großen, rund 10.000 Quadratmeter großen Gelände. „Unsere vier Rasenmäher nennen wir die Schafe“, lacht Karin Heydemann.
Das Schicksal hatte es eigentlich vorgesehen, dass die vier Wollträger, die von einem Hof in Dülmen stammen, geschlachtet - genau gesagt: geschächtet - werden sollten. Karin Heydemann erklärt: „Wir haben sie freigekauft, für 20 Euro pro Tier.“
Mitgliederschwund, steigende Kosten
Die Organisation „Hertener Tierhilfe und Umgebung e.V.“ besteht schon seit 1990. Seit 1998, so Karin Heydemann, hat der Verein an der Riedstraße 52 seinen Sitz. „Früher haben wir sogar Pferde betreut, aber das geht nicht mehr.“
Grund: Weil einige Mitglieder ausgetreten oder verstorben sind, schwindet auch die Unterstützung. „Wir freuen uns sehr über Spenden, aber die Bereitschaft, uns finanziell zu helfen, geht leider auch zurück.“
Dabei wäre die sehr wichtig, so die Vereinsvorsitzende, und rechnet vor: „Früher hat die Kastration einer Katze 80 DM gekostet, heute sind dafür 150 Euro zu berappen.“
Das heißt: Steigende Kosten bei geringer werdenden Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Karin Heydemann: „Wir haben Unterstützung, beispielsweise spendet uns der ZBH Herten Holz.“ Damit werden Zäune und Gehege gebaut, vor allem aber die Kaminöfen für die Tierbehausungen geheizt. „ÖL oder Gas sind für uns nicht bezahlbar.“
Einzig Michael Bruns, seit sechs Jahren ehrenamtlich dabei, hilft Karin Heydemann, die Einrichtung in Schuss zu halten und die Tiere zu versorgen. Bruns: „Ich möchte Gemüse und Salat als Futter anbauen, das würde uns schon entlasten.“
Der Verein „Tierhilfe Herten und Umgebung“ bietet schwerkranken Kreaturen, weil ein Gnadenhof, auch die Möglichkeit, in Frieden zu sterben. Karin Heydemann: „Wir sind aber keine städtische Einrichtung. Wir dürfen keine Fundtiere aufnehmen, das ist Aufgabe der Tierheime.“
Sie kann also nur Tiere aus privater Haltung bei sich aufnehmen. Warum geben überhaupt Menschen ihre Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen ab? „Meistens nennen sie Krankheit, Scheidung oder Allergien als Gründe.“
Auch wenn ihre ehrenamtliche Arbeit für den Verein sehr zeitaufwändig ist, leben kann Karin Heydemann davon nicht. Darum betreibt sie die „Tierpension in der Ried“.
Kontakt: Tierhilfe Herten und Umgebung e.V., Riedstraße 52, 45701 Herten, Rufnummer 02366/ 49 50 90
Autor:Kerstin Halstenbach aus Herten |
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