60 Mal Doktor Schiwago
Jurij und Lara treffen aufeinander; bei einem Front-Einsatz im Ersten Weltkrieg. Er ist als Arzt tätig, sie als Krankenschwester. Wo das zu sehen ist? Auf einer Leinwand. Für den Hertener Reinhold Garbas ist „Doktor Schiwago,“ das epische Filmdrama aus dem Jahr 1965, einer der besten Filme aller Zeiten. Dabei hat er ihn schon rund 60 Mal über die Leinwand flimmern sehen und lassen. Garbas ist Vorsitzender des Hertener Vereins „Alternative Filmkultur“ und ein Profi in Sachen Filmvorführungen.
Seine Leidenschaft hat mit einem Handkurbelgerät begonnen. Die Firma „Piccolo“ stellte diese Geräte für 16 mm-Filme damals her. Das war 1955 und der Filmfan war geboren.
Dabei ist der Platz im Saal gar nicht sein bevorzugter Ort, um einen Film zu erleben. „Ich sitze am Liebsten hinten drin, am Projektor.“ Das begleitete ihn sein Leben lang. Etwa bei der Bundeswehr: „Ich war Gefreiter und schaute mir einen Film an, auf einmal war alles dunkel. Da bin ich kurzerhand in den Projektorraum gestiefelt und hab den Kasten repariert“, erinnert sich der heute 63-jährige Pensionär, der Fördermaschinist auf Schlägel & Eisen war.
Von da an war der einfache Gefreite „Truppenbetreuer“, organisierte Veranstaltungen für die Soldaten. „Einmal hatten wir Heino da.“
Und wie der blonde Barde, lebt auch Reinhold Garbas seine große Passion weiter aus, besitzt jahrzehntealte Projektoren, Kino-Maschinen über 16 und 35 Milimeter.
Mit Hans-Heinrich Holland und einigen weiteren Kinoverrückten hat er kürzlich den Verein „Alternative Filmkultur“ gegründet.
„Unsere Ziele sind kostengünstige kulturelle Erfahrungen für Jedermann und Nostalgie für Liebhaber alter Filme und alter Projektoren zu liefern.“ Doch auch Kindern will er die Filmtechnik näherbringen. „Die wissen gar nicht mehr, was so ein Projektor überhaupt ist und denken, dass in Kinos lediglich DVDs eingeworfen werden.“
Deswegen ziehen die Kinofreaks aus Herten in Altenheime, Kindergärten und bauen ihre Profi-Maschinen aus einem anderen Zeitalter auf.
Die Resonanz: „Immer positiv.“ Besonders auf die Unterstützung des Hertener Bürgermeisters, Dr. Uli Paetzel, ist Garbas stolz. Wer Reinhold Garbas reden hört, entdeckt sofort das Füllhorn an Projektideen, das in seinem Kopf schlummert. So begeistert er sich für die Idee, Stummfilme zu zeigen und Musikschulkinder dazu musizieren zu lassen. Um solche tolle Vorhaben umzusetzen, sucht der Verein noch Mitstreiter (siehe Kasten).
Reinhold Garbas könnte sich sogar ein kommunales Kinoerlebnis in Zusammenarbeit mit dem „großen“ Hertener Lichtspielhaus vorstellen. „Davon könnten alle profitieren.“ Zeigen würde er sozialkritische Filme, Streifen über Integration oder Kindervorführungen - und sein geliebter „Doktor Schiwago“ käme bestimmt auch zu neuen Ehren. Den kann man schließlich gar nicht oft genug sehen.
Hintergrund: Erst wenige Mitglieder sind beim Hertener Verein engagiert. Interessenten melden sich bei Reinhold Garbas unter Tel. 495083 oder bei Hans-Heinrich Holland unter 509703. Auch Sponsoren werden immer gesucht. Melden können sich auch Schulen, Kindergärten oder Seniorenheime, die das Erlebnis Kino erfahren wollen.
Autor:XY Z aus Sonsbeck |
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