Knochensäge und OP-Besteck
Ganz schön laut, diese Knochensäge. Wäre das auf dem OP-Tisch eine echte Hüfte, würde jetzt ein ganzes Stück des Knochens entfernt werden, und das unter nicht unerheblichem Lärm. Aber dann würden auch nicht 20 Besucher neben den Ärzten stehen, ihnen über die Schulter schauen und sowohl die Hüftprothese als auch das Operationsbesteck anfassen. Denn am Samstag war die orthopädische Abteilung im St. Elisabeth-Hospital nicht etwa für echte Eingriffe, sondern für interessierte Gäste geöffnet. Mehrere hundert Besucher nahmen das Angebot an.
„Vielmehr Besucher als im letzten Jahr“, bilanzerten Chefarzt Prof. Ralf Wittenberg und Pflege-Chefin Heide Korte schon am Mittag. Für die OP-Führungen bildeten sich lange Warteschlangen, doch vor dem Betreten der Operationsräume sollten die Besucher erst einmal testen, wie gut sie ihre Hände desinfizieren können. Ein Schaukasten mit speziellem Licht zeigte ihnen das an. Komplett weiße Hände nach der Desinfektion: sehr gut. Dunkle Stellen dagegen bedeuteten, dass nachgesäubert werden musste. „Oh, da muss ich wohl nochmal desinfizieren, ich hab ja die ganze Handfläche vergessen“, stellte eine ältere Dame beim Blick in den Holzkasten überrascht fest.
Von da aus ging es weiter zur Anästhesie. Die Narkoseärzte stellten unterschiedliche Verfahren vor, damit der Patient den Eingriff möglichst gut übersteht. Einen Eingriff wie die Einsetzung einer Hüftprothese.
Oberarzt Maurice Keller zeigte an einer künstlichen Hüfte, wie erst ein Stück am Gelenk entfernt wird, um dann dort die zweiteilige Prothese einzusetzen. Mittlerweile bestehen diese meist aus stabilem Kunststoff, früher wurden sie meist aus Keramik hergestellt. Ein sehr glattes Material, das allerdings auch brechen konnte – entsprechende Beispiele aus der Geschichte der Prothesen-Entwicklung konnten sich die wartenden Besucher vor den OPs anschauen. Besucher, die meist zur Generation 50 plus gehörten. „Das ist das Alter, ab dem die Gelenkerkrankungen und Prothesen eine Rolle spielen“, sagte Chefarzt Wittenberg. Doch der Tag des offenen OPs sei nur als Werbe-Veranstaltung in einem Wettbewerb der Kliniken zu sehen, sondern diene vielmehr dem Kontakt zu ehemaligen und potenziellen Patienten. So kamen immer wieder frühere Patienten auf ihn und die anderen Ärzte zu und sprachen ihre Operationen an, auch wenn sich die Ärzte selten an Einzelfälle erinnern können. Fast 3000 Operationen nehmen die Orthopäden pro Jahr vor. Gleichzeitig bot das Krankenhaus-Personal auch Vorträge zu Therapien, Erkrankungen und Narkoseverfahren an. Erstere spielen auch nach einer OP eine große Rolle. Deshalb öffnete auch die Rehabilitations- und Krankengymnastik-Abteilung im Keller der Klinik ihre Pforten. Besonderer Anziehungspunkt war die Fußdruckmessung, mit der zum Beispiel die unterschiedliche Belastung der Füße bei einem Hüft-Schiefstand untersucht werden kann. JP
Autor:XY Z aus Sonsbeck |
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