Kirchen-Abriss: Die Gemeinde im Schlecker-Laden in Scherlebeck ist auch eine Chance
Die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Scherlebeck und dem Gustav-Adolf-Gemeindezentrum ist eine außergewöhnlich. Selbst Monate nach der Aufgabe des Gemeindezentrums und dem Umzug in einen ehemaligen Schlecker-Markt bewegt vor allem die unrühmliche Geschichte des alten und geliebten Standortes die Scherlebecker wie kein zweites Thema.
„Es gab einfach keine Chance, das Gemeindezentrum zu retten“, sagt Pfarrerin Renate Leichsenring dem Stadtspiegel. Das vom Architekt Balzer erbaute Gebäude wird derzeit abgerissen. Eklatante Sicherheitsmängel hätten aus dem Heim einer ganzen Gemeinde eine Gefährdung für deren Mitglieder gemacht. „Wir waren gerade aus der Gewährleistung heraus, Ansprüche konnten nicht geltend gemacht werden“, erinnert sich Renate Leichsenring. Mehrere Kontaktaufnahmen mit dem Architekten seien erfolgt - ein Einlenken und Entgegenkommen konnte aber nicht erwirkt werden. Es wurde dann lange darüber gegrübelt, was zu tun sei, denn eine Renovierung hätte mindestens eine Million Euro gekostet.
Kirchengemeinde schrumpft
„Das war von unserer Gemeinde nicht zu stemmen.“ Kein Wunder, schließlich „arbeitet“ die demographische Entwicklung gegen die Kirchengemeinde. Rund 2000 Mitglieder habe man noch in Scherlebeck, 2600 in Langenbochum. „Das waren einmal 12.000 insgesamt.“ Kirchenaustritte seien dabei gar nicht das Problem. „Wir hatten in 2012 lediglich zwei“, weiß Renate Leichsenring. Vielmehr seien ein Viertel der Mitglieder 70 Jahre und älter. Aus der Not musste also eine Tugend gemacht werden. Zunächst wurde ein ehemaliges Zechengelände als neuer Standort ausgewählt. Neben 20 seniorengerechte Wohnungen entsteht dort ein Gemeindeteil. „Wir hoffen, dass wir Ende 2014 da rein können“, wagt die seit 32 Jahren aktive Pfarrerin eine vorsichtige Prognose.
Nachbarn schauen
einfach einmal rein
Derzeit findet das Gemeindeleben im ehemaligen Schlecker-Markt in Scherlebeck statt. „Das ist auch eine Chance, denn dieser Raum bietet eine andere Situation für alle.“ Ganz gleich, ob es um die Musik des Organisten geht oder darum, dass mittlerweile die Nachbarn auch schon einmal neugierig „reinschneien“, die Scherlebecker Kirchengemeinde findet auf den rund 400 Quadratmetern ein neues, vorläufiges Heim. „Das hat dann auch etwas Bewegendes, denn es zeigt, dass Heimat unabhängig vom Gebäude ist“, findet Renate Leichsenring einen versöhnlichen Ansatz und freut sich dennoch auf die nächste Heimat ihrer Gemeinde.
Wer persönlich einmal vorbeikommen will: Die „Kirche im LADEN!“hat beispielsweise sonntags um 9.30 Uhr geöffnet. Im Angebot: Lebensbrot und Seelentrost - und ein Stückchen Heimat.
Autor:XY Z aus Sonsbeck |
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