Der Schlüssel zum Gruß – Allein unter Einräumerinnen

Oftmals bin ich morgens der erste und einzige Kunde in dem großen Supermarkt. Die Kassen sind noch nicht besetzt, weil das Personal hier und da noch etwas einräumen, zurechtrücken oder abschachteln muss. Niemand nimmt mich wahr und schon gar nicht bequemt man sich zu einem Gruß, den ich als Wertschätzung hätte empfinden können. Eine entschlossen dreinblickende Frau verfolgt mich hartnäckig mit ihrer lärmenden Kehrmaschine und die sogenannten Waren-Einräumerinnen haben ihre Arbeitsbereiche geschickt mit Paletten zugestellt, damit diese möglichst kundenfrei bleiben, Irgendwie störe ich und stehe fortwährend jemandem im Wege, was mir auch durch genervtes Kopfschütteln und entsprechender Mimik bedeutet wird.

Ihr Kittel ist mindestens zwei Nummern zu eng, so dass das aufgenähte Discounter-Logo seltsam verzerrt erscheint. Wiederholt stapft sie mit abgewandtem Gesicht an mir vorbei oder sie macht von ihrem vermeintlichen Vorfahrtsrecht Gebrauch, indem sie mich panzergleich zum Ausweichen nötigt. Also schnell weg von dem Ort, wo mich niemand so richtig gern hat.

Nach drei Minuten Wartezeit an der noch unbesetzten Kasse rollt der missmutige „Panzer“ auf mich zu, zwängt sich grußlos in einer Art an mir vorbei, dass ich Gefahr laufe, über die verchromte Begrenzungs-Reling geschubst zu werden, Irgendwie gelingt es ihr, in dem passgenauen Geviert ihres Arbeitsplatzes Platz zu nehmen. Und dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Kaum hat sie den Schlüssel zum Systemstart herumgedreht, wandelt sich die bis dahin übellaunige Kassiererin in ein Wesen mit überbordender Freundlichkeit. Erst jetzt wünscht sie mir „einen guten Morgen“, weil sie wohl vom Marktleiter entsprechend programmiert wurde . So sehr ich mir auch vornehme, diesen „Gruß nach Vorschrift“ beim nächsten Mal nicht zu erwidern , gelingt es mir nicht, den mir anerzogenen Höflichkeitsreflex zu unterdrücken.

Und vor halb neun werde ich nie wieder einen Supermarkt betreten, denn dann habe ich die Gewähr, dass sich der Frust des Personals nicht ausschließlich auf mich auswirkt

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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4 Kommentare

Klaus Ahlfänger aus Herten
am 26.08.2013 um 16:13

Liebe Petra, meine Frau arbeitet im 12 km entfernten Wanne-Eickel. Jeden Morgen wuchte ich deren Fahrrad auf das Autodach und liefer sie auf dem Büro-Parkplatz ab. Dort hebe ich das Rad betont langsam und lässig vom Auto herunter und hoffe, dass möglichst viele Arbeitskolleginnen von Angelika mich bei diesem Kraftakt sehen oder gar bewundern. Nach getaner Büroarbeit radelt Angelika die Strecke zurück, die übrigens schön zu fahren ist, weil es teilweise durch den schönen Hertener Schlosspark geht. Sie hat zwar Gleitzeit - fängt jedoch gerne schon vor 8 Uhr an. Ich kaufe dann häufig auf dem Rückweg ein - bin also sehr häufig der erste Kunde

Das mit dem Fahrradträger geht übrigens blitzschnell: rauf eine Minute, runter (ohne Imponiergehabe) 20 Sekunden.

Angelika hat übrigens einen Führerschein - fährt aber nicht. Sehr zu meinem Leidwesen, kann deswegen niemals Alkohol trinken, wenn wir auswärts feiern.
Mitte September geht's wieder nach Italien und dann werde ich jeden Abend literweise Wein trinken.

Grüße nach Dinslaken sendet
Klaus

Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein
am 01.08.2014 um 06:13

Vor ein paar Jahren ging ich nachmittags um 17 Uhr in einen Bäckerladen im EKZ.
um zwei Pantöffelchen zu kaufen. Da diese an dieser Theke ausverkauft waren, schickte man mich zum Verkaufsstand 100 m weiter (Motto; König hin - König her - willst du die Chiabattini oder ich?) An der Filialtheke hatte man bereits mit der Feierabendreinigung begonnen, d.h. 10 wartende Kunden wurden (von einer zum Feuteln abgerichteten Verkäuferin) von unten herauf behandelt; "Darf ich mal ebent..." Ich hab dann Knäckebrot gegessen.
Morgens um deine Zeit will ichs gar nicht erst wissen.....

Klaus Ahlfänger aus Herten
am 30.03.2015 um 16:01

Versuchsweise vertont

http://www.glossenschmiede.de/index_htm_files/schluesselg.mp3