Revier-Derby: Gänsehaut, ein Leben lang
Schalke gegen Dortmund, Dortmund gegen Schalke ist das Größte aller Derbys. Der Hertener Dirk Oberschulte-Beckmann ist seit 1994 Stadionsprecher in der Arena auf Schalke.
Stadtspiegel: Warum ist das Derby Schalke gegen Dortmund so einzigartig im deutschen Fußball?
Dirk Oberschulte-Beckmann:„Dieses Derby ist Kult, es elektrisiert die Massen und gilt oft auch als „Mutter aller Derbys“. Gerade für die Menschen im Pott ein besonderes Spiel mit besonderen Emotionen. Es kribbelt schon Tage vorher, man kommt schlechter in den Schlaf, und man ,frotzelt‘ mit den Nachbarn. Nach einem gewonnenen Derby ist man dann ein halbes Jahr oben auf. Wenn dieses Spiel aber verloren geht, bekommst Du Monate lang blöde Sprüche.“
Ihr Tipp: Wie werden sich die Königsblauen gegen ihren schwarzgelben Lieblingsgegner am Samstag schlagen?
„Es wird wieder ganz schwer, weil die ,Schwatzgelben‘ wirklich einen guten und gepflegten Ball spielen.
Wenn es gut läuft und wir einen guten Tag erwischen, können wir dort einen Punkt mitnehmen, damit wäre ich schon mal sehr zufrieden.“
Wo und mit wem werden Sie sich das Derby anschauen?
„Ich bin mit einem Bekannten vor Ort im Gästeblock und werde dieses Derby hoffentlich genießen. Ich wünsche mir, dass alles ruhig bleibt und die Fans besonnen sind, trotz aller Rivalität.“
Können Sie sich an das erste Spiel erinnern, als Sie Stadionsprecher wurden? Wer war der Gegner, und wie ging die Partie aus?
„Natürlich, es war in der Saison 94/95 gegen den SC Freiburg - wir haben damals leider verloren!“
Wie wird man zum Stadionsprecher berufen? Welche Voraussetzungen bringt man mit?
„Das ist ganz unterschiedlich. Bei mir war es so, dass ich Moderationserfahrung bereits beim Rundfunk gesammelt hatte, dazu auch Bühnenerfahrung vorweisen konnte. Das Ganze gepaart mit einer gepflegten ,Ruhrpott-Schnauze‘ und blau-weißem Blut, so wurde ich ganz einfach ins kalte Wasser geschubst.“
Ihr Rat an Kollegen der Zunft: Was darf, was sollte ein Stadionsprecher auf keinen Fall sagen oder machen?
„Auch hier gibt es ganz unterschiedliche Wahrnehmungen. Wichtig ist natürlich, dass man authentisch ist und die Vorgaben vom Verein auch verinnerlichen kann. Bei uns gehört dazu ebenfalls, dass wir zwar parteiisch und emotional sind, dabei aber immer fair, sportlich und ein ordentlicher Gastgeber bleiben. Dazu zählen auch Aspekte der ,Sicherheit im Stadion‘.“
Bekommen Sie noch Gänsehaut bei den Fan-Gesängen und dem Meer der Fahnen? Oder wird man, weil routiniert, abgebrüht?
„Der Ablauf in unserem Arena-TV-Programm hat natürlich inzwischen eine gewisse Routine entwickelt, nicht aber die emotionalen Momente, die werden immer kommen und auch bleiben. Das kann man nicht per Knopfdruck abstellen, das wäre unmenschlich und es würde auch niemand verlangen.
Ich lebe Schalke noch immer ganz bewusst und genieße diese Gänsehaut-Atmosphäre in der Arena in Gelsenkirchen oder auch auswärts, zum Beispiel beim Derby am Samstag. Datt is Schalke, datt bleibt immer so!“
Autor:Kerstin Halstenbach aus Herten |
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