Langenbochum: Kicken auf Kunstrasen
Auf Plastikborsten legt der Fusionsverein Blau Weiß Westfalia Langenbochum das Projekt Wiederaufstieg in die Fußball-Landesliga. Denn in diesen Tagen entsteht an der Sportanlage Nord Hertens erster Kunstrasenplatz.
Mitte April haben die Bauarbeiten am Platz II „Villa Brinkmann“ begonnen und schon jetzt ist das neue, künstliche Grün sichtbar. „Wir werden voraussichtlich sogar etwas früher fertig als geplant“, verrät Uwe Maler, Mitarbeiter im Grünbereich des Zentralen Betriebshofes (ZBH Grün) und Leiter der Maßnahme. Geplant war die Fertigstellung pünktlich zur Saisonauftaktsfeier, die am 27./28. August gefeiert werden soll.
Nach dem Abtragen der Asche, der Platzbegradigung, Drainage und dem Einbau der Tragschicht liegt mittlerweile der Kunststoffteppich. Dieser muss nun befüllt werden, und zwar mit einer Mischung aus Gummigranulat und Quarzsand - eine Variante der modernen Generation. „Dann bleiben nur noch Restarbeiten, etwa die Pflasterung“, so Maler, der, ebenso wie der Vereinsvorstand, voll zufrieden ist mit dem Verlauf.
Der Umbau des Tennenplatzes geht auf einen Ratsbeschluss vom November 2010 zurück. Nachdem von ursprünglich zwei angedachten Plätzen bloß einer umgebaut wurde, reduziert sich der Kostenrahmen von bis zu einer Million Euro auf nun 620.000 Euro Gesamtkosten.
Ab Herbst dann wird die SGL zusammen mit Fusions-Partner Westfalia Scherlebeck als BW Westfalia Langenbochum auf dem neuen Kunstrasen trainieren und ihre Meisterschafts-Partien austragen. Jegliche Bedenken ob der guten Bespielbarkeit des neuen Untergrundes kann dem Verein Holger Flossbach nehmen, der als Trainer des neuen Landesligisten TSV Marl-Hüls bereits gute Erfahrungen mit Kunstrasen sammeln konnte. „Es gibt da gewaltige Unterschiede, verschiedenartige Systeme, aber generell sind die neuen Modelle super“, lobt Flossbach. Er hat die Entwicklung über die Jahre miterlebt und weiß, „die haben mit dem alten Filzrasen wirklich nichts mehr zu tun“. Trocken und stumpf seien die Beläge, das berühmte ‚Zaubern‘ unmöglich das Verletzungsrisiko enorm hoch, so die Kritiker, dem kann der Marler Trainer keinesfalls beipflichten: „Der Rasen ist inzwischen mit Naturrasen vergleichbar, es gibt keine Brandwunden mehr und das Verletzungsrisiko ist aus meiner Erfahrung nicht spürbar höher.“ Der Kunstrasen ermögliche ein schnelles Kurzpassspiel, präzise Schüsse, grätschen, sei ebenso gedämpft wie Naturrasen und „sackt genauso ein“. Auch Unebenheiten gäbe es darauf nicht. Weiterer wichtiger Vorteil: Kunstrasen ist weitestgehend witterungsunabhängig. Nur bei Frost, so Flossbach, da entwickele sich der Platz in Marl zu einer Eisfläche und das Spielen gleiche eher einer Schlittschuhpartie. „Die Natur geht mit Frost eben anders um.“ Tatsächlich ist in der vergangenen Saison beim TSV jedoch kein Ligaspiel ausgefallen, lediglich eines in der Vorbereitungszeit. „Und wir haben die gesamte Winterpause spielen können, es ist nicht ein Trainingstag ausgefallen“, so der Trainer. Das habe dem Team einen enormen Vorteil verschafft, glaubt er, angesichts des Substanzverlustes beim Konkurrenten Vestia Disteln zu Saisonende. Beschwerden wegen Benachteiligung seien ihm aber in diesem Zusammenhang noch nicht zu Ohren gekommen. „Meines Wissens nach haben ja inzwischen auch rund 50 Prozent der Vereine umgestellt“, glaubt er. Deshalb hätten sich auch die Spieler mittlerweile alle an diesen Belag gewöhnt. „Ein purer Fußballer, für den ich michhalte, spielt wohl immer noch lieber auf echtem Rasen, aber Probleme gibt es mit dem Kunstrasen heute sicher nicht mehr“, beurteilt er die Situation. Und so kann sich Herten freuen, dass der Ball auch bei Ihnen zukünftig rollt - zu jeder Jahreszeit.
Autor:XY Z aus Sonsbeck |
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