Ein Fressen für die Wölfe
Der Fußball im Norden Europas bietet herrlich schräge Geschichten, und die erzählt Gerhard Fischer in seinem wunderbaren Schmöker "Die unhaltbare Pudelmütze". Für Bücherfreunde und Fußball-Gourmets ein purer Genuss.
Manchmal geht es darin aber auch schlicht ums Fressen. Ein Beispiel: Warum sind in Finnland die Positionen auf dem linken und rechten Flügel so unbeliebt? Weil es in Finnland heißt, "die kriegen die Wölfe".
Auch aus Dänemark, von Island, Grönland und den Färör gibt es Spannendes übers liebe Leder zu erfahren.
Ibrahimovic mit Kochlöffel versohlt
Und natürlich auch aus dem Land von Ikea und Abba. "Zlatanen" hat als Verb in die schwedische Umgangssprache Einzug gehalten, und es bedeutet so viel wie jemanden durch Kraft dominieren. Grund: Zlatan Ibrahimovic, Schwedens erfolgeichster und zugleich unbeliebtester Ballkünstler, stammt aus einem Stockholmer Slum. Der kleine Zlatan wurde von seiner Mutter ständig vertrimmt. Der Underdog hat sich regelrecht nach oben getreten. Wer's weiß, versteht seine Ausraster und Arroganz besser.
Fischer schreibt unterhaltsam, kenntnisreich und kritisch. Er stellt mit "Africa United" aus Island die "komischsten Kicker der Welt" vor und erinnert mit "Fimpen" an den mit acht Jahren jüngsten Nationalspieler aller Zeiten. (Ein Kinofilm von 1974, den ich leider noch nie gesehen habe.)
Fans sind leidenschaftlich, manche wenig patriotisch. In Norwegen setzen sich jede Woche tausend Fans von ManU in den Flieger und feuern in England ihre Lieblingsmannschaft an. Wahnsinn.
In Dänemark gibt es einen Kick zwischen der Kiffer- und Hippiekolonie Cristiania gegen die Betriebsmannmannschaft der Polizei. Kein Freundschaftsspiel.
Ein tolles Buch, unbedingt lesen!
Gerhard Fischer: Die unhaltbare Pudelmütze. Fußball-Geschichten aus dem Norden Europas, erschienen im Verlag Die Werkstatt (Göttingen), ISBN 978-3--7307-0008-2, 12,90 Euro.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Herten |
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