Segway-Reportage auf Hoheward: Und dann hat's Crash gemacht
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- hochgeladen von XY Z
„Gerade stehen!“ Ich spanne schon jeden Muskel meines Körpers an. „Kannst du dabei auch noch locker bleiben?“, spottet der Segway-Lehrer über meine verkrampfte Haltung. Dann läuft es gut mit mir und dem neuen Gefährt. Ich gebe Gas. Bis ich fünf Minuten später das erste Mal auf der Nase lande.
Robert Herzog, Regio-Guide Ruhr beim Besucherzentrum Hoheward, kommt sogleich herbeigeeilt. „Das hast du doch bloß für den Fotografen gemacht!“, scherzt er und hilft mir beim Aufstehen. Bis auf einen kleinen Schreck ist nichts gewesen. Aufstehen, Dreck abklopfen, weiterfahren, ist deshalb auch die Devise. Das elekronisch angetriebene Fahrzeug hat sich durch den Crash selbst abgestellt und muss neu in Betrieb genommen werden.
Der Ständer, der das Segway wie bei einem Fahrrad stützt, wird nach rechts weggeklappt; der An-Schalter eine Sekunde gedrückt. So wechselt das Licht von Rot auf Grün. „Jetzt mit beiden Händen das Lenkrad greifen“, weist Herzog an. Dann kann man aufsteigen. Eigentlich eine simple Sache, bloß für den Anfänger etwas knifflig. Das Gelenk ist schließlich unten, anders als beim gewohnten Drahtesel. Der erste Fuß muss mittig auf der Trittfläche platziert werden.
Sobald der zweite Fuß das Segway betreten hat, heißt es, die Balance zu halten. „Gerade stehen!“ Das kenne ich ja bereits, dennoch dauert es ein paar Minuten, bis ich meine Mitte gefunden hab. Die eigentlich intuitive Bewegung des aufrechten Gangs muss in dieser Situation erst einmal neu erlernt werden.
„Man kann die Hände auch vom Lenker nehmen, da passiert nichts, das Fahrzeug steht“, weiß der fachkundige Gästeführer. „Vielleicht aber besser nicht als Anfänger“, schiebt er noch schnell hinterher. Im Verlauf unserer knapp zweistündigen Tour rund um und über den Landschaftspark wird mir das noch gelingen.
Die Hände kleben am Lenkrad
Vorerst bleiben meine Hände aber vorsichtshalber am Lenkrad kleben. Es kann wieder los gehen.
Jetzt keine hektischen Bewegungen. „Ihr müsst euch wie eine Elfe bewegen“, rät Herzog mir und meinen fünf Mitstreitern. Gelächter bricht unter der Gruppe von Neulingen aus. „Das habt ihr ganz schnell drauf und müsst euch eher bremsen, nicht übermütig zu werden“, weiß der Lehrer und rät sogleich, im Laufe unserer Fahrt keine Rückwärtsbewegungen oder Schlangenlinien auszutesten, natürlich zur eigenen Sicherheit und derer der anderen Landschaftspark-Besucher. Mit der Lenkstange und Gewichtsverlagerung steuert man dank Neigungssensoren die Richtung.
Tempo erzeugt man also, indem man sich nach vorn legt. Maximal 20 Stundenkilometer bei einer Reichweite von maximal 30 bis 40 Kilometern. Lange Arme und sich nach hinten legen stoppt das Segway.
Maximal 40 Kilometer Reichweite
Nach einigen Vorübungen setzt sich die siebenköpfige Gruppe in Bewegung, immer mit vorsichtigem Abstand zum Vorder- und Hinter-Fahrer. Ein bisschen Interesse an Zechengeschichte, an Flora und Fauna im Landschaftspark, dem Horizontobservatorium und der Sonnenuhr sollte man schon mitbringen, denn hier geht es nicht allein um die Segway-Fahrt.
Die Guides wissen aber gekonnt, die kleinen Geschichtseinheiten interessant zu gestalten und nicht zu lang werden zu lassen. Allein auf dem Gipfel der Halde macht man gerne einen ausgiebigeren Halt, der imposante Blick über das gesamte Ruhrgebiet und darüber hinaus danken es einem. Der Weg dort hinauf ist dank Elektro-Antrieb unbeschwerlich, mit einem Lächeln kann man an den pumpenden Fahrradfahrern vorbeiziehen. Doch Vorsicht mit den Kurven: Ungeübte sollten ruhig einen größeren Radius einplanen, um nicht - wie ich natürlich wieder - im Grünen zu landen. Meinen Begleitern ist dies übrigens die gesamte Tour über nicht passiert.
Angst zu haben braucht also niemand, die Bedienung ist beinage idiotensicher und spätestens nach ein paar Minuten macht das Fahren einfach großen Spaß. Nur die unbenützten Füße können einem schon einmal einschlafen, zumindest so lang, wie es an Lockerheit noch ein bisschen fehlt.
Bleibt am Ende also bloß noch der Abstieg. „Die Hände bleiben mittig, sonst zieht man den Lenker nach rechts oder links“, warnt Herzog. Dann muss es schnell gehen, ganz gerade müssen der eine und sogleich der andere Fuß zurück gesetzt werden, wie bei einer Treppenstufe. „Zack, zack, und nicht mogeln!“
Dann ist die Fahrt „überstanden“, das Kennzeichen 918-000 steht wieder ordungsgemäß bereit für die nächste Tour-Gruppe.
Die ziehen übrigens noch bis Oktober an jedem Samstag, Sonntag und Feiertag, je 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr, sowie einmal monatlich als Feierabendtour (17-19 Uhr) los. Buchen kann man unter Tel. 02366/18 11 60 direkt im Besucherzentrum Hoheward.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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