Auf Krücken, mit dem Rollstuhl oder Rollator - so steht´s um die Barrierefreiheit in Herten
Läuft! Oder doch nicht?
Direkt vor dem Rathaus stehen drei Behindertenparkplätze zur Verfügung. Foto: ST Ein Knopfdruck und ich bin drin. Im Hertener Rathaus. Seitdem mir nach einem Fersenbeinbruch Krücken verpasst wurden, ist das keinesfalls mehr eine Selbstverständlichkeit. Ich begebe mich auf Spurensuche in Herten: Wie barrierefrei ist die Stadt eigentlich? Wie gut kommen Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren und Gehbehinderungen, körperlich oder einfach altersbedingt, oder aber auch Familien mit Kinderwagen eigentlich voran?
Von Sara Drees
"Als behindert gelten Menschen, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft dadurch beeinträchtigt ist", so die offizielle Definition. Eine anerkannte Schwerbehinderung wird durch die Kreisverwaltung Recklinghausen/Fachdienst 59 erfasst. Und die Zahlen der Mobilitätseinschränkungen sind nicht niedrig: Insgesamt 9.430 Bürger aus Herten und Marl werden aktuell als "gehbehindert" geführt, davon sind 1.802 Personen sogar "erheblich" eingeschränkt, also durch Rollstuhl. Meine Krücken sind dagegen nur vorübergehend, aber sie geben mir einen kleinen Einblick in deren Alltag...
Hohe Anforderungen
Erste Station: Rathaus. Mit Behindertenparkplätzen vor der Haustür, einer komfortablen Rollstuhlrampe sowie automatischen Türen und Behinderten-WCs im Innenbereich gehört das Haus seit dem letzten Umbau zu den besseren Adressen in Sachen Barrierefreiheit.
Einige Schritte weiter, bei der VHS, komme ich um die Stufen schon nicht mehr herum. Das ist aber bei älteren Gebäuden keine Besonderheit. "Die Anforderungen haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert und sind - richtigerweise - größer geworden", betont Stadtpressesprecherin Ramona Eifert. "Dies ist der Grund, warum sich im öffentlichen Raum teilweise nicht überall die gleichen baulichen, barrierefreien Bedingungen wiederfinden." Bei Überplanungen würden solche Stellen dann gezielt betrachtet und wie bei Neubaumaßnahmen den aktuellen Anforderungen sowie örtlichen Gegebenheiten entsprechend umgestaltet. Grundsätzlich kommen bei allen städtischen Baumaßnahmen etablierte Prüfverfahren hinsichtlich der Barrierefreiheit zur Anwendung.
Barrierefreie Mobilität
Insbesondere in Sachen Mobilität tut sich seit einigen Jahren einiges. Wie auch in den Nachbarkommunen werden in Herten sukzessive die Bushaltestellen barrierefrei. Denn: Gemäß Personenbeförderungsgesetz sind alle Haltestellen des ÖPNV bis zum Jahre 2022 vollständig auszubauen. Ein ambitioniertes Ziel für die Vestische. Der Bahnhof Herten-Mitte, so die Bauarbeiten denn tatsächlich dieses oder in den kommenden Jahren starten, ist mit großzügigen Bahnsteigen und Aufzügen komplett barrierefrei geplant. Auch hinsichtlich der Freizeitgestaltung gibt es Positivbeispiele in der Stadt. Hoch auf die Zeche Ewald komme ich mit meinen Unterarmstützen zwar nicht, aber Kaffee und Kuchen lassen sich prima zu ihren Füßen genießen: Mit famosem Blick auf das fürs Ruhrgebiet typische Bauwerk der Industriekultur. Ist doch auch was Schönes. Und in direkter Nachbarschaft wartet ein spektakuläres, barrierefreies Abendprogramm: Der RevuePalast Ruhr ist ein barrierefreier Veranstaltungsort mit einem Aufzug für Rollstuhlfahrer, behindertengerechter Toilette sowie einem speziellen Rollstuhlplatz im Saal. Kontakt Kreis Recklinghausen, Fachdienst 59 - Schwerbehindertenangelegenheiten, Castroper Str. 30 (Ecke Dordrechtring), 45657 Recklinghausen, Telefon 0 23 61 / 53 65 55, Telefax 0 23 61 / 53 65 84 Wussten Sie´s? Ein "barrierefreier Eingang" muss stufenlos erreichbar sein, "eingeschränkt barrierefrei" sagt man, wenn maximal eine Stufe bis sieben Zentimeter Höhe zu überwinden ist.
Autor:XY Z aus Sonsbeck |
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