Komm klar: Prävention gegen Alkoholmissbrauch

Spannend, der Parcours beim Alkohol-Präventionskurs. Foto: Stadt Herten | Foto: Foto: Stadt Herten
  • Spannend, der Parcours beim Alkohol-Präventionskurs. Foto: Stadt Herten
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„Wussten Sie eigentlich, dass im Jahr 2000 knapp 9500 Kinder und Jugendliche bundesweit wegen einer Alkoholvergiftung notversorgt werden mussten? Und wussten Sie, dass sich diese Zahl 2007 auf 23.000 Personen erhöht hat?“ Die Zahlen, die Jugendschutzbeauftragte Sylvia Steffan nennt, klingen alarmierend. Im Trend bei Jugendlichen: „Komasaufen“ und „Flatrate-Partys“. Ein gemeinsames Angebot von Stadt, Diakonie, DROB, Kreisgesundheitsamt und Hertener Selbsthilfegruppen soll nun aufklären.
"Komm klar" heißt der Präventionskurs, in dem Schüler mit Spielen, Aktionen und Gesprächsrunden alles über das Thema Alkoholmissbrauch erfahren. 24 Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Schule aus Westerholt ergreifen nun die Chance und durchlaufen im Kaplan-Prassek-Heim drei Lernstationen im Anti-Alkohol-Kurs.
Die Krankheit "Alkoholsucht" wirft viele Fragen auf: "Wie werde ich abhängig und warum? Wann brauche ich Hilfe und wo bekomme ich sie? Spielerisch lernen sie bei "Wahrheit oder Pflicht" die Problematik kennen, vertiefen diese später mit der fiktiven Figur "Hugo, der Suchtmensch". Alkoholfreie Cocktails mit Frucht- und Tomatengeschmack gibt es an der Saftbar. "Die schmecken ja völlig normal, sind echt lecker", meinen die jungen Kursteilnehmerinnen Sabrina und Luisa.
Im Rauschparcours erfahren die Schüler, wie der Körper unter Alkoholeinfluss funktioniert. Besonders spannend: die Rauschbrille. Durch die Brille verändert sich der Blick, Konturen werden unscharf und wackelig. "Schaut man durch die Brille, ist es so, als hätte man einen Blutalkoholwert von 0,8 Promille. Das entspricht vier großen Gläsern Bier", erklärt Sylvia Steffan das Prinzip. Achtklässlerin Michèle ist sich sicher: "So betrunken, dass ich nicht mehr richtig sehen kann, will ich nie sein."
Klassenlehrerin Barbara Althoff glaubt, dass der Kurs auf jeden Fall sinnvoll ist. "Fakt ist: die Schüler haben ganz sicher Kontakt mit Alkohol", erzählt sie. Oft redeten die Minderjährigen darüber, es würde regelrecht mit Saufgeschichten geprahlt. Umso besser findet sie das kostenlose Angebot, Schüler über Alkoholmissbrauch aufzuklären. "Wenn ich denen was übers Trinken erzähle, hören die mir ja gar nicht zu", meint sie.
Wie das Leben eines Alkoholikers aussieht, erfuhren die Achtklässler unter anderem bei den ehrenamtlichen Helfern des Kurses, Mitglieder aus Hertener Selbsthilfegruppen. Der 63-jährige Ewald zum Beispiel ist seit etwa 18 Jahren trockener Alkoholiker. "Ich fing an zu trinken, als ich 17 war", erinnert er sich. Aus einem Glas Wein täglich, wurden schließlich fünf Flaschen. "Ich habe meine Probleme damals buchstäblich runtergespült", erklärt Ewald. Aufgewacht sei er erst, als er nach einem gescheiterten Suizidversuch in der Hertener Psychatrie gelandet ist. "Die haben mir dann geraten, keinen Alkohol mehr zu trinken und mir den Kontakt zum Blauen Kreuz Westerholt vermittelt."
Den Jugendlichen rät er: "Lasst euch nicht durch Gruppenzwang zum Trinken animieren." (Bericht der Pressestelle der Stadt Herten)

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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