Pflege vor Ort: Kathrin Kirsch wirbt für ihren Traumjob

- Kathrin Kirsch ist Fachwirtin für Alten- und Krankenpflege. Seit Mai 2017 ist sie Ausbildungsleiterin Pflege in der Pflegeeinrichtung Kirsch, zuvor Einrichtungsleitung.
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Mit ein paar Stunden Mehrarbeit, wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn behauptet, sei der Pflege nicht geholfen, findet Kathrin Kirsch. Die 35-jährige Ausbildungsleiterin in der Pflegeeinrichtung Herten blickt aber ohnehin lieber aufs Positive: Ihr Job - für sie ein Traumberuf!
STADTSPIEGEL: Warum haben Sie sich für den Pflegeberuf entschieden?
Kathrin Kirsch: "Meine erste Ausbildung habe ich 2000 bis 2003 als Einzelhandeskauffrau gemacht, aber nach zwei Jahren wünschte ich mir eine Veränderung. Zwischen 2005 und 2008 wurde ich dann zur ex. Altenpflegerin ausgebildet, habe mich zur PDL weitergebildet und schließlich einen IHK-Abschluss zur Fachwirtin abgelegt."
Was hat sich seither in der Pflege verändert?
"Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt konstant an. Immer mehr schwerkranke Menschen kommen in die Einrichtung, viele davon mit Demenzerkrankungen, oft ist die Verweildauer nur kurz. Unser Aufgabenspektrum wird immer größer."
Wo sehen Sie aktuell Missstände?
"Die Personalgewinnung ist ein Problem. Wir versuchen stets gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. Gutes Personal, das bedeutet für uns: teamorientiert und ausdauernd. Es geht auch darum, mal über die Belastungsgrenze hinaus zu gehen. Die Bezahlung sehe ich insgesamt nicht so schlecht, wie sie in der Öffentlichkeit manchmal dargestellt wird."
Wie begegnen Sie in der Hertener Einrichtung den Herausforderungen?
"Wir setzen auf Ausbildung! Mein Job ist genau darauf ausgelegt: Mitarbeiter nach unseren Vorstellungen auszubilden und ihnen die Grundlagen zu geben, sich zu einer guten Fachkraft zu entwickeln. Dafür ist eine enge Betreuung der Auszubildenden erforderlich. Natürlich werden Mitarbeiter auch nach der Ausbildung gefördert und bei der Weiterbildung unterstützt. Wir kooperieren außerdem mit Programmen wie Projekt Vietnam und Cognos International, um ausländische Fachkräfte anzuwerben. Mit dem Pflegestärkungsgesetz II von Pflegestufe auf Pflegegrad in 2017 ist die Pflege viel individueller geworden, da wir nicht mehr nach Minuten arbeiten."
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat versprochen, neue Stellen zu schaffen. Er hat aber auch öffentlich behauptet, mit einer Stunde mehr pro Pfleger könnte sich die Gesamtsituation bereits wesentlich verbessern. Was halten Sie davon?
"Stellen zu schaffen ist nicht das Problem, vielmehr, die Stellen adäquat zu besetzen! Von Mehrarbeit halte ich generell nicht viel. Hier und da mal ein paar Minuten mehr als üblich sind natürlich in Ordnung, aber generell halte ich das nicht für den richtigen Weg, um Personal einzusparen."
Ist der Pflegeberuf auch heute noch Ihr Traumberuf?
"Ja, mit der Pflege habe ich die richtige Entscheidung getroffen! Auch heute würde ich meinen Beruf jungen Menschen weiterempfehlen, denn er ist nicht nur sicher, sondern auch sehr abwechslungsreich und es gibt etliche Möglichkeiten, aufzusteigen oder sich innerhalb der Branche zu verändern. Außerdem erfährt man viel Anerkennung und Dankbarkeit: Ein Lächeln, ein einfaches Danke - das ist einfach unbezahlbar und gibt der Tätigkeit Sinn."
Wie sehen Sie die Zukunft, insbesondere auf die bevorstehende Reform der Ausbildung bezogen, die 2020 greifen soll?
"Wie sich der Beruf und die Branche weiterentwickeln, lässt sich schwer voraussagen. Ich persönlich bin immer offen für Neues und positiv eingestellt. Was die Ausbildung angeht: Die aktuellen Wege sind durchaus in Ordnung, hier hätte es meiner persönlichen Ansicht nach keiner Vermischung von Alten- und Krankenpflege bedurft. Aber wie sich das konkret auswirkt, wird sich zeigen ..." SD
Autor:XY Z aus Sonsbeck |
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