Verrohung: Mädchen im Kino angezündet
Panik in einem Kino am Postdamer Platz: Ein Mädchen im Zuschauerraum geht buchstäblich in Flammen auf. Start einer Serie von brutalen, scheinbar unmotivierten und merkwürdig "öffentlicher" Morde, mit denen es der Berliner Profiler Eli Mattay zu tun bekommt.
Die Bundeshauptstadt wird mit einer Welle von wahnwitzigen Nachahmungstaten überrollt. Aber zum Lachen ist das alles nicht, trotz des bissigen Humors.
Dada ist überall
Brillant, pointiert und erschreckend realistisch kommt dieser Thriller 'rüber. Es ist ein modernes Großstadt-Epos voller skurrilerTypen, Sensationslust, Gleichgültigkeit, Mediengeilheit, Größenwahn und Machtgier.
Eli Mattay, der Erzähler, beobachtet genau und kommentiert das Geschehen so lakonisch, selbstironisch, einfach menschlich. Ein ganz sympathischer Kerl.
Dass sein autistischer Sohn Dylan gerne Dada-Gedichte von Jandl zitiert und seine Umwelt fantasievoll-treffend wahrnimmt ("Hallo, Nuttinghill!", schmettert er den Damen aus der Nachbarschaft entgegen, die dem horizontalem Gewerbe nachgehen), gehört zu den zarten und kostbaren Szenen in diesem spannungsreichen und überraschenden Roman.
Harter Stoff
Immer gut, wenn Krimiautoren über etwas schreiben, womit sie sich auskennen. Herbert Beckmann ist promovierter Psychologe, hat Ahnung von Forensischer Psychiatrie und Kriminalpsychologie. Das Portrait des Mörders ist meisterhaft, die Geschichte mit politischen und sozialen Missstände ein Gemälde unserer Zeit. Guterm harter Stoff.
Herbert Beckmann: Verrohung. Kriminalroman, erschienen im Gmeiner-Verlag, 315 Seiten. 11,99 Euro. ISBN 978-3-8392-1510-4
Von Herbert Beckmann habe ich zuvor auf diesem Portal "Hühnerhölle" besprochen. Auch das ein Kracher. Hier dazu der Link: http://www.lokalkompass.de/herten/kultur/huehnerhoelle-tod-dem-tiere-und-menschenschinder-d325919.html
Autor:Kerstin Halstenbach aus Herten |
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