Shorts – Eine Anschaffung fürs Leben
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ heißt es in unserem Grundgesetz. Doch derer berauben wir uns selbst, wenn wir als Folge der Gluthitze jegliche Selbstachtung verlieren und uns in viel zu eng gewordene Klamotten aus der Sommerkollektion 2003 zwängen. T-Shirts und kurze Hosen laufen nun mal nach unzähligen Waschgängen merklich ein – ganz im Gegensatz zu unseren XXL-Körpern, die wir uns in all den Jahren gewissermaßen „angegrillt“ haben.
Wenn dann schwabbelige Bäuche unter zwei Nummern zu kleinen Shirts hervorlugen, kann dieser optische Schrecken nur noch von dem Anblick der sogenannten Maurer-Dekolletés getoppt werden. Nicht jede Hose verbleibt beim Bücken in Hüfthöhe, was jedoch bei Jennifer Lopez oder Brad Pitt nicht ganz so verstörend wirken dürfte wie bei uns Normalos. Grellbunt, kurzbehost und mit Sandalen und Tennissocken an den Füßen trotzen wir den sommerlichen Hitzegraden und geben für ausländische Besucher ein befremdliches Bild ab.
So ist es für Italiener stets wichtig, eine „bella figura“ in der Öffentlichkeit zu machen, wobei es hier nicht um körperliche Merkmale, sondern mehr um das Gesamtbild einer Person geht. Dazu gehört, dass man sich stets geschmackvoll anzieht, ein gepflegtes Äußeres zeigt, freundlich ist, und sich generell gut benimmt. Lieber die lange Sommerhose statt Shorts wählen, eher zum kurzärmeligen Hemd greifen statt zum Feinripp-Unterhemd.
Und da wir Deutschen bei sommerlichen Temperaturen nun mal gerne in Shorts und T-Shirts durch die Innenstädte laufen, sollten wir bereits vor Beginn der warmen Jahreszeit einen prüfenden Blick in den Spiegel werfen. Vielleicht erinnern wir uns bei diesem Check an Fontanes Ballade „Archibald Douglas“, die mit den Worten beginnt:
„Ich hab' es getragen sieben Jahr,
und ich kann es nicht tragen mehr“
Autor:Klaus Ahlfänger aus Herten |
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