Reingelesen: "Grappa" in Bestform
Sie kann penetrant nerven, mag das süße Leben (Männer, Wein und leckeres Essen) und mischt sich immer ein. Maria Grappa, ersonnen von der Journalistin Gabriella Wollenhaupt, behauptet sich als rothaarige Zeitungstante mit losem Mundwerk schon seit 1993 in der ersten Liga des deutschen Krimis. Das war anfangs wirklich witzig, schlaffte - wen wundert‘s, alles andere wäre eine fast unmenschlich hohe Leistung - später auch mal ab. Und mit „Grappa und der Wolf“ (es geht um Kinderschänder) wurde es dann richtig schlecht.
Doch der brandneue, der 20. Grappa-Streich, um eine wirtschaftlich sehr erfolgreiche Sekte und den verbal-brutalen TV-Moderator einer Castingshow, liest sich frisch, frech und spannend. Glückwunsch, Frau Wollenhaupt.
Die 20. Grappa-Geschichte mit dem Titel "Grappa und die Seelenfänger" mundet, weil gehaltvoll und doch nicht zu schwer geraten. Klasse, wie das alte Schlachtross der Medienzunft - nach der optischen, personellen und inhaltlichen Umstruktuierung ihres Blatts in „Bierstadt“ - dem geschniegelten neuen Chef und einem dummdreisten Neuling richtig einen einschenkt. Dieser Krimi ist auch als eine harsche, kenntnisreiche Medienkrititk zu verstehen.
Der widerborstigen Titelheldin gönnen Leser jedes leckere Mandelhörnchen.
Gabriella Wollenhaupt: „Grappa und die Seelenfänger“
Krimi, Grafit Verlag, 224 Seiten, ISBN 978-3-89425-385-1
Autor:Kerstin Halstenbach aus Herten |
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