Quälend realitätsnah: "Abgesang" von Theo Pointner

Manche „Serientäter“ unter den Krimi-Autoren schaffen es nicht, Spannung und Niveau zu halten. Theo Pointner, der Bochumer unter den Revier-Chronisten mit Faible für Blut und Lokalkolorit, gelingt beides - mit kleiner Einschränkung - mühelos in "Abgesang", dem 10. Roman der Serie.

„Highscore“, der 9. Teil um die Mordermittler vom KK 11 des Bochumer Präsidiums, endete mit der offenen Frage, ob der Ex-Mann und der kleine Sohn der smarten Kommissarin Kartharina Thalbach mit dem berüchtigen „Bleifuß“ ein Attentat überlebt haben. Im Film oder beim Comic würde man von einem perfekten "Cliffhanger" sprechen, der die Zuschauer und Leser auf die Folter spannt, wie es denn nun weitergeht. In „Abgesang“ wird die Frage beantwortet.

Doch der eigentlichte Plott ist eine Mordserie, die an Widerwärtigkeit schwer zu überbieten ist: Ein brutales Schwein von Psychopath mordet erst das Kind, dann die Mutter. Auftakt zu einem Albtraum.

Große Klasse, wie Pointner den Menschen aufs Maul schaut. Ob Bildungsbürger oder fast analphabetische Frau, die in einem Supermarkt Regale auffüllt, alle Figuren überzeugen. „Mein einzigstes Kind“, klagt die verzweifelte Mutter.

Leider ist Theo Pointner in einer Sache etwas ungeschickt: Am Ende lüftet er die Identität des Killers, aber dem ist man als geübter Leser doch schnell auf der Spur und deshalb kaum überrascht. Sprache, Entwicklung und Milieuschilderungen entschädigen aber vollauf.

Und es schaffen nicht viele männliche Autoren, eine weibliche Hauptfigur so überzeugend darzustellen. Dass Katharina Thalbach kurz vor dem „Burn out“ steht, gehört auch zu den Talenten eines Schreibers vom Kaliber Pointner: Er erkennt die Zeichen der Zeit.

Theo Pointner, Abgesang, Krimi, Grafit-Verlag; Taschenbuch, 314 Seiten, 9,99 Euro, ISBN: 978-3-89425-390-5.