Natascha trägt Eulen heim
Sie ist erst 16 und damit die bisher jüngste Gewinnerin der Recklinghäuser Autorennacht. Und das toppt Natascha Eschweiler sogar noch: In der 23-jährigen Geschichte des Forums für Schriftsteller aus dem Kreis hat es die junge Herteneri zudem als bisher einzige geschafft, zugleich auch noch den Publikumspreis zu gewinnen.
Damit trägt Natascha, die die 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Hittorf in Recklinghausen besucht, zwar keine Eulen nach Athen, aber immerhin die „Vestische Literatureule“ der Neuen Literarischen Gesellschaft Recklinghausen (NLG) sowie den Preis des Publikums nach Hause.
Beides sind keine Geldpreise, sondern ideelle Auszeichnungen: Die Vestische Literatureule ist eine von einem heimischen Künstler gestaltete Skulptur oder ein Bild. Für 2010 hat Andrea Fortmann (Borken) die Vestische Literatureule zu einem Bild inspiriert. Werner Fondermann, Vorsitzender der NLG, überreichte außerdem den Publikumspreis an Natascha Eschweiler: die Figur einer Eule.
Der Publikumspreis, den die Zuhörer am Wochenende nach gut dreieinhalbstündiger Mammut-Lesung in der Altstadtschmiede vergeben haben, ist unabhängig von der Entscheidung der dreiköpfigen Jury. Sie bestand in diesem Jahr aus Vorjahressieger Mirko Kussin, Stephan Schröder und Marlies Schwochow. Die Juroren sichteten die von insgesamt 24 Bewerbern eingereichten Texte - Kurzgeschichten, Gedichte, Aphorismen - und ermittelten daraus die zehn Autoren und Autorinnen. Die „glorreichen Zehn“ hatten die Ehre, bei der Literaturnacht zu lesen und um die Auszeichnung miteinander friedlich zu wetteifern.
Fondermann: „Schön ist die Mischung: Es sind vier bekannte Autoren und sechs ganz neue, die sich heute vorstellen.“ Und diese Mischung machte die Autorennacht spannend. Zu den „alten Hasen“ gehörten Edith Linvers (Recklinghausen) und Klaus Schmeing aus Gladbeck sowie die beiden Eulen-Preisträger Hubert Lohrmann aus Haltern und der Recklinghäuser Ulrich Dittmar. Die „Neuen“ - Harry Richter (leidenschaftlich, gestenreich und mit schöner Stimme vortragend), Katja Klein (Künstlername), Volker Köhn (Herten), Jutta Koppmann aus Waltrop und Rainer Wüst (Gladbeck) - zeigten sich selbstbewusst im Vortrag und erfreulich unterschiedlich in ihren Ausrichtungen.
Jurorin Marlies Schwochow lobte die Qualität und Kreativität der eingereichten Beiträge und erklärte: „Die Jury hatte es nicht leicht. Und manche Texte hatten es mit der Jury nicht leicht.“ Auf jeden Fall ist die Entscheidung der Unbestechlichen eine reelle Sache, weil ihnen die Texte anonymisiert vorliegen. Natascha Eschweiler reagierte hocherfreut und auch überrascht, vor allem über den „Doppelschlag“. Beworben hatte sie sich für die Autorennacht, weil ihre Mutter davon gehört und ihr dazu geraten hatte. „Dass es auch eine Autorennacht für unter 25-Jährige gibt, wusste ich gar nicht.“ Die U25-Autorennacht findet am 3. Dezember statt.
Über sich selbst erzählte die 16-Jährige: „Ich mag lieber ernste Themen, auf verlogenene Liebesromane habe ich keine Lust. Privat lese ich gerne und viel, ich mag Thriller. Ich höre gerne Power-Metal. Discotheken sind nicht so mein Fall.“ Berufliche Pläne hat sie noch nicht. „Autorin käme für mich aber als Zweitberuf in Frage.“ Insgesamt war es ein überaus spannender Abend. Es ging um Zukunftsängste, Sex, Beziehungskrisen, fantastische Welten, schwarzen Humor (sehr schön: „Das Sofa des Grauens“ von Klaus Schmeing aus Gladbeck), Trauer, Liebe und Leidenschaft, den Umgang mit Krankheit und Verlust. Zwischendurch konnte man sich aber schön entspannen bei feinem Klavierspiel von Michael Mikolaschek.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Herten |
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