Kommt ein Vogel geflogen

Einmal mehr heißt es bei der Deutschen Bahn „kleine Ursache – große Wirkung“ Jetzt hat es ein Vogel in die Schlagzeilen geschafft, dem es gelang, einen hochtechnisierten ICE im wahrsten Sinne des Wortes zur Strecke zu bringen. Eine Sekunde der Unaufmerksamkeit und das Federtier verfing sich im Stromabnehmer des Schienenfahrzeugs, was einen Kurzschluss mit letalem Stromschlag zur Folge hatte. Nun gut - für den Vogel war die Angelegenheit sozusagen blitzschnell erledigt – ganz anders hingegen erging es den rund 450 ICE-Passagieren, die mehr als vier Stunden in dem havarierten Hochgeschwindigkeits-Zug ausharren mussten, der ausgerechnet in einem 2500 m langen Tunnel zum Stehen gekommen war.

Überhaupt scheint es mir, dass bei neu entwickelten technischen Systemen Alltagstauglichkeit kein großes Thema ist. Was unter laborähnlichen Bedingungen prächtig funktionierte, erweist sich dann in der Praxis als Quell ständigen Ärgernisses. In Zeiten fortschreitender Zentralisierung und Vernetzung wirken sich solche Schwachstellen geradezu fatal aus. Macht irgendwo ein mickriges Relais schlapp, so stehen dann in halb Deutschland die Räder still.

Ich mag gar nicht daran denken, wie es wohl in einem Krisenfall in unserer “schönen neuen Welt“ zugehen wird. Wenn bereits ein orientierungsloser Piepmatz den ICE-Goliath paralysieren kann, dürften zielgerichtete Aktionen gegen zentrale elektronische Schaltstellen landesweite Konfusion und Handlungsunfähigkeit bewirken. Die Vielzahl der rechnergesteuerten Abläufe hat unsere Gesellschaft verwundbarer gemacht und es bleibt nur zu hoffen, dass es uns nicht irgendwann wie Goethes Zauberlehrling ergeht, der da verzweifelt ausruft:

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
werd' ich nun nicht los

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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