Keine Tränen für den toten Baron

Mit diesem Mordopfer haben Leser wenig Mitleid: In einem Dorf im Salzkammergut wird ein hochbetagter Baron abgestochen. Jahrzehntelang hat der einflussreiche, leidenschaftliche Jäger seine eigene Familie schikaniert und seine Mitmenschen wie Dreck behandelt. Nun sitzt er tot vor der Wallfahrtskapelle, mit Linsen (!) in den Schuhen.

"Blutiger Klee" heißt der Roman von Marlene Faro. Exzessive Gewaltdarstellung und Schockeffekte überlässt sie in ihrem neuen Buch gerne anderen Schreibern, und dafür möchte man ihr danken. Die gibt es nämlich im Dutzend billiger.

Nachdem Marlene Faro sich als Autorin von Romanen (eher für die weibliche Leserschaft) wie „Frauen, die Prosecco trinken“ einen Namen gemacht hat, wechselt sie nun ins Krimi-Fach.
Ein guter, ein gelungener Schritt. Mir gefallen ihre Charakter- und Milieustudien, weil Marlene Faro unterhaltsam und ungekünzelt schreibt. Auch nicht klischeehaft: Dass der Baron ein übler Mensch geworden ist, dafür gibt es Gründe. Alle Kinder sind nun mal weich und (ver-)formbar.

Sehr sympathisch wirken die beiden Hauptfiguren, über die man gerne mehr lesen würde. Da ist der Frauen gegenüber schüchterne, aber durchaus clevere Mordermittler Arthur Pestalozzi (reichlich seelisch angeschlagen, weil ihn seine Ehefrau schnöde verlassen hat und nie bemerkend, wie gut er bei den Frauen, denen er begegnet, ankommt) und die alleinerziehende Gerichtsmedizinerin Lisa Kleinschmidt, die auch an allen - beruflichen wie privaten - Fronten zu kämpfen hat.

Ob Dorf-Sherrif, Touris, eine wunderbare Tante, der alte Butler mit Leibeigenen-Syndrom, wütende Bauern, Promi süchtige Boutiquen-Besitzerin, der Roman ist reich an Figuren und an überraschenden Wendungen. Sommerleichte Lektüre, aber auch ein Krimi, der alles hat, was Mordsunterhaltung braucht.

Marlene Faro: Blutiger Klee. Gmeiner-Verlag, 312 S., Paperback, ISBN ISBN 978-3-8392-1288-2, 11,90 Euro