Heute schon gespamt?

Bis vor einigen Jahren waren die Absender unerwünschter E-Mails vornehmlich auf Mauritius oder im nicht ganz so fernen Liechtenstein beheimatet. Mag sein, dass ich seinerzeit vorschnell diese exklusiv nur an mich gerichteten Angebote als unseriös eingestuft hatte, Ja, da war von 15 Prozent Jahresrendite die Rede und wenn ich Anteilseigner eines noch zu errichtenden Sägewerks in der Sahara geworden wäre, hätte meine Kapitaleinlage sage und schreibe mindestens 30 % p.a. abgeworfen, wobei mir auch noch als Deputat die kostenlose Lieferung von einem Kubikmeter Kaminholz zugesichert wurde. Zudem offerierte mir man aus allen Erdteilen leistungssteigernde Pillen, die auf Wunsch in neutraler Verpackung zum bedürftigen Empfänger zur Auslieferung gelangten.

Doch das alles ist „Spam“ von gestern, denn endlich haben die Gesetzgeber einen Riegel vor diese aufdringlichen Werbemethoden geschoben. Längst ist neues Unheil über uns gekommen, dessen Ausmaß und Wirkung es mit manch biblischem Schreckenszenario aufnehmen könnte. Zwischenzeitlich hat sich nämlich ein Heer von Hardcore-Spammern gebildet, das sich aus Bekannten- und Freundeskreisen rekrutiert. Unaufgefordert mailt man mir täglich eine Unzahl von Links zu, die ich unbedingt anklicken müsse, weil man sich selbst dabei fast zu Tode gelacht habe. Ja – aber eben nur fast! Diese Hinweise auf irgendwelche Funpics, niedliche Katzenfotos, Videos mit dusseligen Autofahrer/Innen oder zotige Witzportale haben sich zu einer wahren Plage ausgeweitet. Hinzu kommt noch, dass man dem gähnend langweiligem Urlaubsbildergucken nicht mehr entgehen kann, weil diese in der Regel gleichausehenden Fotos auf externen Servern ausgelagert werden, um sie dann einer limitierten Zahl von Opfern mittels Kennwort zugänglich zu machen.

Wie bereits erwähnt, leben diese Spammer nicht mehr auf Mauritius, sondern sie wohnen in Dinslaken oder schlimmstenfalls gleich um die Ecke, so dass man jederzeit die vorwurfsvolle Frage befürchten muss: „Hast du dir denn nun endlich mal die lustigen Bilder angeschaut, sind doch zum Kreischen, nicht wahr?“

„Die Rache ist mein; ich will vergelten,“ so lautet es in der Bibel. Ich werde jetzt eine Rund-Mail an mindestens 150 Personen senden, in der ich die Empfänger bitten werde, meinen Anti-Spam-Beitrag aufmerksam zu lesen. Vielleicht hilft es mir.

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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