Heute Gans – morgen Gans
Das „mit Weihnachten kann auch dieses Jahr nicht gutgehen“, weil wir jeglichen Bezug zum Ursprung und Sinn dieses kirchlichen Festes verloren haben. Unbelehrbar halten wir an überkommenen Vorstellungen aus unserer Kindheit fest und sehnen uns darüber hinaus nach heimeligen Weihnachtsabenden, wie sie in den Geschichten von Peter Rosegger und Charles Dickens so trefflich beschrieben wurden. Und mit dem Wunsch, Heiligabend solle doch draußen gefälligst Schnee liegen, schießen wir ein glattes Eigentor. Schwiegereltern wohnen nun mal nicht gleich um die Ecke, sondern der weihnachtliche Pflichtbesuch setzt eine rutschige Autofahrt nach Dinslaken oder Eslohe voraus.
Dort ist es mit dem Geschenkeaustausch - Krawatte gegen Doppelherz – leider nicht getan. Der unüberriechbare Bratenduft deutet auf einen magenfeindlichen Grossangriff hin. Sozusagen als Intermezzo zwischen fettiger Weihnachtsgans und üppigem Kaffeetrinken werden peinliche Geschichten aus den Kindertagen aufgewärmt. Und – weil gesagt wurde – dass man wegen der Wetterlage früh die Heimfahrt antreten müsse – wird gleich nach der Kuchenattacke das Abendessen aufgetischt.
Froh, der nicht enden wollenden Nahrungskette entronnen zu sein, wird uns bei der Rückfahrt schrecklich bewusst, dass uns morgen ein ähnlicher Tag mit annähernd gleichem Verlauf bevorsteht. Schließlich pochen auch meine Eltern auf ihr Recht, uns mit einem traditionellen Weihnachtsessen mästen zu dürfen.
Im nächsten Jahr wird jedoch alles anders. Eltern und Schwiegereltern erhalten jeweils zwei Gutscheine für eine Rundreise durchs weihnachtliche Salzkammergut, bei der als Höhepunkt ein opulentes Heiligabend-Gala-Dinner durchzustehen ist.
Wir freuen uns schon jetzt auf Weihnachten 2012
Autor:Klaus Ahlfänger aus Herten |
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