Gabriella Wollenhaupt: Lieber Snowdon als Clooney

Seit über 20 Jahren Krimischreiberin, noch länger Journalistin: Gabriella Wollenhaupt, Autorin der „Maria-Grappa“-Reihe. | Foto: Ingo Beckmann
  • Seit über 20 Jahren Krimischreiberin, noch länger Journalistin: Gabriella Wollenhaupt, Autorin der „Maria-Grappa“-Reihe.
  • Foto: Ingo Beckmann
  • hochgeladen von Kerstin Halstenbach

Sie ist die Königin unter den Krimiautoren im Revier. Gabriella Wollenhaupt schickt seit über 20 Jahren Maria Grappa auf gefährliche Missionen. Die Bestseller-Autorin kommt ins Vest. Am 18. März liest Gabriella Wollenhaupt um 19.30 Uhr im Hertener Glashaus aus „Grappa und die Toten im See.“

Wann schreiben Sie Ihr zweites Drehbuch für einen „Tatort“?
Gabriella Wollenhaupt: Nicht, solange ich noch ganztägig als Fernsehredakteurin arbeite. Das Schreiben eines Drehbuchs ist zwar sehr interessant, macht aber viel Arbeit, weil (meiner Meinung nach) zu viele Leute mitbestimmen wollen, und man deshalb immer bereit sein muss, schnell Änderungen zu machen.
Mein erster und einziger „Tatort“ (Voll ins Herz, Radio Bremen) hat mir dennoch Spaß gemacht. Es war eine gute Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Sie haben schon viele Bücher veröffentlicht, schreiben Gedichte, malen, arbeiten als Redakteurin - welcher Zaubertrank liefert Ihnen so viel Energie?

Ab und zu ein oder mehrere Gläser trockener Weißwein vielleicht? Jedenfalls keinen Grappa! Aber im Ernst: Schreiben ist für mich eine Freude. Die Figuren, die ich erfinde, sagen mir, was sie tun wollen und in welche Richtung es mit ihnen gehen soll. Mancher Mörder weigerte sich schon, einer zu sein…und ich musste umdenken. Malen und Lyrik machen mich als kreativen Menschen komplett. Wenn ich „ausgeschrieben“ bin - also mein Manuskript abgeliefert habe - greife ich schon mal gern zum Mal-Pinsel.

Hoeneß heult und der Blaustrumpf trickst

Sie spielen gerne mit Namen: Pitt Brad, Mobby Madig… Sollten ein gewisser Uli Hoeneß oder eine Alice Schwarzer die Ehre haben und Ihre Fantasie beflügeln, welchen Namen würden Sie solchen Figuren in einem neuen Maria-Grappa-Roman verpassen?
Für Uli Hoeneß würde ich (als Borussia Dortmund-Fan) einen Namen wählen, der die Diskrepanz zwischen seinem eigenen Moralanspruch und der millionenfachen Steuerhinterziehung aufzeigt. Oder vielleicht seine Heulattacke im Fernsehen. Also vielleicht: Bulli Jammerlos… (nehme gern weitere Anregungen entgegen!) Und für Alice Schwarzer … Trixi Blaustrumpf? Oder: Rosa Goldmacher? Aber eigentlich mag ich sie ja ...wegen ihrer Verdienste um die Frauenbewegung. Leider ist die Heldin meiner jungen Jahre bös gefallen und hat ihre moralische Dimension verloren.

Welches Vorurteil über Frauen finden Sie besonders bescheuert?
Eigentlich finde ich alle Vorurteile bescheuert. Ich recherchiere gerade für meinen neuen Grappa-Krimi „Grappa sieht rosa“, in dem es um Homophobie und Schwulenhass geht. Was mir da an Vorurteilen über den Weg läuft, ist unfassbar.

Edward Snowdon, George Clooney und Bill Gates möchten von Ihnen interviewt werden, für wen entscheiden Sie sich – und warum?
Ich würde Snowdon wählen. Clooney würde eh nicht auf mich „stehen“ und ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht, was ich ihn fragen sollte.

Maria Grappa:
- hat den investigativen Journalismus praktisch erfunden
- ist lebenslänglich rothaarig
- genießt Rotwein, Reisen, Kunst, gutes Essen und gutaussehende Männer
- schießt gerne übers Ziel hinaus
- tritt den Mächtigen hochhackig auf die Zehen
- fürchtet sich nicht vor kriminellen Bullen, korrupten Politikern, Nazis
- liebt Mandelhörnchen von Frau Schmitz
- trickst Verleger und Chefredakteure aus, wenn die sie aufs Abstellgleis schieben wollen oder ihre Arbeit sabotieren möchten

Gabriella Wollenhaupt:
- lebt in Dortmund, arbeitet als Redakteurin für den WDR
- hat seit 1993 insgesamt 23 Romane über die streitbare Journalistin Maria Grappa aus Bierstadt geschrieben, aktuell: „Grappa und die Toten im See“
- schreibt außerdem historische Romane, zusammen mit Friedemann Grenz (ihrem Ehemann): „Leichentuch und Lumpengeld“, „Blutiger Sommer“ spielen in Preußen nach 1848
- zeitgenössisch und „Grappa“-freies Solo: „Schöner Schlaf“ – es geht um Morde, Kunst und Kunstdiebstahl
- alle Kriminalromane sind im Grafit Verlag (Dortmund) erschienen

Infos im Netz: www.gabriella-wollenhaupt.de

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.