Streetart in Herten – Gastbeitrag von Wolfgang Seidel
Die Stadt als Leinwand

"Wandmalereien" sind in Herten überall zu finden.
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Mal ganz gewagt gefragt: Was verbindet Altamira mit Herten? Genau! Wandmalereien. Dort im Norden Spaniens finden sich mit den prähistorischen Höhlenmalereien um 16000 v.Chr. die Anfänge der Wandmalerei als ältestes kulturelles bzw. künstlerisches Erbe, hier in Herten, genauer entlang der Ewaldstraße treffen wir – unübersehbar – auf Beispiele der jüngsten Form der Wandmalerei, nämlich auf lebendige großflächige Gemälde an Hausfassaden, murals, wie sie im englischen genannt werden.

von Wolfgang Seidel

Damals wie heute geht es bei den Wandmalereien um Kommunikation, um das Setzen von Zeichen und Botschaften und um kreative Gestaltung und Einwirkung auf das Lebensumfeld.
Verlassen wir die Historie der Wandmalerei und wenden uns konkret den Gemälden in Herten-Süd zu. Unsere Auswahl starten wir am besten an der Ewaldstraße 97. Ein schon von weitem sichtbares Wandbild nimmt uns gefangen. Es steht in heftigem Kontrast zu dem davor liegenden Abstellplatz, konkurriert zu den großflächigen Werbeanlagen und reibt sich eigentlich mit allem, was sonst im Blickfeld ist. Ineinander verschachtelte Farbflächen und bildhafte Elemente, wie etwa ein Adlerkopf, heben sich von der unifarbenen violetten Fläche ab. Konkret und bestimmend, aber scheinbar ohne inneren Zusammenhang zum übrigen Bild, sind die beiden gleichgestalteten Frauenfiguren im unteren Bildteil. Von großer ästhetischer Qualität, aber auch rätselhaft zeigt sich gleich dieses erste Mural. Die Künstler The Top Notch (David Hufschmidt) und Demon (Ingo Ahlhorn) – zwei der ganz Großen dieser Kunst – haben sich hier in Herten erstmals mit Johanna Lüffe, von der die Frauenfiguren stammen, zusammengefunden. Entstanden ist es, wie fünf weitere Murals in Herten-Süd, im Rahmen des städteübergreifenden Projektes „Urban Fine Art Meeting“, das, vom Land NRW gefördert, in den Städten Dortmund, Essen, Hagen, Hamm und eben in Herten unter der künstlerischen Leitung von Jan Schoch und Peter Petersen 2016 und 2017 umgesetzt worden ist.
Ebenso stadtbildprägend und beeindruckend wirkt das zweiteilige Mural am Gebäude der Diakonie in der Ewaldstraße 72. Übereck begegnen sich die Madonna und der Elefant. Madame Moustache und Kurt Quimi haben das Gemälde in einer halben Woche von einem Hubsteiger aus in schwindelnder Höhe erstellt. Die im Original „geklebte“ Madonna ist inzwischen durch ein neues gemaltes Kunstwerk ersetzt worden. Christliche Madonna wie Elefant, der im Hinduismus und Buddhismus als Gott für Glück und Erfolg verehrt wir, wachen wie Schutzpatrone über das Gebäude, in dem die Diakonie sich ja tatsächlich um Schutz- und Hilfebedürftige kümmert.
Sehenswert ist weiter oberhalb in der Ewaldstraße 62 auch die Rückwand im Hof von Art.62. Diese „Projektionswand“ ist im Jahr 2016 zunächst von vier Künstlern unter Leitung der Kuratoren Schoch und Petersen gestaltet worden, wird seitdem ständig weiterentwickelt und verändert unter der künstlerischen Obhut von Art.62.

Rätsel werden aufgegeben

An der Ewaldstraße 99 leuchtet hinter abgestellten Fahrzeugen das „Traumauto“ von Adnan Kassim hervor. Im Durchgang zum Place d’Arras finden sich Arbeiten aus einem Projekt der Hertener Stadtwerke und rund um den Waldritter-Campus an der Ewaldstraße 16 lassen sich weitere spannende Gemälde entdecken, insbesondere eine von Kindern und Jugendlichen aus dem Quartier gestaltete Phantasiewand. Auch die städtische CreativWerkstatt hat in mehreren Projekten Kinder und Jugendliche mit dieser Kunstform vertraut gemacht.
Alle Werke, alle Gemälde stellen sich der Öffentlichkeit, sind Teil des öffentlichen Raumes, fordern den Passanten als Betrachter heraus, geben Rätsel auf, erfreuen oder amüsieren ihn oder lassen ihn schlechtestenfalls unberührt. Kunst in und an der Straße – streetart – ist ein selbstverständlicher Teil unserer Stadtgestaltung und präsentiert sich vor allem dort, wo sie besondere Wirkung entfalten kann. Und wir Betrachter unterscheiden sie instinktiv sehr wohl von reiner provokanter Schmiererei.
Die Stadt als Leinwand - eine lohnende Erkundung in diesen Zeiten!

Autor:

Lokalkompass Herten aus Herten

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