Die Sendung mit dem Klaus
Es hat schon etwas Erhabenes, wenn man sich beim Pommes-Essen gleichzeitig im Radio hören kann. So sind wir also am vergangenen Sonntag - kurz vor 20 Uhr – mit dem Rad zu unserer Lieblings-Imbissstube gefahren, weil ich wusste, dass dort ganztägig unser Lokalsender im Hintergrund dudelt.
Während meine Frau an der Theke Pommes, Majonäse und Ketchup orderte – selbstverständlich hochkalorische Doppelportionen – sorgte ich für die passenden Getränke, die man dort einem riesigem Kühlschrank entnehmen kann. Kaum hatten wir uns hingesetzt, hörten wir auch schon die Erkennungsmelodie unseres Bürgerfunk-Magazins und meine Frau mäkelte direkt nach meiner Anmoderation : „Warum sprichst Du eigentlich zuhause nicht so deutlich, normalerweise nuschelst du derart, dass ich dich kaum verstehen kann ?“
Ich hatte die April-Ausgabe gemeinsam mit meiner jungen Kollegin Franziska geschnitten und moderiert und kannte somit den Sendeablauf - und die Leute an den Nebentischen mussten mir wohl hellseherische Fähigkeiten zugetraut haben, wenn ich - übertrieben laut - meiner Frau sagte: „Nach dem nächsten Beitrag kommt Kid Rock mit „All summer long „
Nach der zweiten Flasche Bier hatte ich einen Anflug von Größenwahn, weil ich mir vorstellte, dass jetzt 600000 Hörer gebannt an ihren Radiogeräten lauschen könnten – ganz zu schweigen von den sieben Milliarden Menschen in aller Welt, denen der zeitgleiche Empfang unseres Radiomagazins via Internet möglich gemacht wird.
Entgegen meiner sonst üblichen Trinkgewohnheiten pflückte ich mir noch eine weitere Flasche aus dem Pommes-Buden-Kühlgerät, denn schließlich war ich ja noch annähernd zwanzig Minuten auf Sendung. Im Grunde genommen hörte ich mir die Beiträge und Musikstücke an, die wir Tage zuvor unzählige Male auf meinem Rechner probeweise abgespielt hatten. Aber wenn das Ergebnis unserer Mühen dann wirklich „on air“ ist, hat man irgendwie ein prickelndes Gefühl.
Am Mittwoch wird unsere Sendung wiederholt – und ich werde sie mir noch einmal anhören – um zu kontrollieren, ob ich sie mir nicht am Sonntag im Imbiss sozusagen „schön getrunken“ hatte. Eins weiß ich jedoch jetzt schon: Ich werde beim Zuhören das ratternde Geräusch der Currywurst-Schneidemaschine vermissen.
Autor:Klaus Ahlfänger aus Herten |
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