Denkt euch, ich habe Mick Jagger gesehen …..

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Da hatte mich meine Frau für zwei Stunden von der Leine gelassen – doch dann endete mein Auslauf bereits nach knapp hundert Metern, weil eine riesige Menschenmenge mir den Weg zur Altstadt versperrte. Irgendeine Berühmtheit hatte wohl im Breidenbacher Hof genächtigt und zwei direkt vor dem Eingangsportal abgestellte Luxus-Karossen sowie ernst dreinschauende Bodyguards deuteten auf eine bevorstehende Abreise hin. Meine Frage, für wen man sich denn hier die Beine in den Bauch stehe, wurde mit einem ehrfurchtsvoll gehauchten „auf die Stones“ beantwortet.

186 Zentimeter Körpergröße und eine Kamera mit 42-er-Zoom schienen mir Garanten für eine treffliche Bildausbeute zu sein. Zudem mussten Blasenschwächere nach längerer Wartezeit notgedrungen ihre Logen-Plätze verlassen, so dass ich ohne weiteren körperlichen Aufwand quasi in Pole-Position der britischen Rentnerband auflauern konnte. Trotz langen Herumstehens war die Stimmung prächtig – es wurde gefrotzelt und gelacht, wenn die breidenbachsche Drehtür anstatt der erwarteten Alt-Rocker irgendeinen bedeutungslosen Nobody ausspuckte. Eine vor mir ausharrende, elegant gekleidete Mittvierzigerin verspürte offensichtlich noch ein Nachbeben, als sie - über Gebühr laut - von Mick Jaggers Vitalität schwärmte, den sie tags zuvor in der Esprit-Arena als Bühnen-Derwisch erlebt hatte. „Ja, der sieht heute noch so aus wie bereits vor vierzig Jahren“, merkte ich nicht ganz hämefrei an. „Und sicherlich müssen wir hier jetzt so lange warten, weil er wieder einmal seinen Rollator nicht finden kann“ – wenn böse Blicke wirklich töten könnten, wäre mir die nachfolgende Szene entgangen.

Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge und alle Blicke waren himmelwärts gerichtet – präziser gesagt auf die oberste Fensterreihe dieser Luxus-Herberge. Dort waren für wenige Sekunden ein schwarzgelocktes Haupt und eine in Papstmanier huldvoll winkende Hand zu sehen. Schnell einigten wir uns darauf, dass es sich bei dieser Erscheinung um Mick Jagger gehandelt hatte. Folgerichtig müsste er dann doch in wenigen Minuten hier bei uns Irdischen auftauchen, um dann – nach einem kurzen Bad in der Menge – mit einem dieser Nobelschlitten Richtung Flugplatz abzudüsen. Nach weiteren zehn Warteminuten, in denen wir mehrere Hotelgäste verdächtigt hatten, in Wirklichkeit Mick Jagger zu sein, erfuhren wir von eintreffenden Polizisten die bittere Nachricht, dass die Rolling Stones das Hotel bereits verlassen hätten – und zwar durch den Hinterausgang.

Fazit: Ich werde niemals mehr im Breidenbacher Hof übernachten – und schon gar nicht alleine. Da standen wir mehr als eine Stunde blöd in der Gegend herum und Hotelleitung und Mick Jagger lachten sich ins Fäustchen. Die siebzigjährige Rocklegende ist wirklich jung geblieben, was wohl durch diesen Dummejungenstreich nachhaltig bewiesen ist. Ob sich droben am Hotelfenster tatsächlich Jagger gezeigt hatte, ist äußerst zweifelhaft. Aus dieser Entfernung gesehen, hätte es - mit Ausnahme von Blondschopf Heino - jeder x-beliebige Sterbliche sein können. Als Amateur-Paparazzo gelang es mir leider nicht, die Kamera blitzschnell zu fokussieren. Immerhin erwischte ich die winkende Hand des vermeintlichen Rockstars.

Dieses Foto möchte ich den LK-Lesern nicht vorenthalten und ihnen gleichzeitig die Rätselfrage stellen: In welcher Stadt habe ich die Rolling Stones beinahe gesehen? Diejenigen, die meine Frage richtig beantworten, haben von mir die Erlaubnis, sich eine Kopie des Hand-Fotos herunterzuladen, wobei ich Ehrlichkeit voraussetze.

Autor:

Klaus Ahlfänger aus Herten

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