Michael Holtschulte kennt dennoch den Ernst der Lage
"Den Humor nicht verlieren"
Er sitzt Zuhause und zeichnet: Die Coronakrise ist vor allem für freiberufliche Künstler eine harte Probe, ja existenzgefährdent. Der Stadtspiegel hat beispielhaft den Hertener Zeichner Michael Holtschulte befragt, was sich in diesen Zeiten für ihn ändert.
von Thorsten Seiffert
"Als freiberuflicher Cartoonist ändert sich für meine tägliche Arbeit gar nicht so viel", ist die überraschende erste Antwort. Holtschulte sitzt im heimischen Atelier und zeichnet. Dank Internet und Telefon funktioniert das von je her ohne großartigen persönlichen Kontakt. Doch ab und zu muss er raus - mehr als zuvor! "Die Ironie an der ganzen Geschichte ist, dass ich nun neben meinen beiden Katzen einen sechs Monate alten Hund habe. Wegen dieses kleinen Kerls muss ich jetzt öfter an die frische Luft als vor dem Lockdown." Soziale Kontakte würden dabei aber selbstverständlich nach wie vor gewissenhaft vermieden.
Mit Langeweile hingegen hat Michael Holtschulte noch nicht zu kämpfen. "Aktuell muss ich die Zeichnungen für einen dicken Comicroman fertig bekommen, Zeitungen und Magazine müssen weiter mit Cartoons beliefert werden und darüber hinaus veröffentliche ich momentan mehr als sonst in den sozialen Medien. Harte Zeiten erfordern es, dass wir trotz allem den Humor nicht verlieren." Natürlich gibt es auch schwere Einschränkungen. "Mir sind meine Liveshows, Signierstunden und Zeichenkurse weggebrochen." Der erste Einschlag sei mit der vernünftigen Absage der Leipziger Buchmesse gekommen und da wurde ihm und vielen Kollegen zum ersten Mal bewusst, wie ernst die Lage ist. Doch Holtschulte hat noch Glück im Unglück.
Hertner Bündnis ist aktiv
"Unterm Strich trifft es mich mit Veranstaltungen aber nicht so hart wie viele meiner Freunde aus dem Comedy- oder Musikbereich, bei denen die Lage teilweise finanziell katastrophal aussieht. Daher hatte ich zum Beispiel auch dazu aufgerufen, Karten für Veranstaltungen nicht zurückzugeben, um Solidarität zum Kulturbetrieb und Veranstaltungsorten auszudrücken und um dazu beizutragen, dass es diese Kleinode der Unterhaltung auch nach der Krise noch gibt." Die existenzielle Bedrohung sei sehr hoch. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, hat Michael Holtschulte jedem Fan, der eine Karte seiner abgesagten Shows nicht zurück gibt, ein signiertes Buch und eine Originalzeichnung versprochen.
Darüber hinaus gebe es zahlreiche Gruppen, die die Krise ebenso hart trifft. "Von der Gastronomie über den Einzelhandel bis hin zu Einzelpersonen werden die Folgen von Tag zu Tag bewusster. Aus diesem Grund organisiere ich auf lokaler Ebene momentan sowohl mit unserem Bündnis 'Herten ist bunt' als auch mit der sehr guten Partei Die PARTEI einige Dinge, um zu helfen."
Wenn man etwas Positives aus der ganzen Situation ziehen wolle: "Ich erlebe, dass wir trotz physikalischen Abstandes enger zusammenrücken und viel Solidarität gezeigt wird." Wenn sich das jetzt auch noch in den Supermarktregalen zeigen würde, wäre schon viel gewonnen.
"Es war nie einfacher soziale Verantwortung zu zeigen, indem man mit dem Arsch zu Hause bleibt."
Autor:Lokalkompass Herten aus Herten |
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