Bratkartoffeln für Tina Turner

Ein gelungenes Cover für ein leseneswertes Buch. Foto: Knaur Verlag | Foto: Foto: Knaur Verlag
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Nicht nur der Titel (Unterzeile: „Meine wilden Jahre als Backstage-Köchin“) weckt Appetit, sich das Buch "Bratkartoffeln für Tina Turner" von Brenda Stumpf einzuverleiben. Was die unter Pseudonym schreibende, aus Recklinghausen stammende Autorin über die 80er Jahre und vor allem ihre Erfahrungen in der Zeche Bochum zu Papier gebracht hat, ist für alle, die diese Zeiten erlebt haben, ein erbaulicher Lesegenuss. Für Jüngere dürfte es wie Nachrichten von einem fremden Planeten klingen.

Man blättert quasi in einem kitschfreien Poesiealbum, ohne Glanzblümchen. Dafür gibt‘s jede Menge Nachtschattengewächse und schrägen Humor.

Küchenchefin mag nach einer gewissen Klasse klingen. Aber gefordert waren - wenn Herbert Grönemeyer, Ina Deter, die Ärzte, die Toten Hosen, Level 42, Chris Rea, BAP, die Sex Pistols, The Clash, Tina Turner und wie sie alle hießen, in der Zeche auftraten und samt Zuschauern und Crew bekocht werden wollten - von der 23-jährigen Studienabbrecherin Stehvermögen, Organisationstalent und Muskeln. Denn Töpfe und Pfannen, in denen Essen für über 120 Personen vor sich hin brutzelt, muss man beherrschen, gleichzeitig Jongleur und Dompteur spielen.

Tatsächlich bestand die Arbeit der taffen Kochfee der Zeche darin, Gulaschsuppe aus der Dose, Hackfleischtoast (Sie wollen jetzt nicht wirklich wissen, wie der gemacht wird) und Bratkartoffeln mit Spiegelei in rauen Mengen ans hungrige Disco- oder Konzertvolk zu verfüttern.
Wer sich im Raum Recklinghausen und Bochum gut auskennt, wird manches wiedererkennen, lustig finden und möglicherweise auch Gänsehaut bekommen. Sei es nun in angenehmer (Alan Bangs würde wohl jede Frau liebend gerne morgens um vier verwöhnen) oder in schauriger Hinsicht wie bei der „Stephen-King-Nacht“: Brendas Erlebnis mit ihrem voll durchgeknallten WG-Genossen ist nichts für schwache Nerven.

Jahrgang 1960 ist die Autorin, die mit „Bratkartoffeln für Tina Turner“ (die sie als sehr freundliche, bescheidene und fantastisch aussehende Dame in Erinnerung hat - auch das Fotomaterial des Buches ist sehr ansprechend) einer ganzen Generation Freude bescheren kann. Jüngeren Lesern beweist sie locker, dass es auch vor CDs, Handys, Internet und I-Phones ein pralles Leben gab. Vielleicht werden manche sogar neidisch.

Brenda Stumpf: Bratkartoffeln für Tina Turner, Knaur, TB, 224 S., ISBN: 978-3-426-78395-5, 8.99 Euro

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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