Zehn Jahre Elbeflut - bis dato größter Einsatz des THW
Wasser, soweit das Auge reichte
die Jahrhundertflut an der Elbe jährt sich in diesen Tagen zum zehnten Mal. Während und nach der Flut leisteten rund 24.000 Einsatzkräfte des THW sechs Wochen lang insgesamt mehrere hunderttausend Stunden Hilfe im Kampf gegen die Wassermassen.
Kilometerlange Reihen aus Sandsäcken, Häuser, die bis zum ersten Stock im Wasser stehen, Pumpen im Dauerbetrieb, Felder, die zu Seen geworden sind und Boote, die dort fahren, wo normalerweise Straßen sind – all das sind Erinnerungen an eine der größten Flutkatastrophen, die Deutschland je erlebt hat. In diesem Sommer jährt sich die Elbeflut von 2002 zum zehnten Mal. Während und nach der Jahrhundertflut leisteten die Einsatzkräfte des THW sechs Wochen lang und mehrere hunderttausend Stunden ohne Unterbrechung Hilfe im Kampf gegen die Wassermassen.
Mit orkanartigen Windböen in Berlin begann die Katastrophe 2002, Anfang August hieß es dann Land unter in Bayern und Baden-Württemberg. Binnen kurzer Zeit traten die Flüsse über die Ufer, Straßen und Gebäude in Ufernähe standen schnell komplett unter Wasser. In Bayern waren rund 3.000 THW-Kräfte aus dem ganzen Bundesgebiet im Einsatz, um gegen die Wassermassen anzukämpfen.
Während sich die Lage in Süddeutschland wieder normalisierte und die Pegelstände zurückgingen, schwappte die Flutwelle auf der Elbe und ihren Nebenflüssen weiter Richtung Sachsen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, dass dies für das THW der bis dato größte Einsatz in der Geschichte werden würde. Während die Elbe in Tschechien bereits über die Ufer getreten und in Prag die berühmte Karlsbrücke von den Fluten bedroht war, bereitete man sich flussabwärts in Sachsen auf die Flutwelle vor. THW-Helferinnen und -Helfer verstärkten in Zusammenarbeit mit weiteren Kräften anderer Organisationen Deiche, Anwohner verbarrikadierten ihre Häuser. Als die Flut Sachsen erreichte, waren viele Menschen trotz aller Vorwarnungen von den Wassermassen überrascht und saßen in ihren Wohnungen fest; THW-Kräfte evakuierten sie mit Baumaschinen, Booten und Amphibienfahrzeugen.
Die Wassermassen gefährdeten jedoch nicht nur Menschen und ihre Häuser: Krankenhäuser mussten geräumt, historische Bauten drohten zerstört zu werden. Zu den bekanntesten Beispielen gehörten die Semperoper, die Frauenkirche und die Staatskanzlei in Dresden. Das THW pumpte in und um die historischen Gebäude Wasser ab, durch einen Sandsackring rund um die Frauenkirche gelang es, dass der Pegel innerhalb des Rings einen Meter niedriger stand und in der Staatskanzlei hielten die THW-Kräfte die Bodenplatten, die durch das Grundwasser nach oben gedrückt wurden, mit Stützen am Boden.
Mit 40 Millionen Sandsäcken im Einsatz gegen die Fluten
Neben Evakuierungs-, Pump- und Abstützarbeiten zählten der Schutz vorhandener und das Errichten neuer Deiche zu den Hauptaufgaben des THW. Hierbei wurden zigtausende Sandsäcke verbaut. Um diesen enormen Bedarf decken zu können, richteten die Berufsfeuerwehr Nürnberg und das THW eine Sandsackkoordinierungsstelle in Nürnberg ein. Von dort aus verteilten sie etwa 40 Millionen Sandsäcke – aneinandergereiht eine Strecke vom Nord- bis zum Südpol.
Das große Aufräumen
Als die Wassermassen zurückgingen, standen die Helferinnen und Helfer des THW vor neuen Herausforderungen: Straßen waren von Schlamm bedeckt, Schutt und Trümmer mussten mit schwerem Gerät weggeräumt und ausgelaufenes Heizöl aufgenommen werden. Zudem hatten die Wassermassen ganze Infrastrukturen zerstört. Um diese wiederherzustellen, errichteten die Spezialisten des THW zahlreiche Behelfsbrücken. Im Norden hatte die Flut zudem Wasser verunreinigt. Um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen, kamen die Trinkwasseraufbereitungsanlagen des THW zum Einsatz.
Einsatz der Rekorde
Der Einsatz der THW-Kräfte – das Einsatzgebiet erstreckte sich entlang der Elbe und ihren Nebenflüssen von der tschechischen Grenze bis nach Hamburg – war ein Einsatz der Rekorde: Rund 24.000 Helferinnen und Helfer des THW aus 662 Ortsverbänden und 582 Hauptamtliche waren insgesamt sechs Wochen lang im Einsatz.
In dieser Zeit pumpte und förderte das THW mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser pro Minute, verbaute zusammen mit anderen Einsatzkräften rund 33 Millionen Sandsäcke und evakuierte gemeinsam mit weiten Hilfsorganisationen mehr als 100.000 Menschen. Darüber hinaus mobilisierte das THW 600 LKW und 150 Tieflader. Insgesamt befanden sich 3.000 Fahrzeuge sowie 250 Pontons und 300 Boote des THW im Einsatz.
Ursache für das Elbehochwasser von 2002 war eine seltene Wetterlage, die ausgedehnte Starkniederschläge mit sich brachte. Bereits fünf Jahre zuvor hatte die gleiche Wetterlage zu der Oderflut von 1997, dem ersten großen Einsatz des THW im Osten Deutschlands, geführt. Heftige und lang andauernde Regenfälle führten in Tschechien und Polen Anfang Juli 1997 zu einem bedrohlichen Anstieg der Oder. Zuerst waren Tschechien und Polen überflutet: Auf das Hilfeersuchens Polen hin sandte die deutsche Bundesregierung Helferinnen und Helfer des THW in das Katastrophengebiet, um die einheimischen Kräfte bei dem Kampf gegen die Wassermassen zu unterstützen.
Text: PM: THW
Bilder: Quelle: http://www.THW.de
Autor:Elke Schumacher aus Heiligenhaus |
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