Statt Süßem oder Saurem Thesen anschlagen
Welches Fest wird am 31. Oktober gefeiert? Vor allem bei jungen Menschen wird als Antwort auf diese Frage „Halloween“ kommen.
Vor einigen Jahren schwappte Halloween mit all seinen Auswüchsen von Amerika nach Europa. „Das ist Kommerz und Party aus den USA“, stellt Astrid Gausmann, stellvertretende Sprecherin des Stadtmarketing-Arbeitskreises „Kultur und Gesellschaft“, fest. Gemeinsam mit der Sprecherin Ruth Ortlinghaus bietet der Arbeitskreis eine Alternative zu diesem „absolut sinnlosen“ Treiben.
Am 31. Oktober 1517 leitete der Wittenberger Mönch Martin Luther mit dem Anschlag seiner 95 Thesen die Reformation ein und veränderte die Welt. Der Arbeitskreis hat zusammen mit dem Gymnasium, der Realschule, der Gesamtschule, den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, dem Jugendrat und der Jugendfeuerwehr ein Projekt mit dem Namen „Auf-Bruch-Stimmung“ ins Leben gerufen. Angesprochen sind Jugendliche der siebten und achten Klassen.
Die weiterführenden Schulen ließen sich für das Projekt begeistern. „Sie erklärten sich bereit, im Rahmen der bestehenden Curricula durch thematische Aufarbeitung das Projekt zu unterstützen“, freut sich Ruth Ortlinghaus. Neben der kritischen Auseinandersetzung der Jugendlichen über die für sie wichtigen moralischen und ethischen Werte von einst und heute stand die Kernfrage „In welcher Gesellschaft möchte ich leben?“im Mittelpunkt.
Die Ergebnisse sollen zusammengefasst als Thesen an die Rathaustür geschlagen werden. „Streng genommen handelt es sich nicht um Thesen, sondern um Wünsche und Forderungen“, so die Arbeitskreis-Sprecherin. „Und wen können die Thesen mehr interessieren als den Bürgermeister? Deshalb bietet Dr. Jan Heinisch den jungen Menschen die Möglichkeit, mit ihm im historischen Ratssaal zu diskutieren.“
Der Rahmen für diese Veranstaltung wurde im Sinne der Jugendlichen spannend gestaltet: Vom Kirchplatz aus ziehen um 19 Uhr die Jugendlichen im Fackelschein zum Rathaus, begleitet von Pastor Horst-Ulrich Müller, der als Martin Luther verkleidet ist, Projektleiterin Astrid Gausmann wird als Luthers Ehefrau Katharina von Bora auftreten. Unter den Klängen eines Gongs werden die Thesen an eine vorbereitete Wand geschlagen. Anschließend wird der Bürgermeister, verkleidet als Fürst, als einer der Befürworter Luthers, die Jugendlichen empfangen.
„Hoffentlich entwickelt sich eine rege Diskussion“, so Ortlinghaus, die darauf hinweist, dass dieses Projekt ökumenisch angelegt ist. Was sich auch darin ausdrückt, dass der katholische Pfarrer Alfons Demand im Ratssaal zur Gitarre greift und ein modernes „Vater unser“ singt.
Autor:Ulrich Bangert aus Heiligenhaus |
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