Schüler stellen ihre Thesen für eine bessere Welt vor - Bedeutung des Reformationstages wurde vor dem Rathaus herausgestellt
Die Szenerie glich einem Martinszug, allerdings ohne Pferd.
Begleitet durch Fackelträger der Jugendfeuerwehr, setzte sich der Zug an der Alten Kirche am Mittwochabend in Bewegung.
Angeführt wurde der feierliche Umzug nicht durch den Heiligen Martin hoch zu Ross, sondern durch den Mönch Martin Luther, begleitet von Katharina von Bora, seiner späteren Ehefrau. Dem Paar folgten zahlreiche Schüler der drei weiterführenden Heiligenhauser Schulen. Vor dem Rathaus war ein Portal aufgebaut, an dem unter den mystischen Klängen eines Gongs Zettel von den Schülern befestigt wurden. So ähnlich soll es sich vor 495 Jahren zugetragen haben, als der Mönch Martin Luther an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen veröffentlichte, die sich mit Fehlentwicklungen in der Kirche beschäftigten: der Beginn der Reformation mit weitreichenden Folgen.
Den meisten Jugendlichen ist der Sinn des Reformationstages nicht bekannt, für sie steht Halloween im Vordergrund. „Halloween ist absolut sinnlos“, urteilt die evangelische Pfarrerin Birgit Tepe und findet dabei Unterstützung bei ihrem katholischen Amtsbruder sowie beim Arbeitskreis Kultur und Gesellschaft im Stadtmarketing Heiligenhaus. Mit der Unterstützung durch Bürgermeister Dr. Jan Heinisch wurde eine Alternative zu Halloween auf die Beine gestellt, um den Sinn der Reformation zu verdeutlichen. „Auch heute gibt es gesellschaftlichen Erneuerungsbedarf“, weiß Ruth Ortlingshaus, Sprecherin des Arbeitskreises. Die Schüler waren aufgerufen, sich Gedanken zu machen, in welcher Gesellschaft sie leben wollen. Diese Wünsche und Forderungen haben sie auf Zettel geschrieben, die sie am Abend an die Tür geheftet haben, unterstützt wurden sie dabei von Pfarrer Horst-Ulrich Müller im Lutherkostüm, Astrid Gassmann vom Stadtmarketing-Arbeitskreis assistierte als Katharina von Bora.
Die „Thesen“ der jungen Menschen, die noch einige Tage vor dem Rathaus zu sehen sein sollen, sind vielfältig. Es gibt den sehr persönlichen Wunsch, dass die Schule nicht vor 9 Uhr beginnen sollte, in Heiligenhaus soll mehr Rücksicht auf die Umwelt genommen werden, alle Menschen sollen gleich behandelt werden, es darf keinen Rassismus geben und es gibt den Wunsch nach Frieden.
Bürgermeister Dr. Jan Heinisch zeigte den jungen Leuten, dass es sich bei dem Spektakel nicht um ein Spaß-Event handelt, sondern dass er ihre Forderungen ernst nimmt. Verkleidet als ein Fürst, eben jener Kurfürst, der Luther wohl gesonnen war, lud er die Jungen und Mädchen in den großen Sitzungssaal, wo zuvor der Hauptausschuss über die Finanzen der Stadt gerungen hatte, und hörte sich deren Forderungen und Thesen an.
Autor:Lokalkompass Niederberg aus Velbert |
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