Junge Leute brachten die DDR zu Fall

Vor dem voll besetzten Hörsaal des Campus Velbert/Heiligenhauser las Peter Wensierski aus seinem neusten Buch vom Ende der DDR. | Foto: Ulrich Bangert
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Peter Wensierski berichtete über das Ende des SED-Staates

Der bekannte Spiegel-Journalist und Buchautor Peter Wensierski war erstaunt, wie viele Menschen zu seiner Lesung in den Hörsaal des Campus Velbert/Heiligenhaus kamen. Dort befand er sich an alter Wirkungsstätte: „Hier war früher die Firma Kiekert, da habe ich als 14-Jähriger gejobbt und mein Bruder hat Werkzeugmacher gelernt“, erinnert sich der gebürtige Heiligenhauser, der in Kettwig Abitur gemacht hatte, um anschließend in Berlin Publizistik zu studieren.

Als westlicher Korrespondent lernte er die DDR kennen und erlebte hautnah die Gruppen, die mit ihren Aktionen das Ende des SED-Staates einleiteten. Das schildert er in seinem jüngsten Buch „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“, aus dem er las. Ende der 80er Jahre gab es das erste öffentliche Auftreten von jungen Leuten in Leipzig, die aus dem Schutz der evangelischen Kirche heraus Aktionen gegen die enorme Umweltverschmutzung wagten. Beim „Pleiße-Marsch“, mit dem 1988 auf den verschmutzen Fluss aufmerksam gemacht wurde, griffen Polizei und Stasi nicht ein: „Die waren irritiert.“ Im November desselben Jahres wurde bei einem Dokumentarfilm-Festival auf eine witzige Art und Weise mit Luftballons gegen das Verbot einiger Filme und der beliebten Zeitschrift „Sputnik“ demonstriert, einem Blatt aus der Sowjetunion, das Glasnost und Perestroika (Offenheit und Umgestaltung) propagierte. „Das war so ein Eigentor der SED“, stellte Wensierski fest.
Es folgten Friedensgebete, auch vor den Kirchen, es wurde nicht eingegriffen. An dem Gedenktag für Rosa Luxemburg staunten die Besucher über Proteste, es gab Festnahmen. Allerdings hatten die Organisatoren westliche Medien und gesinnungsgleiche Dissidenten in Prag, wo gleichzeitig eine KSZE-Nachfolgekonferenz stattfand. „Der US-Außenminister machte Druck auf Honecker, die Verhafteten frei zu lassen. Die Stasi war entsetzt, der Grundstein für Lustlosigkeit wurde gelegt.“ Der Protest wurde durch die Kirchen unterstützt: „Pfarrer stellten mutig Telefone und Druckmöglichkeiten zur Verfügung.

Bereits zu DDR-Zeiten gab es tausende junger Neonazis. „Glatzen und Skinheads ließen sich von ihren Omas Bomberjacken und Springerstiefel aus dem Westen mitbringen.“ Weil es sowas in dem antifaschistischen Staat nicht geben durfte, wurde deren Existenz verschwiegen. „Höchstens wurde von Rowdytum oder Friedhofsschändern gesprochen, wenn ein jüdischer Friedhof verwüstet wurde“, beschreibt Peter Wensierski die offizielle Darstellung.

Wensierski zu dem Wahlerfolge der AfD in den neuen Bundesländern

Die Wahlerfolge der AfD in den neuen Bundesländer sieht der politische Beobachter differenziert: „Viele haben so gewählt, weil sie einfach enttäuscht sind von der großen Koalition.“ Hinzu kommt, dass viele Ältere nicht richtig im System der Bundesrepublik angekommen sind und der DDR romantisch-verklärt anhängen.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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