Abgeordneter will‘s wissen

Der Landtagsabgeordnete Mark Ratajczak tauschte gestern seinen Abgeordnetensessel mit dem Beifahrersitz eines Servicefahrzeuges der Rohr- und Kanaleinigungsfirma Noster. Zusammen mit dem Betriebsleiter Martin Schröder und dem Monteur Kevin Hammes war der Abgeordnete als wissbegieriger Praktikant unterwegs, um sich über die umstrittene Dichtheitsprüfung aus erster Hand zu informieren.
Zahlreiche Bürgerinitiativen laufen Sturm gegen das Landeswassergesetz, nach dem bis Ende 2015 alle Hausbesitzer ihre Abwasserleitungen in der Erde auf Dichtigkeit überprüfen und eventuell sanieren lassen müssen.
Harald Noster, Inhaber einer Rohr- und Kanalreinigungsfirma, hatte Marc Ratajczak, der Velbert, Wülfrath und Mettmann im Landtag vertritt, angeschrieben und seine Lage dargestellt. In Anbetracht der Gesetzeslage hat der Unternehmer in entsprechende Geräte zur Dichtheitsprüfung investiert, zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und geschult. Zwei Mitarbeiter wurden entlassen, weil wegen der Verunsicherung der Grundeigentümer Aufträge fehlen.

Die Dichtheitsprüfung von grundverlegten Abwasserleitungen steht auf dem parlamentarischen Prüfstand. Nach einem Informationsgespräch mit Harald Noster entstand bei dem Landtagsabgeordneten Marc Ratajczak der Wunsch, sich mal einen Tag lang als Praktikant vor Ort über die Dichtheitsprüfung zu informieren.
Gestern Morgen fröstelte der Politiker neben Martin Schröder und Kevin Hammes, als die beiden im Gewerbegebiet Röbbeck von außen die Abwasserleitung eines Einfamilienhaus prüften.
Angenehmer war es in einem Keller an der Hauptstraße in Heiligenhaus, wo Martin Schröder vorsichtig das abbiegbare Kamerasystem bis zum städtischen Kanal vorschiebt. Marc Ratajczak beobachtet den Bildschirm: „Da sind Versatzstücke an den alten Tonrohren zu sehen.“ Überrascht ist der Praktikant von der Menge der Daten, die eingegeben und die von der Kamera festgehalten werden. „Die ganzen Daten und Bilder werden auf einen Stick gezogen und später in einer dreidimensionalen Darstellung ausgedruckt“, weiß Betriebsleiter Schröder. „So können die defekten Stellen punktgenau saniert werden.“ Der Gast aus dem Düsseldorfer Landtag macht wertvolle Erfahrungen. „Da habe ich meinen Kollegen gegenüber was voraus.“ Nachdem das Ministerium Ende Januar einen neuen Entwurf eingebracht hat, wird das Thema in den nächsten Wochen in den Fraktionen beraten. Viele Fragen sind zu klären, wie zum Beispiel, in welchen Zeitraum welche Leitungen mit welchen Mitteln zu prüfen sind, wann Verdachtsfälle vorliegen. Marc Ratajczak rechnet noch vor der Sommerpause mit einer endgültigen Entscheidung des Landtages.