Hilfe, wo sie gebraucht wird!
Kita Löwenzahn unterstützt Ukraine-Hilfe mit Therapiehund
„Was können wir machen?“. Diese Frage stellte sich das Team des Familienzentrums Löwenzahn in Heiligenhaus gleich zu Anfang der Ukraine-Krise. Jetzt ermöglicht die Kita an zwei Tagen in der Woche Spielangebote für geflüchtete ukrainische Familien.
von Astrid von Lauff
Immer freitags ist Therapiehund Charlie ungekrönter König unter den Kindern. Mit diesem Hilfsprojekt ist das Familienzentrum Teil des umfangreichen Netzwerks „Ukraine Hilfe Heiligenhaus“.
Frühlingssonne, strahlende Kinder und mittendrin Charlie – daunenweiches Fell, treue Augen und ein durch und durch liebevolles Gemüt. Es ist der Therapiehund von Claudia Schneider. Immer freitags sorgt er bereits zum dritten Mal in der Kita für gute Laune. Ein Umstand, der grundsätzlich für uneingeschränkte Freude beim Betrachter sorgen würde, wäre da nicht der ernste Hintergrund dieser Aktion. Ukrainischen Familien, meist Mütter mit ihren Kindern, soll Charlie zumindest für einen Moment das Gefühl von Normalität vermitteln und von den traurigen Ereignissen der letzten Zeit ablenken.
„Uns war sofort klar, wir wollen etwas unternehmen. Als Familienzentrum fühlen wir uns in der Pflicht, den Betroffenen zu helfen, schließlich sind wir für alle Menschen in unserer Stadt Ansprechpartner. Wir wollen den Geflüchteten mit Rat und Tat zur Seite stehen und diejenigen, die am meisten Hilfe brauchen, unterstützen. Daher beteiligen wir uns am Heiligenhauser Netzwerk für die Flüchtlinge und stellen unsere Räumlichkeiten und Arbeitskraft gerne zur Verfügung“, so Martin Babetzki, Leiter des Familienzentrums in Unterilp. Zentraler Punkt dieser unbürokratischen Hilfe ist Kita-Mitarbeiterin Lubov Logvinova-Schwarz. Die russisch-stämmige Erzieherin spricht fließend russisch und ist daher unersetzlich für dieses Projekt. „Ich spreche russisch. Das reicht, denn alle Ukrainer sprechen neben ihrer Landessprache ebenfalls russisch. Damit ist die erste Hürde im gemeinsamen Miteinander genommen“, so Logvinova-Schwarz. Das Mitarbeiter-Team schaffe ihr die erforderlichen Freiräume, um die Familien immer dienstags und freitags betreuen zu können. Insgesamt sind es rund 17 Kinder, die mehr oder weniger regelmäßig mit ihren Familien an den Treffen teilnehmen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ukrainerin Marina nutzt das Angebot
Bereits mehrmals war die Ukrainerin Marina mit ihren beiden Kindern Mischa und Mia dienstags und freitags in der Kita Löwenzahn. Es gefalle ihr sehr gut und sie genieße es, ein paar unbeschwerte Stunden mit ihrem dreijährigen Sohn und ihrer drei Monate alten Tochter zu verbringen, übersetzt Logvinova-Schwarz.
Elterncafé am Dienstag
Dienstags findet das sogenannte Eltern-Café statt. Hier können sich die geflüchteten Familien untereinander austauschen. Gemeinsam mit den Kindern versteht sich, denn: „Trennungs- und Verlustängste spielen im Moment eine große Rolle innerhalb der Familien. Die Verunsicherung durch die krasse Veränderung der Lebensumstände sitzt tief“, so Martin Babetzki.
Der kleine Mischa hat seine Schüchternheit bereits abgelegt. Ausgelassen tobt er über die Wiese und genießt sichtlich das Spiel mit Hund Charlie. Auch der Kontakt zu den anderen Kita-Kindern ist kein Problem für ihn. „Vertrauen aufbauen, Nähe zulassen, weiches Fell streicheln, Gefühle zulassen – das tut gut. Darin besteht die Hauptaufgabe von Charlie. Das Resultat: die Kinder öffnen sich“, so Claudia Schneider. Vier Jahre ist Charlie alt und hat viele seiner Erfahrungen auf der geriatrischen Station im Krankenhaus gesammelt. „Ob Alt oder Jung, das macht keinen Unterschied“, so Schneider. „Auch bei ängstlichen Menschen baut sich irgendwann Vertrauen auf und das Ergebnis ist immer positiv.“ Ihr Arbeitgeber, das Heiligenhauser Unternehmen Lüttgens, habe sie eigens für ihren Einsatz am Freitagmorgen freigestellt – ebenfalls eine Art von Hilfeleistung.
Große Hilfsbereitschaft
Die große Hilfsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung bestätigt auch Andreas Holthaus von der Initiative „Heljens hilft“, die auch zum Heiligenhauser Hilfs-Netzwerk gehört. „Wir helfen, wo wir können. Neben dem akuten Bedarf an Wohnraum, sind beispielsweise Handwerkerleistungen, Übersetzungen, Unterstützung bei Behördengängen bis hin zur Begleitung von Freizeitaktivitäten am Wochenende gefragt.“ Zahlreiche Vereine, Organisationen, Verbände oder auch Hilfsaktionen gehören diesem Netzwerk an und führen seit geraumer Zeit unterschiedliche Hilfsaktionen durch und sammeln hierfür Spenden und Hilfsgüter.“ Aktuell werde ein ehrenamtlicher Deutschlehrer für die Erwachsenenbildung gesucht, so Holthaus. Für Charlie neigt sich sein Arbeitstag dem Ende entgegen. Bällchen bringen, gekuschelt werden, toben – das macht müde und Claudia Schneider will ihren Hund nicht überfordern, denn sie weiß: „Liebe kann auch anstrengend sein – doch Charlie kommt immer wieder gern.“ Immer freitags ist Hund Charlie ungekrönter König.
Kontakt
Familienzentrum Löwenzahn, Tel. 02056/3494, Ansprechpartnerin: Lubov Logvinova-Schwarz „Heljens hilft Ukraine“, Ladenlokal des Stadtmarketings Heiligenhaus, Hauptstraße 145, Sprechstunden: Samstag 9 bis 13 Uhr, E-Mail: info@heljenshilftukraine.de
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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