„Wir wollen die Risikotechnik nicht“

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Die Firma Wintershall, ein Tochterunternehmen der BASF, hat bis zum Sommer 2013 die Erlaubnis zur Erdgassuche in NRW erhalten.
Dabei setzt das Kasseler Unternehmen auf eine unkonventionelle Methode: Fracking. Durch den Einsatz von großen Mengen Wasser und Chemikalien wird Erdgas aus Schiefergestein gelöst und dann gefördert. Wegen der möglichen Umweltgefährdung ist das Fracking umstritten.
Die niederbergischen Kalksteinschichten stehen dabei im besonderen Interesse der Wintershall-Geologen. Politik und Verwaltungen im Kreis Mettmann sehen das Vorhaben aber sehr kritisch. Am Donnerstagabend gab es in Heiligenhaus eine SPD-Infoveranstaltung, in der Befürworter und Kritiker des Frackings zu Wort kamen.

„Wir sind stolz auf unser Trinkwasser, und das soll so bleiben“, eröffnete Kerstin Griese, die Vorsitzende der SPD im Kreis, die Info-Veranstaltung zum Fracking.
„Transparenz ist in unserem Interesse“, betonte Michael Blum, Geophysiker in Diensten von Wintershall, der den Unterschied zwischen der konventionellen Gasförderung und der Fracking-Methode verdeutlichte: „Bei der unkonventionellen Förderung fließt das Gas nicht von selbst zum Bohrloch, sondern muss mit Hilfe von Wasser, Sand und anderen Zusätzen aus dem Gestein gelöst werden. „Wir planen hier keine Tiefenbohrung und kein Fracking, sondern nur eine Flachbohrung bis zu 100 Meter zur Gesteinsentnahme aus unverwitterten Schichten.“
Der Geologe musste sich Fragen gefallen lassen, warum das denn gemacht wird, wenn keine Erdgas-Förderung angestrebt werde. „Nur jede fünfte Bohrung stößt auf eine erfolgsversprechende Lagerstätte.“
„Risiken für das Grundwasser entstehen bereits bei der Erkundungsbohrung“, warnt Dirk Jansen vom BUND-Landesverband. Noch dramatischer würden die Gefahren, wenn eine Erdgasförderung eingeleitet wird. „Neben Unmengen von Wasser werden ein bis zwei Prozent giftige und gesundheitsgefährdende Stoffe, wie Biozide, Tuol, Benzol und viele andere bis zu 1000 Meter tief in den Untergrund gepresst. Nicht nur eine Verseuchung des Grundwassers droht, sondern auch an der Oberfläche gibt es Gefahren und Umweltzerstörung“, so der Umweltschützer. „Radioaktive Substanzen kommen nach oben, dazu das giftige Frack-Wasser in Behältern, weitere Anlagen und Straßen mit LKW-Verkehr, und das auf eine Förderzeit von rund 20 Jahren.“
Heimlich, still und leise hat Wintershall seine Konzession durch das für Bergbau in NRW zuständige Regierungspräsidium in Arnsberg erhalten, die lokalen Wasserbehörden wurden nicht informiert. „Hier greift das Bergbaurecht, das in seinen Grundzügen von 1865 stammt“, weiß Dirk Jansen. Die Politik hat das juristische Problem erkannt, erste Schritte zur Änderung sind getan, wie die Bundestagsabgeordnete Griese schilderte. Die Landesregierung verfügte einen vorläufigen Stopp für die Fracking-Methode. „Im Moment dürfen laut Erlass keine Vorbereitungen getroffen werden, die das Fracking zum Ziel haben“, so Nils Hanheide von der Kreisverwaltung. Ein Gutachten mit Risikostudie soll weitere Klarheit bringen.
Christa Reißner, eine Kämpferin für die eigene Heiligenhauser Wasserversorgung, geißelte heftig das undemokratische Vorgehen nach dem Bergbau-Recht: „Wir werden doch verarscht.“ Volker Münchow, Mitglied des Velberter Rates und des Regionalrates, brachte es auf den Punkt: „Hier im dicht besiedelten Kreis Mettmann wollen wir eine solche Risikotechnik nicht!“
Davon lässt sich Wintershall nicht beeindrucken. „Voraussichtlich Ende April werden die fünf Orte feststehen, an denen Probeentnahmen beantragt werden“, teilte Pressesprecher Stefan Leunig dem Stadtanzeiger auf Anfrage mit.

Autor:

Ulrich Bangert aus Heiligenhaus

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