Tag der offenen Moscheen: Das Unbekannte entdecken
Zum ersten Mal öffneten jetzt die Moscheen in Deutschland ihre Türen, um den Besuchern tiefe Einblicke in ihre Religion zu gewähren. Dabei stellte man fest: Ganz so verschieden sind das Christentum und der Islam gar nicht.
Wer bei einer Moschee an prachtvolle Bauten mit runden Dächern und Verzierungen gedacht hat, liegt falsch. Einfache „Orte des sich Niederwerfens“, so das Wort Moschee übersetzt, erfüllen ihren Zweck ja ebenso gut. Eine davon ist die Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Heiligenhaus an der Bahnhofsstraße 11.
Dennoch ist dieses Gotteshaus von innen schön gestaltet. Auf verzierende Wandmuster und einen flauschigen Teppich wurde auch hier nicht verzichtet.
In dem ehemaligen Bahnhof wird aber nicht nur gebetet. Ein Stockwerk höher sind Räumlichkeiten für internationale Begegnungen aller Altersklassen und Nationen. Hier wird Deutsch gelehrt und eine umfangreiche Kinderbetreuung gehört ebenfalls dazu, sowie andere soziale Einrichtungen.
Der Vorstandsvorsitzende Mehmet Aktas und der Imam Sinan Gülär führten die interessierten Besucher durch die Moschee und beantworteten die Fragen kompetent und zuvorkommend und natürlich gab es auch türkischen Tee. So erfuhr man zum Beispiel, dass der gläubige Moslem fünf Mal am Tag beten soll. Die dafür festgeschriebenen Zeiten konnte man auf einer Tafel mit Uhren ablesen. Das erste Gebet, das Isamak, beginnt noch vor Sonnenaufgang. Das letzte Gebet, das Yatsi, ist spätabends. Die Gebete selbst haben eine Länge von zehn bis 20 Minuten.
Für ältere Menschen, die sich nicht mehr so gut bewegen können, gibt es in den Moscheen Bänke an den Seiten, auf denen diese die Gebete verfolgen können. Interessante Informationen und Wissenswertes über die heilige Stadt Mekka gab der Imam Sinan Gülär aus Ankara ebenfalls Preis.
„Was manche vielleicht nicht wissen, der Islam kennt 99 Namen für Allah. Dementsprechend hat die Plattform in der Stadt mit dem großen schwarzen Stein 99 Türen. Der Stein selbst ist das erste Haus Adams, ähnlich wie das Paradies im Christentum.“
Der Imam selbst, der immer für vier Jahre ausgewählt wird (Sinan Gülär ist noch für zwei Jahre dort) ist auch Berater. Von einer Art Kanzel aus gibt dieser anderen Muslimen Hilfestellungen für das Leben, kennt aber auch die Bibel und tauscht sich mit Vertretern des Christentums aus.
„Der Islam ist auch dafür bekannt, den Schwächeren zu helfen, so wird in der Fastenzeit, dem Ramadan oder im Volksmund Zuckerfest erlebt, wie sich ärmere Menschen fühlen, die wenig zu essen haben“, so Gülar weiter.
In Heiligenhaus leben seit 40 Jahren Muslime. Heute sind es 11,4 Prozent Muslime, die hier wohnen und mit dem Tag der offenen Moschee zum beidseitigen Verständnis zwischen Christentum und Islam beitragen wollten. Für ein gemeinsames und friedliches Miteinander.
Autor:Jens Bangert aus Heiligenhaus |
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