"Heiligenhaus war seiner Zeit voraus"

Bundeskanzler Adenauer winkt deutsch-französischer Gruppe aus Heiligenhaus auf dem Rhein zu. (c) Bundesbildstelle
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Dieser Tage wurde der 50. Geburtstag des Elysée-Vertrags gefeiert. Anlass für Dr. Jan Heinisch, Bürgermeister in Heiligenhaus, auch den Neujahrsempfang unter das Motto deutsch-französische Freundschaft zu stellen. Die Gründe erklärte er Stadtanzeiger-Redakteurin Miriam Dabitsch im exklusiven Interview.

Herr Dr. Heinisch, Sie haben den diesjährigen Neujahrsempfang unter das Motto „50 Jahre deutsch-französische Freundschaft“ gestellt. Worin besteht der lokale Bezug?
Seit 1970 ist Meaux unsere Partnerstadt, Kontakte bestanden sogar noch früher. Der Austausch ist sehr rege und deshalb ist es gut, diesen Anlass in Heiligenhaus besonders hervorzuheben. Der Elysée-Vertrag ist sehr symbolträchtig. Außerdem gab es bereits zehn Jahre vor dem Vertragsschluss, also 1953, ein Ferienlager der Arbeiter der Automobilindustrie in Heiligenhaus. Nur acht Jahre, nachdem sich Deutsche und Franzosen mit Waffen gegenüber standen, knüpften sie in diesem Ferienlager Freundschaften. Das ist aus meiner Sicht beachtlich.
Inwiefern sollen wir uns die damaligen Aktivitäten heute zum Vorbild nehmen?
Das Ferienlager zeigt, dass Heiligenhaus seiner Zeit voraus war, wir waren zehn Jahre früher dran. Wir sollten auch heute mutig unserer Zeit einen Schritt vorausgehen und Dinge tun, die nicht so einfach sind; etwa sich die Hand reichen und versöhnen.
Als Vorsitzender des Beirats im deutsch-französischen Jugendwerk haben Sie eine Affinität zu Frankreich. Wie ist die entstanden?
Als Kind habe ich Urlaube in der Bretagne erlebt, übrigens bis heute eines meiner bevorzugten Ziele. Dann gab es ein Auslandssemester in Paris. Da habe ich gelernt, mich durchzuschlagen, die Sprache und Formalitäten als Grenzen zu überwinden. Auf neun Quadratmetern habe ich im Studentenwohnheim eines Pariser Vorortes gelebt, im sechsten Stock, 22 Studenten auf dem Flur. Das war eine intensive Erfahrung.
Deutschland und Frankreich waren vor Jahrzehnten noch verbitterte Feinde. Das ist für die heutige Jugend kaum noch nachzuvollziehen. Warum sollte man die Erinnerung Ihres Erachtens wach halten?
Um solche Ereignisse wie den Zweiten Weltkrieg für immer zu vermeiden. Die heutige Jugend kann sich nicht erinnern, deshalb muss erinnert werden.
Deutschland unterstützt Frankreich aktuell im Kampf gegen Terroristen im afrikanischen Mali. Was sagen Sie dazu?
Das ist die richtige Entscheidung, obwohl Kampfeinsätze und deren Unterstützung immer ein schwieriges Thema sind, da spielen moralische Fragen eine große Rolle. Meiner Meinung nach sollten Deutschland und Frankreich Seite an Seite stehen.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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