Die neuen Pläne zum Einkaufszentrum sind öffentlich
Überraschend wurde in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt am Dienstag doch noch ein öffentlicher Tagesordnungspunkt eingerichtet, in dem die neuen Pläne zum EKZ vorgestellt und diskutiert wurden. Leider bestand die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt aus nur einer auf der Zuschauertribüne anwesenden Bürgerin. Auch die Presse war nicht anwesend, weil offensichtlich aufgrund der verteilten Tagesordnung keine berichtenswerten Neuigkeiten erwartet wurden.
Die neuen Pläne: Reduzierung auf Einzelhandel
Die Pläne zeigen ein gegenüber der früheren Planung umorganisiertes EKZ mit 4 Fachgeschäften und einem SB-Markt im Erdgeschoß, wobei sich der SB-Markt ebenfalls auf das Untergeschoss erstreckt, das über eine Rolltreppe innerhalb des Ladens erschlossen wird. Die früher geplante Tiefgarage ist entfallen, stattdessen ist eine Stellplatzanlage auf der Dachfläche im ersten und teilweise auch im zweiten Obergeschoß vorgesehen. Dadurch entfallen alle früher im Obergeschoß vorgesehenen Geschäfts- und Dienstleistungsnutzungen sowie das dort vorgesehene Restaurant. Auch Wohnungen wird es dort nicht mehr geben. Im Eingangsbereich des Erdgeschosses ist noch eine kleine gastronomische Nutzfläche vorgesehen, die beispielsweise für ein (Eis-)Café geeignet erscheint.
Aus Sicht der SPD-Fraktion ist es als Verbesserung zu werten, dass die Ladenpassage nunmehr überdacht ist und nicht mehr offen zur Planstraße A endet.
Dem stehen allerdings zahlreiche Kritikpunkte entgegen
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Zunächst hält der Entwurf die im Bebauungsplan festgesetzte Obergrenze von 5.600 m² Verkaufsfläche nicht ein. Diese muss daher noch deutlich um ca. 500 m² reduziert werden, was nicht ohne Auswirkungen auf Konzeption und Gestaltung bleiben wird.
Die vorgesehene Einfahrt zu den Parkplätzen liegt sehr dicht an der Kreuzung Kettwiger Straße/Westfalenstraße, was in den Spitzenzeiten Rückstaus in den Kreuzungsbereich hinein befürchten lässt. Zumal die Einfahrt von der Westfalenstraße kommend mit einer 180-Grad-Kehre beginnt, die sofort in eine Gegenkurve übergeht, was nicht gerade ein komfortables Einfahren in die Auffahrtsspindel zulässt.
Das Parken auf der Dachfläche verhindert die im ersten Entwurf vorgesehene Gebäudegliederung und zwingt zu einer durchgehenden, langen Fassade, die die Massigkeit des Gebäudekörpers negativ betont. Die früher weitgehend verglast geplanten Fassadenflächen, die eine Öffnung des Gebäudes zu seiner Umgebung signalisierten, sind in großem Umfang geschlossenen Flächen (ausgemauert oder undurchsichtiges Glas) gewichen, die eher für eine Abgrenzung von benachbarten Nutzungen stehen. Besonders auffällig ist die städtebaulich bedeutsame Ausgestaltung der Südwestecke an der Kreuzung Kettwiger/Westfalenstraße. Während die Ansicht dort Schaufensterflächen zeigt, verrät der Grundriss, dass dort die Auffahrtsspindel zum Parkdach liegt. Dies soll nun gegebenenfalls mit Schauvitrinen kaschiert werden.
Der Verzicht auf eine besser, weil höhengleich und ohne Rampen anfahrbare Tiefgarage zugunsten des Parkens auf dem Dach verhindert zugleich, dass wertvolle Nutzfläche n für innerstädtische Nutzungen wie Dienstleistungen, Praxen, Büros oder Wohnungen in den Obergeschossen entstehen können. Die im Bebauungsplan ermöglichte Nutzungsverdichtung in dieser zentralen Lage wird nicht genutzt. Die Chancen zur Verbesserung einer wünschenswerten Urbanität werden so sträflich vernachlässigt.
Was sagt der Gutachter?
Der von der Stadt zur Beurteilung der Pläne beauftragte Gutachter stellt zunächst im Verhältnis zum früheren – auch schon nicht optimalen – Entwurf „Qualitätseinbußen“ fest. Im Übrigen spricht er in der zusammenfassenden Wertung von „ …. städtebaulich akzeptabel, wenn einige Verbesserungsvorschläge … Berücksichtigung finden.“ Es ist also nicht die Rede von gut oder gar von einem Prädikatsprodukt, sondern lediglich von „akzeptabel“ – und auch das nur, wenn noch vom Gutachter definierte Nachbesserungen der Pläne erfolgen.
Fazit
Die SPD-Fraktion sieht die Gefahr, dass nach diesen Plänen erneut ein Einkaufszentrum entsteht, dass nicht geeignet ist, nachhaltig den Qualitätsansprüchen der Kunden Stand zu halten. Das Rathaus-Center lebt derzeit nur noch durch die öffentlichen Nutzungen Post und Jobcenter. Die Ludgerus-Galerie hat sogar von Anfang an nie wirklich funktioniert. Ein drittes Zentrum, das diese vorgezeichneten Wege geht, braucht Heiligenhaus nicht. Der Anspruch war höher: Ein Zentrum, das wirklich zusätzliche Attraktivität in die Innenstadt bringt und den dortigen Einzelhandel stützt. Jetzt etwas zu bauen, von dem zweifelhaft ist, ob es die geforderte Funktion erfüllen kann, nur um überhaupt etwas zu bauen, ist der falsche Weg. Nach den bisherigen Erfahrungen mit dem ausgewählten Investor bleibt allerdings auch abzuwarten, ob er nach dem erfolgten Vergabebeschluss überhaupt bauen wird.
Autor:Peter Kramer aus Heiligenhaus |
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