Altes Museumsteam aus Heiligenhaus versteht die Welt nicht mehr
„Für mich unbegreiflich“
Dem langjährigen Museumskustos Reinhard Schneider stehen die Tränen in den Augen: „Ich bin betroffen!“
Wie berichtet (siehe hier), trennt sich das Museum Abtsküche von einigen Sachen, die in rund 40 Jahren durch Reinhard Schneider gesammelt wurden.
Dutzende alter Schulkarten landeten im Müllcontainer: „Darunter sind Karten von Wachsmuth, die werden locker mit 150 Euro bei Ebay gehandelt. Die stammen alle aus Heiligenhauser Schulen, da bin ich immer zu den Hausmeistern gegangen“, so Schneider und wehrt sich gegen den Eindruck, er habe einen Messi-Zustand hinterlassen: „Es ist immer aufgeräumt worden, was wir nicht brauchten, haben wir entsorgt.“
Zweifel am
neuen Kurator
Schneider zweifelt an der Qualifikation des neuen Kurators. „Wenn ich sehe, wie der ein Kleid hochhält, mit dem ich eine Ausstellung über ,Frau' machen wollte, ist das eine unbegreifliche, bösartige Burleske“, ärgert sich der frühere Museumschef, der mit dem Vorstand des Geschichtsvereins keinen gemeinsamen Nenner für die weitere Zusammenarbeit fand. Immerhin gab es Signale von seinen früheren ehrenamtlichen Mitarbeitern, zu helfen: „Wenn es ums Museum geht, bin ich immer da“, sagte Jürgen Karrenberg. Zusammen mit Merle Lotz hatte er angeboten, Veranstaltungen zu machen.
Vorschlag an den
Geschichtsverein
Erntedankfest, Kunstmarkt, Wein- und Käsemarkt, Handwerkermärkte sowie „Ramsch und Rosen“ zogen Besucher von überall an. Merle Lotz als designierte Nachfolgerin für Reinhard Schneider hatte dem Geschichtsverein eine gewisse Trennung vorgeschlagen: „Ihr macht die Fahrten, Vorträge und Filme, Jürgen und ich die Ausstellungen.“ Acht Jahre war Merle Lotz beim „Schneider“ in der „Lehre“. „Jetzt begreife ich die Welt nicht mehr: Das sind jetzt Leute, die sind völlig fremd, Hausfrauen entscheiden, was weg kann.“
Neid bei anderen Museen
„Wie möchten sie das gegenüber den Spendern rechtfertigen?“, fragt sich Jürgen Karrenberg. „Für mich bleibt das unbegreiflich“, so ein sichtlich mitgenommener Reinhard Schneider, der vor über 40 Jahren nur Kunstmuseen und keine Alltagsmuseen kannte und damals im Jugendamt tätig war. In dieser Funktion bat er den damaligen Gartenamtsleiter Thiemann um die Gestaltung eines Spielplatzes am Asylantenheim. „Er fragte mich, ob ich ihm nicht mal im Museum helfen könnte.“ Der Grundstein für Schneiders Lebensaufgabe war gelegt: Er begann nicht nur mit dem Sammeln, sondern tauchte immer tiefer in das Thema Heiligenhauser Alltagskultur und Museum ein, besuchte Fortbildungen und knüpfte Kontakte. Nach der Erweiterung des Museums 2003 kamen jährlich rund 10.000 Besucher, um die einzigartige Atmosphäre zu genießen. „Da wurden anderen Museen in Umgebung blass vor Neid.“ „Und wir brauchten keine Zuschüsse“, ergänzt Merle Lotz.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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