Serie "Die Stadt macht's" (10): Kanäle, Pumpen und Düker

Klaus Mohr zeigt die Kleinkläranlage „Am Werth“. Foto: Pielorz
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Überall im Stadtgebiet stehen graue Kästen, deren Bedeutung für die Bürger oft im Dunkeln bleibt. Und es liegen ziemlich viele Gullydeckel auf den Straßen, die dem Bürger eigentlich nur in zwei Punkten bemerkenswert erscheinen: Wenn das Wasser heraus läuft und damit ein Zeichen setzt, dass etwas verstopft sein könnte oder wenn man darauf nicht parken sollte, weil der Spülwagen sonst die Deckel nicht anheben und seine Arbeit verrichten kann. Im Rahmen der Serie „Die Stadt macht’s“ waren wir zum Thema Kanal unterwegs.

Klaus Mohr, bei der Stadt Hattingen zuständig für alles rund um die Kanalisation, zeigt uns die Pumpstationen auf dem Gelände der ehemaligen Henrichshütte. „Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Ober- oder Regenwasser, Mischwasser und Schmutzwasser. Wenn beispielsweise zwei Gullydeckel auf der Straße nah zusammenliegen, dann weist dies auf ein getrenntes System hin. In dem einen wird das Oberwasser aufgenommen, in dem anderen das Schmutzwasser. Hier im Hüttengelände haben wir fünf Pumpstationen von insgesamt 18 in Hattingen. Die größte mit vier Pumpen steht am „Indupark“ im Gewerbe- und Landschaftspark Henrichshütte. Die Pumpen laufen abwechselnd und auch nicht rund um Uhr. Wenn es regnet und eine bestimmte Wasserhöhe im Staubecken erreicht ist, geht die Pumpe in Betrieb. Das Wasser wird durch eine automatische Schieberanlage unterirdisch weitergeführt Richtung Ruhr. Der Henrichsteich und das Regenrückhaltebecken sind weder für Mensch noch für Tier eine Badeanstalt. Auch die Oberflächenreinigung des Teiches gehört zu unseren Aufgaben. Weil es hier kaum eine Wasserbewegung gibt, müssen wir beispielsweise die Algenbildung im Blick haben. Eine Spezialfirma saugt von Zeit zu Zeit die Ablagen und den Schlamm aus dem Regenrückhaltebecken ab.“

Regenrückhaltebecken gibt es sogar mit Fischen

In einem zweiten, kleineren Regenrückhaltebecken auf dem Hüttengelände schwimmen Rotaugen. Sie fühlen sich hier wohl. „Wenn die Trockenheit zu groß wird, können wir mit Tauchpumpen das Becken auch befüllen. Ein- bis zweimal in der Woche werden alle Becken kontrolliert“. Ausgetretene Flüssigkeit beispielsweise als Ergebnis eines Maschinenunfalls gibt es zum Glück selten. Zweimal hat Klaus Mohr das bis jetzt erlebt.
Bei der Pumpstation VSG zeigt er die Kranvorrichtung, mit der die Pumpen aus der Tiefe gehoben werden können. Das ist eine Station für Schmutzwasser. Die Anzahl der verschiedenen Becken und Pumpstationen ist abhängig von der Flächengröße eines Gebietes und natürlich können alle Anlagen auch zentral von den Stadtbetrieben und Tiefbau in der Engelbertstraße gewartet werden.
Weiter geht es ins Hügelland. Dort, „Am Werth“, gibt es die einzige Kleinkläranlage in Hattingen, für die die Stadt zuständig ist. Klaus Mohr öffnet die einzelnen Kammerbehälter und zeigt, wie die Anlage funktioniert. Das Schmutzwasser wird von Kammer zu Kammer immer sauberer. Hier laufen die Pumpen immer. „Die Anlage ist rund zehn Jahre alt und war selten defekt. Wenn das Wasser durch die Anlage geklärt ist, fließt es in ein Kiesbett. Der Restschmutz aus der Anlage wird etwa einmal in der Woche durch ein externes Unternehmen entfernt.“
Große, lang begehbare Kanäle wie in klassischen Filmen gibt es in Hattingen nicht. Wohl aber muss man durch relativ enge Gullydeckel auch mal angeseilt mit Sicherheitsausrüstung in die Tiefe steigen. Sehr tiefe Schächte gibt es beispielsweise am Rosenberg, Lindenstraße oder in Niederwenigern. Sie können bis zu fünfzehn Metern tief sein.
Selbstverständlich müssen die Kanäle auch regelmäßig gespült werden. In der Altland-Siedlung in Holthausen arbeitet gerade solch ein Spülwagen. Kanaldeckel auf, Schlauch mit Wasserdüse rein, spülen. Nächster Kanaldeckel in einigen Metern Entfernung: Gleiche Prozedur und Durchschieben des Schlauches bis zum gerade bearbeiteten Kanaldeckel. Kommt der Schlauch an, ist erst einmal alles gut. Am Kanaldeckel steht natürlich jemand, der das kontrolliert. Wasser kommt rein und beim Rückzug des Schlauches geht der Unrat natürlich mit raus. „Wenn alles in Ordnung ist, stehen wir in zwei Jahren wieder hier für die nächste Kontrolle“, so Mohr. Natürlich wird bei Bedarf auch gespiegelt und geleuchtet. Und vielleicht muss dann jemand doch noch „rein in den Kanal“.
An der Ruhrbrücke zeigt Klaus Mohr auf ein paar unscheinbare Pumpen und Gitterabsperrungen. „Hier haben wir einen selbstreinigenden Düker unter der Ruhr. Zwei von ihnen gibt es auch im Hüttengelände, aber nur einen unter der Ruhr. Ein Düker ist eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße oder eines Flusses. Im Düker kann die Flüssigkeit das Hindernis überwinden, ohne das Pumpen zum Einsatz kommen müssen. Halbdüker gibt es übrigens auch und damit ist der eigene Sprachschatz schon wieder reicher geworden…

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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