Kompost-Toilette, Eimerdusche und Kängurus verjagen
Der STADTSPIEGEL berichtete über Lisa Jacoby, die sich nach dem Abitur am Gymnasium Waldstraße ihren großen Traum erfüllte und für acht Monate mit Freundin Leonie nach Australien ging. Jetzt schickt sie uns einen ersten Zwischenbericht nach Hattingen.
von Lisa Jacoby
„Manchmal ist es wirklich unglaublich wie schnell hier die Zeit vergeht- vor kurzem winkte ich mit zitternden Knien am Flughafen nochmal meinen Eltern und Freunden zu, und dann ging es auch schon ab ans andere Ende der Welt.
Die erste Woche war dabei noch relativ entspannt, da wir von unserer Organisation aus noch sieben Tage volles Programm in Sydney hatten-unter anderem einen Surfkurs, eine Hafentour und einen Ausflug in die Blue Mountains. Da das Leben in Sydney aber extrem teuer und vor allem als Großstadt nicht der Teil von Australien ist, der meine Freundin Leonie und mich interessiert, begannen wir schnell mit der Jobsuche. Da wir beide Mitglieder des WWOOF-Programmes (Willing Workers On Organic Farms- Freiwillige Arbeiter auf Bio-Farmen) sind, riefen wir zunächst Farmen aus diesem Programm an. Man erhält zwar kein Geld, aber für vier bis sechs Stunden Arbeit pro Tag Kost und Logis. Nach vier Absagen erhielten wir dann endlich eine Zusage von einer Familie, die 250 km südlich von Sydney direkt an der Küste wohnt.
Dort halfen wir Nicole, unserer Gastgeberin, viel im Garten und erhielten dafür sogar viel mehr als wir erwartet hätten- sie nahmen uns regelmäßig zu diversen Veranstaltungen mit und Nicoles Mann gab uns sogar privaten Surfunterricht. Der erste Moment, wo man es wirklich schafft und nicht lachend ins Wasser fällt, ist wirklich unglaublich. Wir wären gerne noch länger geblieben, aber ans Abschied nehmen müssen wir uns hier wohl oder übel gewöhnen, wenn wir weiterwollen. Und das wollen wir!
Dank eines Tipps von Nicole kamen wir dann auf eine nahegelegene Farm, die nicht nur uns Mädels aufnahm, sondern auch noch zwei Jungs, die wir in Sydney kennengelernt hatten. Das Wochenende verbrachten wir noch im Stadthäuschen der Familie, wo wir auch wie ein Teil von ebendieser aufgenommen wurden- wir hatten alle Freiheiten und unterhielten uns lange mit unserer Gastgeberin, die eine lokale Politikerin ist. Nach einem kleinem Kulturschock auf der Farm ( Komposttoilette und Eimerdusche sind halt doch etwas gewöhnungsbedürftig ) hatten wir aber total viel Spaß bei Glenn, unserem Farmer, der normalerweise von Montags bis Freitags alleine auf der Farm ist und am Wochenende zu seiner Familie in die Stadt fährt. Wir durften alles ausprobieren- auch wenn das zum Beispiel heißt, spontan Dirt Bike fahren zu lernen um Kängurus vom Gelände zu jagen.
Unsere Arbeit bestand hauptsächlich darin, Unkraut zu jäten, die Farm buschfeuersicher zu machen und Zäune zu errichten. Zwischendurch gab es aber auch immer mal etwas anderes zu tun, wie zum Beispiel ein Kalb von einer Wiese zur anderen tragen oder mit dem Traktor Kompost zu verteilen. Belohnt wurden wir, indem wir in einem der klarsten Flüsse Australiens schwimmen und Glenns selbstgebackenes Brot geniessen konnten und jeden Abend an der Kochstelle gemütliche Lagerfeueratmosphäre aufkam.
Leider war die Zeit viel zu schnell vorbei, aber nach zehn Tagen heißt es wieder Abschied nehmen- gemeinsam mit den Jungs machen wir uns auf den Weg in die nächste große Stadt der Südküste: Melbourne!“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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