Starke Frau – Katja Gronau
Nachhaltig leben und arbeiten
Im neunten Jahr betreibt sie ihr eigenes kleines Unternehmen. Einen Frisörsalon. Aber nicht irgendeinen. Einen Wohnzimmersalon. Ein Ort, an dem jeder willkommen ist, sich wie Zuhause fühlen soll. Klimaneutral zertifiziert und nachhaltig geführt.
Schon lange – weit bevor sie ihren Laden eröffnete – führt Katja Gronau Buch über ihre Ideen, wie sie sich ihren eigenen perfekten Salon vorstellt. Sie möchte nicht nur nachhaltig leben, sondern auch arbeiten. „Am Anfang hatte ich Bedenken, dafür abgestempelt zu werden“, erinnert sich Katja Gronau. Und doch hat sie ihren Weg durchgezogen. Denn „Nachhaltigkeit ist kein Trend. Es ist eine Lebenseinstellung“, so ihre Überzeugung.
Die Frisörmeisterin orientiert sich an der Agenda 2030: den 17 Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung, umgangssprachlich SDGs (die Sustainable Development Goals) genannt. Definiert sind Ziele wie Maßnahmen zum Klimaschutz und nachhaltige/r Konsum und Produktion. Für den Salon bedeutet das, ihn Jahr für Jahr als klimaneutral zertifizieren zu lassen. Statt Alufolie kommen Folien aus Papier zum Einsatz sowie wassersparende Brauseköpfe. Auch der Hersteller der eingesetzten Produkte orientiert sich an der Agenda 2030.
Darüber hinaus heißen die Ziele: weniger Ungleichheiten, Geschlechtergleichheit, Frieden/Gerechtigkeit/starke Institutionen. „Im Herzen bin ich Punk geblieben“, meint Katja Gronau mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich möchte nicht die klassische Hierarchie in meinem Laden. Ich möchte einfach, dass das Team sich wohlfühlt und sie alle da sind, weil sie möchten und nicht, weil sie müssen. Und dazu gehört, jeden Menschen zu akzeptieren. Wir sind hier ein Safe Place.“ Gerade deshalb kommen auch Kundinnen und Kunden von weiter her in den Wohnzimmersalon, die woanders vielleicht beäugt werden würden. Bei Katja Gronau werden sie mit einem Regenbogen an der Tür begrüßt und auf Wunsch auch separiert bedient. Ihre Denke zieht sich detailliert durch, bis zur Preisliste, die genderneutral formuliert ist.
Das Konzept stößt nicht nur auf Zustimmung. „Wir haben eine gewisse Haltung“, erklärt Katja Gronau. „Manchmal ergibt es sich, dass diese mit unseren Kundinnen und Kunden thematisiert wird, wenn sie sich dafür interessieren. Das hilft auch uns, uns weiterzuentwickeln. Die Grenze setze ich ganz klar bei Rassismus. Wer sowas von sich gibt, kann gleich wieder gehen.“ Etwas, das die Saloninhaberin lernen musste, das sie aber mit größter Überzeugung tut: Dingen konsequent ein Ende zu setzen, die ihr, ihrem Team und Umfeld nicht gut tun. Auch von Mitarbeitern, die dem Klima schaden, trennt sie sich und hört dabei stark auf ihr Bauchgefühl. Sie investiert viel in ihr Team: Azubis übernimmt und Weiterbildungen fördert sie, die Entlohnung ist fair, der Terminplan gut organisiert. Ganz im Sinne weiterer Ziele der Agenda 2030: Gesundheit und Wohlergehen, hochwertige Bildung sowie menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum.
Und Wachstum ist Programm, ihre Idee von Wohnzimmersalon funktioniert: In diesem Jahr steht ein weiterer Umbau an, um den mittlerweile acht Mitarbeitenden Raum zu geben. So explizit stand es damals nicht in ihrem Buch. Aber: „Die Grundsätze sind geblieben. Die Umsetzung ergibt sich im Tun“, resümiert die umtriebige Frisörmeisterin.
Autor:Denise Brücker aus Hamminkeln | |
Webseite von Denise Brücker |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.