Häkeln - Die Masche des Mannes!

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Wann ist ein Mann ein Mann? Maik Syrbe aus Hamminkeln ist Häkelweltmeister 2014 und geht nie ohne selbstgemachte Mütze und Wolle aus dem Haus.

Häkeln lernen – Zurück zum Anfang

Wenn ich mich zurück erinnern muss, würde ich sagen dass es in der 7. oder 8. Klasse gewesen sein müsste. Welches Fach? Keine Ahnung! Auf jeden Fall gab es kein eigenes Fach für Handarbeit. Aber gehäkelt haben wir trotzdem. Regelrechte Wettkämpfe haben stattgefunden um die längsten Luftmaschenketten. Sogar die Freizeit wurde geopfert. Ob das jeder gemacht hat, weiß ich nicht mehr. Jedoch kann ich mich daran erinnern, dass man bei den Mädels schon cool war. Vielleicht habe ich das auch nur so in Erinnerung. Hätte damals jemand zu mir gesagt, dass das Häkeln für mich noch mal eine so große Rolle spielen würde, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Pffffff ich und häkeln. Nun ja, so vergingen Jahre um Jahre. Häkelnadel und Wolle waren für mich längst aus dem Gehirn gestrichen und hätten sehr wahrscheinlich auch niemals wieder einen Weg zurück ins Gedächtnis gefunden. Wenn, ja wenn das Wörtchen “wenn” nicht wäre.

SchrankEs geschah an einem düsteren kalten Winterabend. Die Lichter leuchteten in der Dunkelheit und Weihnachtsmusik klang gedämpft durch die Lautsprecher. Der Geruch von frisch gebackenen Plätzchen verwandelte die Wohnung in eine Weihnachtsbäckerei. Summend machte sich das Handy bemerkbar und unterbrach die weihnachtliche Stimmung. Auf dem Display meldete sich meine Schwester an. Wir telefonieren oft um einfach mal “hallo” zu sagen und quatschen über die erlebten Ereignisse der vergangenen Tag. Doch diesmal war es anders. Ein einziger Satz sollte alles verändern. “Maik hast du schon mal was von MyBoshi gehört?”, hörte ich meine Schwester sagen. “MyBoshi? Ne was’n das? Noch nie gehört.“ Tja und so nahm das ganze seinen Lauf. Ich gebe zu, dass ich hin und wieder schmunzeln musste. Männer häkeln – wo gibt es das denn? Allerdings muss ich gestehen, dass ich durchaus neugierig geworden war. Ich probiere gerne etwas Neues aus. Also gesagt getan. Mr. Google sagte mir schnell wo ich das MyBoshi-Buch samt Equipment erwerben konnte. Die Erwartungen waren groß. Glaubte ich den Erzählungen meiner Schwester, dann war so eine Mütze Ruck Zuck gehäkelt. Hier ne Masche, da ne Masche – zack fertig. Das kann ich auch dachte ich mir. In voller Erwartung und mit Freude öffnete ich das Buch. Wolle und Häkelnadel lagen griff- und einsatzbereit neben mir.

Kennt ihr das Gefühl, wenn jemand etwas erzählt, wovon man absolut keine Ahnung hat? Man sieht zwar dass sich der Mund bewegt, aber die Worte dringen einfach nicht zu einem durch. Dasselbe erlebte ich bei einem Blick in das Buch. Buchstaben müssen einen Satz ergeben. Verstanden! Aber was da stand überforderte mein kleines Luftmaschenhirn aus der Schule. Was ist das denn?

Maschen – stb – hstb – fm – km – doppeln

Wie sagt man doch jetzt gleich? WTF? Was um Himmels willen ist das denn? Mr. Google musste mir also wieder helfen. Anbei möchte ich ein Hoch auf das Internet aussprechen. Das ist ja bekannterweise für uns noch Neuland. Begriff für Begriff forschte ich im World Wide Web. Jetzt konnte also nichts mehr schief gehen. Sämtliche Begrifflichkeiten waren übersetzt und der Griff zur Nadel war nur noch Ehrensache.

4 LM anschlagen und mit 1 Km zum Ring schließen. Hä?

Was da stand habe ich verstanden. Es erklärte mir aber noch lange nicht wie ich das umsetzen sollte. Also rief ich denjenigen an, der mir das Ganze eingebrockt hatte. Mein liebes Schwesterchen musste als guter alter Telefonjoker herhalten. “Mandy wie geht das? Was muss ich hier machen? Ist das so richtig?” Das war natürlich eine blöde Frage, denn das konnte sie mir am Telefon schlecht beantworten. Aber mein Resultat sagte mir schon, hier stimmt was nicht. Es sah nach allem aus, nur nicht nach Mütze. Kurzzeitig überlegte ich was man mit der Häkelnadel alles machen könnte. Hauptsache ich muss das Ding nicht sehen. Pflanzenstab? Dartpfeil? Ohrstäbchen? Rouladennadel? Es musste also eine neue Idee her? Da kam der Geistesblitz. Laptop + Webcam = Skype! Klasse, so musste das doch klappen. Dabei muss ich aber gestehen, dass ich zu der Kategorie Mensch gehöre, die sich schnelle Bewegungen nur ganz schlecht einprägen können. Für eine Tanzchoreographie à la Patrick Swayze in Dirty Dancing würde ich wahrscheinlich Jahrzehnte brauchen. Wenn es überhaupt einen Speicherplatz im Hirn dafür geben würde! Schritt für Schritt müsste ich mir alles in Zeitlupe angucken, wie die netten Häkelanleitungsversuche meiner Schwester. Vielleicht lag es gar nicht an mir, sondern an meiner Schwester. Ja, so musste das sein. Ich war ja schließlich auch der Luftmaschenmeister aus der Klasse. Doch es half nichts. Vorerst musste ich meine Niederlage eingestehen und kapitulieren. Wolle und Nadel hatten mich hoffnungslos in die Knie gezwungen. – Game Over -

Der Weg zu meiner Schwester ist nicht mal eben so ums Eck, uns trennen ca. 900 km, so dass sich ein „ich komm mal schnell vorbei“ als äußerst problematisch darstellt. Sylvester 2012/2013 kam es zu einem Treffen. Die Zeit des Wiedersehens sollte natürlich sinnvoll genutzt werden. Beim Packen der Reisetasche wurde erstmals wieder das Teufelswerkzeug rausgeholt. HÄKELNADEL und Buch waren eingepackt. Da saß ich also bei meinem Schwesterchen und habe gebettelt, dass sie mir doch endlich zeigen soll wie ich das machen muss. Gesagt getan! Beim Schreiben dieser Zeilen muss ich selber lachen. An dieser Stelle muss ich wohl meiner Schwester ein großes Dankeschön aussprechen. Sie hat unendlich viel Geduld mit mir gehabt. Aber es ging voran. So langsam nahm die „Mütze“ Form und Gestalt an. Natürlich nur einfarbig. Der Gedanke eine zweite Farbe mit zu integrieren lies mir Schweißperlen über die Stirn laufen. Eins nach dem anderen musste ich mir immer sagen. Maschen zählen, Maschen doppeln, Runden schließen, das klappte jetzt schon ganz gut. Und Ruck Zuck war die Mütze fertig. Na gut, ich gebe zu ganz so war es dann doch nicht. Das Ruck Zuck, waren 12 Stunden und ca. 30 Neuanfänge später. ABER ich hatte es geschafft!!!
Meine erste Boshi Mütze war fertig. Ich war so stolz auf mich. Seitdem war der Knoten geplatzt. Es folgten weitere Mützen, immer noch einfarbig, aber die Zeit war deutlich besser. Kurz darauf nahm ich dann todesmutig eine zweite Farbe zur Hand und habe es tatsächlich gewagt. Zweifarbig – Wahnsinn das rockt! PS: Danke liebes Schwesterchen, auch für diese Hilfe. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Es folgten weitere Mützen in verschiedensten Farben, Formen und Maschen. Es wurde einfach alles gehäkelt. Dank der guten Bücher und kleinen Guides von MyBoshi habe ich mich immer wieder mit neuen Ideen und Inspirationen versorgen können.

Umhängetaschen, Handyhüllen, Krawatten, Mützen oder Beanies

Mittlerweile haben die Mützen und die Wolle eigene Schränke. Gezählt habe ich sie nicht, aber ich denke dass es über 100 verschiedene Mützen waren. Wie ich die beiden Boshi Jungs das Erste mal getroffen haben und wie ich Häkelweltmeister wurde, schreibe ich dann beim nächsten mal.

FAZIT: Nicht aufgeben! Ich kann es nur jedem empfehlen. Es macht so viel Spaß etwas selber zu machen. Ich bin jedes Mal aufs neue stolz wenn der letzte Faden vernäht ist. Das Häkeln ist für mich zur Leidenschaft geworden. Vielleicht muss ich hier auch einmal ein Dankeschön an meine Freundin ausrichten, die das verrückte Hobby unterstützt und respektiert. Im Laufe der Zeit hat sie sich daran gewöhnt das ihr Freund mit Nadel und Faden auf der Couch sitzt und fleißig Maschen für Masche verhäkelt. Allerdings haben wir diesem Hobby auch zu verdanken dass wir uns nach 20 Jahren wieder gefunden haben. MyBoshi habe ich also viel mehr zu verdanken als nur das Häkeln.

Autor:

Maik Syrbe aus Hamminkeln

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