Kampf - rohe Gewalt - üble Schlägereien - was hat das mit Fußball zu tun?

Foto: privat

Zwei Berichte in der Ausgabe der Rheinischen Post vom 1.9. veranlassen mich zu diesem Text, obwohl ich vom Fußball keine Ahnung habe:

1. Vier Feldverweise beim Sieg des SV Bislich
2. Spielabbruch nach Schlägerei in Brünen (mit Polizeieinsatz, siehe Pressemitteilung der Polizei)

Ja - wo sind wir denn, wenn in einer Amateursportart derartiges Gewaltpotential tagtäglich auftritt? Von vielen Gewaltanwendungen auf den Plätzen, in den Spielen, die sich ereignen, lesen wir ja garnicht.
Jeder Funktionär, jeder Spieler, jeder Trainer, jeder Schiedsrichter und viele Zuschauer erleben das aber in vielen Fußballspielen.

Ist das Recht auf körperliche Unversehrtheit auf dem Fußballplatz außer Kraft gesetzt?
Jugendliche und junge Männer, die in Familie und Beruf Verantwortung tragen und deren Bestreben es sein sollte, unverletzt und gesund durchs Leben zu gehen, treten, boxen, schlagen und beleidigen sich aufs Übelste im sog. Kampf (?) um den Ball?

Werden jetzt kriegerische Auseinandersetzungen auf Sportplätze verlegt?
Die Wortwahl -siehe meine "()"- und tatsächliche Geschehnisse
(http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/65858/2819734/pol-wes-hamminkeln-spielabbruch-nach-rudelbildung)
lassen das vermuten.

Beim Spiel (??) von SV Brünen II am 31.8.2014 in Brünen tritt ein Spieler seinem Gegner (??) in die Genitalien, weiß natürlich um die Schmerzen und Folgen eines solchen Trittes in die Hoden und vor den Penis und nimmt mit dieser Gewaltanwendung eine mögliche dauerhafte körperliche Schädigung eines anderen Spielers hin.

In einem anderen Duell (?) tritt ein Spieler einen Spieler der anderen Mannschaft mit einem Fußballschuh mehrfach gegen den Kopf und nimmt mit jedem Tritt wissend in Kauf, das der Getretene Kopfverletzung und Gehirnschädigung mit Dauerfolgen erleiden kann.

Ein anderer Spieler stellt sich mit seinem Stollenschuh auf die Hand des anderen Spieler und dreht diesen Schuh, als er aufgefordert wird, seinen Fuß zu heben, noch einmal absichtsvoll auf den Handknochen des unten Liegenden.

Strafrechtlich ist das Körperverletzung nach einem groben Regelverstoß, auch wenn bei der Sportausübung Wettkampf typische Gefahren für den eigenen Körper hingenommen werden müssen.
Dass auch noch Beleidigungen übelster persönlicher Art ("Ich ficke deine Mutter/Schwester"), anspucken und sonstige Drohungen untereinander ausgetauscht werden, will ich nur am Rande erwähnen.

Schiedsrichter werden in einer Weise angegangen, dass sie sich nicht mehr trauen, Unsportlichkeiten zu sanktionieren oder vollständige Spielberichte abzugeben.

All' das ist bekannt, aber es scheint keine Möglichkeit der Veränderung zu geben.
Bei einer Identitätskontrolle durch die Polizei wird ein Spieler ermittelt, der unter falschem Namen in der Mannschaft eingesetzt ist, und die Polizei, darf die Namen derer, gegen die wegen Straftaten ermittelt wird, aus Datenschutzgründen nicht nennen und verbandsinterne Sanktionen werden dadurch verhindert.

Das hat nichts -aber auch garnichts- mit Sportausübung, mit Sportlichkeit und Fairness zu tun, das ist auch nicht sportlicher Wettbewerb; das ist respektlos, würdelos, inhuman und Körperverletzung.

Neben den höchstpersönlichen körperlichen Verletzungen und Schäden, ist auch die Arbeitsfähigkeit von Spielern tangiert und in Folge haben Arbeitgeber Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu leisten und Krankenversicherungen die finanziellen Folgen auszugleichen. Auch das ist so nicht hinzunehmen.

Das ist alles nichts "zum Wohle des Sports" (Teilzitat aus einer Internetseite).

Heute, 2.9., zitiert die NRZ den Trainer von PSV Lackhausen mit den Worten: "Wir müssen wieder aggressiver und lauter werden ...".
Ob ich den konkreten Anlass und den Sachzusammenhang der Aussage richtig gewürdigt habe? Aber: Ich teile diese Aussage nicht!

Was ist das für eine Gesellschaft, die solches Verhalten duldet.
Was sind das für Menschen, die ein solches Verhalten an den Tag legen?

Der Platz reicht an dieser Stelle nicht aus, alle Ursachen und Aspekte zu erörtern.

Aber ich fordere für die Gesunderhaltung den Schutz von Fußballern und Spielbeteiligten. Dazu schlage ich folgende Sofortmaßnahmen vor:
1. Videoüberwachung von Spielen -so wie es im öffentlichen Raum an vielen Orten erfolgt,
2. anonyme Spielebeobachter, die die Spielberichte von Schiedsrichtern ergänzen,
3. konsequente Ausübung des Hausrechts durch die Vereine (Aufforderung und Durchsetzen zum Verlassen des Vereinsgeländes),
4. konsequentes Vorgehen der Vereine gegen "schwarze Schafe" in den eigenen Reihen:
- nicht der körperliche oder verbal Gewalt anwendende Spieler, sondern der technisch und spielerisch bessere Fußballer gehört in die Mannschaft,
- der gute Trainer ist nicht der "Schlachtenlenker", der lautstark vom Spielfeldrand seine Truppen dirigiert, sondern gut ist der Trainer, dem pfiffige Spielzüge und -taktiken einfallen,
- Zuschauer, die von außen unsportlich motivierend hereinbrüllen, gehören nicht auf den Platz,
5. Gespräche vor den Spielen zwischen unmittelbar Vereinsverantwortlichen, wenn es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen gekommen ist; Gespräche nach einem Spiel, wenn es unsportlich zugegangen ist,
6. Mannschaften müssen den Mut haben, ein Spiel vorzeitig und vor Ablauf der regulären Spielzeit abzubrechen, wenn der vorherige Spielverlauf und die Auswirkungen körperlicher Gewalt weitere Eigenschäden befürchten lassen (dann trägt man die Konsequenzen durch Punktverlust, hat aber die eigene oder die Verletzung des Mannschaftskameraden verhindert - auch das ist Zivilcourage),
7. Vereine und Verbände, auch wenn sie durch Ehrenamtliche getragen werden, haben die Verpflichtung, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und es zu lösen.
Ist eine Lösung nicht möglich, so muss man die Konsequenzen ziehen.
In Deutschland sind Hunde- und Hahnenkämpfe und der Stierkampf verboten - ich will nicht hoffen, dass sich der Amateur- und Freizeitfußball durch eigene Aktive so ins Abseits stellt.

Ich habe Gespräche mit dem Fußballobmann des SV Brünen, mit den Vorsitzenden von Viktoria Wesel und Hamminkelner SV und dem Kreisvorstand P. Koch vom Fußballverband Niederrhein geführt. Ich habe in diesen Gesprächen Zustimmung erfahren und hoffe, dass die Beteiligten miteinander ins Gespräch kommen.

Auch dieser Artikel soll ein Anstoß sein, das eigene Verhalten von Beteiligten im Fußball zu überdenken.

Wenn man der Meinung ist, dass ich übertreibe und/oder dass ich ein unbedarfter Idealist sei, dann -bitte- mag jede/r diesen Bericht ignorieren.

Ich habe überlegen müssen, ob ich mit diesem Beitrag in der Kategorie "Sport" richtig bin.
Man darf mich kontaktieren - Mail: karlhecheltjen@aol.com

Autor:

Karl-Hermann Hecheltjen aus Hamminkeln

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