Die Fuß Ball Tor Wart Hand Schuhe ...
... und der Samstag Nachmittag.
Eine (sprachliche) Betrachtung über das, was sie miteinander zu tun haben.
Der Samstag Nachmittag gehört dem Fuß Ball. Natürlich nicht bei allen, aber doch bei vielen. Aber Moment mal, schreibt man Fuß Ball nicht zusammen? Genau, Fußball schreibt man die Sportart, das weiß doch eigentlich jeder. Natürlich zusammen, wie Handball, Basketball, Federball, Maskenball, Opernball. Oder wie Fußpflege, Fußboden, Fußmatte, Fußnote.
Das hätten wir schnell geklärt, aber wie ist’s nun mit dem Samstag Nachmittag? Getrennt oder auch zusammen? Wie war das denn noch mal mit den zusammengesetzten Hauptwörtern im Deutschen, mit den Komposita aus zwei oder mehr selbständigen Substantiven? Gab’s da nicht eine supereinfache Regel, die gerade das Deutsche so auszeichnet? Aber sicher, man kann sie einfach aneinanderreihen!
Fuß und Ball, zack: Fußball
Tor und Wart, zack: Torwart
Hand und Schuhe, zack: Handschuhe
Und auch die kann man wiederum zusammenfügen:
den Fußball und den Torwart zum Fußballtorwart,
den Torwart und die Handschuhe zu Torwarthandschuhe(n).
Oder, wenn man will, auch alle drei zusammen, und damit ein Kompositum aus insgesamt sechs selbständigen Wörtern: Fußballtorwarthandschuhe.
Zu lang, zu unübersichtlich? Kein Problem, dafür gibt’s (gratis) geeignetes Handwerkszeug, in dem Fall die Bindestriche. Die darf man einfügen, wenn das der Übersichtlichkeit dient. Aber nicht etwa beliebig, z. B. nicht Fußballtor-Warthandschuhe, erst recht nicht Fuß-Balltor-Warthand-Schuhe, sondern z. B. Fußballtorwart-Handschuhe.
Aber eines geht nicht und gibt’s nicht: die „Verbindung“ von Substantiven mit Hilfe von „Leerschritten“ (oder „Leerstellen“). Die Fuß Ball Tor Wart Hand Schuhe aus dem Titel können wir also komplett wegwerfen. Worin sich übrigens die klassische und die „mehrfachreformierte“ Rechtschreibung vollkommen einig sind, so etwas ist bei beiden nicht vorgesehen. Also weg mit den Dingern – auf den „Fuß Ball Tor Wart Hand Schuh Kompost Haufen“.
Und genau deshalb gibt es ihn eben auch nach wie vor nicht, den Samstag Nachmittag. Auch nicht den Sonntag Morgen oder den Freitag Abend. Was natürlich Zeitgenossen, Zeitungen und Medien nicht davon abhält, sie gelegentlich so zu schreiben.
Woran könnte das liegen? Ein Grund könnte die (zu) starke Orientierung an der (mittlerweile vertrauteren?) englischen Sprache sein, in der so etwas „geht“: on Sunday morning, klar. Deutsch: am Sonntag Morgen? Ne, nur am Sonntagmorgen. Post office: nicht Post Amt, und (weil’s so kurz ist) auch nicht Post-Amt, sondern Postamt. Oder – in verlängerter Ausführung: Hauptpostamt. [In der Kölsch-Variante „Haupossamp“ spürt man übrigens ganz intensiv, wie "zusammen" ein solches Wort sein kann.]
Ein anderer Grund könnte einfach die mangelnde Schreibkondition sein, die es dem Schreiber immer schwerer macht, Wörter noch in einem durchzuschreiben. Vielleicht liest man deshalb so oft so seltsame „trennungsgeschädigte“ Wortgebilde wie Domino Effekt, Fach Abitur, Lokalkompass Beitrag, Gute Nacht Geschichte, Tomaten Suppe, Lieder Buch, Bahnhofs Uhr, Autobahn Polizei, Fernseh Programm, Europa Pokal ...
So ganz nebenbei sind mittlerweile auch deutsche Verben solchen unerklärlichen „Zerreiß Proben“ ausgesetzt. Selbst die Rechtschreibreform hat an der Zusammenschreibung von Verben wie bereitlegen, dazwischenfunken, gegenüberstellen, herausziehen, hereinlegen, herumlaufen, hervorkramen, hinauswerfen, hinterherrennen, vorausdenken, vorbeischauen, vorüberziehen, vorwegnehmen, wegwerfen, zurechtrücken, loslassen oder zurücktreten überhaupt nichts geändert. Trotzdem werden diese wehrlosen Gebilde immer häufiger mit Hilfe von eingefügten Leerstellen auseinandergerissen.
Und dabei brauchen wir doch in Deutschland nicht mehr Leer-, sondern mehr Lehrstellen!
Aber das wäre ein Thema für einen gesonderten Beitrag.
Bildquellen:
1. ClipProject (www.cartoonclipartfree.info)
2. Torsten Bogdenand / pixelio.de
3. knipseline / pixelio.de
4. selbstgemacht
Autor:Theo Grunden aus Hamminkeln |
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