Energie und Nachhaltigkeit: Interview mit Mandy Panoscha, Klimamanagerin der Stadt Hamminkeln
"Wir wollen den Bürgern den Einstieg in neue Energieformen erleichtern!"
Feinstaubwerte, Dieselfahrverbote und Erderwärmung sind seit Wochen DIE heißen Themen auf Bundesebene und an den Stammtischen der Nation! Und wie schätzt die Hamminkelner Klima-Managerin die Facetten der Problematiken ein? Tut sich vor Ort überhaupt etwas in der Sache?
Lesen Sie unser Interview - dann wissen Sie diesbezüglich auf jeden Fall mehr!
Antworten gab uns Mandy Panoscha, die sich um den Themenkreis und alle damit verbundenen Aktivitäten der Stadt kümmert.
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Dibo: Nach knapp anderthalb Jahren als Klimamanagerin in Hamminkeln: Was hat sich vor Ort getan in der Sache?
Panoscha: Ich freue mich, dass ich in den knapp anderthalb Jahren bereits zahlreiche Maßnahmenumsetzen konnte und darüber hinaus in Zukunft noch umsetzen werde. Das wäre ohne so starken Rückhalt innerhalb der Verwaltung nicht möglich. Eine meiner ersten umgesetzten Maßnahmen war die Förderung der Beratung von der Verbraucherzentrale NRW. Seit Anfang 2017 haben Hamminkelner Bürger die Möglichkeit, eine kostenlose Energieberatung im Rathaus in Anspruch zu nehmen. Zudem werden regelmäßig Abendveranstaltungen zu diversen Energieeinsparungsthemen angeboten.
Dieses Angebot wird von vielen Bürgern angenommen.
Am 27. Februar um 18:30 Uhr findet gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW und der Firma innogy eine Abendveranstaltung im Rathaus Hamminkeln zu dem Thema „Smart Home“ statt. Um eine Anmeldung unter Telefon 0281/ 203 2590 oder unter www.vhs-wesel.de wird gebeten.
Im vergangenen Jahr habe ich zum ersten Mal die Earth Hour nach Hamminkeln geholt. In diesem Jahr ist es am 30. März wieder soweit. Um 20:30 Uhr werden wieder alle Hamminkelner aufgerufen für eine Stunde das Licht auszuschalten. Wir wollen unsere Bürger natürlich nicht im Dunkeln sitzen lassen und laden Sie herzlichst zum 1. Hamminkelner Bike-Kino um 20 Uhr ins Rathaus ein. In dem Film sucht Regisseur Werner Boote, dessen eigener Großvater ein Pionier der Plastikindustrie war, weltweit nach Antworten und deckt erstaunliche Fakten und unglaubliche Zusammenhänge auf. Er stellt
Fragen, die uns alle angehen: Schadet Plastik unserer Gesundheit? Wer ist verantwortlich für die Müllberge in Wüsten und Meeren? Wer gewinnt dabei? Wer verliert? Wenn Sie diesen Film gesehen haben, werden Sie nie wieder aus einer Plastikflasche trinken!
Des Weiteren finde ich es toll, dass das Radfahren in Hamminkeln immer stärker in den Fokus rückt. Bereits drei Mal hintereinander erreichten wir im Kreis Wesel den 1. Platz beim bundesweiten Radfahrwettbewerb Stadtradeln. Im vergangenen Jahr konnten wir mit über 1.000 Teilnehmern über 190.000 Km erradeln und sparten somit 28t CO2 ein. Darüber hinaus freue ich mich sehr, den Niederrheinischen Radwandertag organisieren zu können. Jährlich
entwickeln wir mit unseren Nachbarkommunen neue Radrouten. In diesem Jahr steht das Thema „Kultur“ im Fokus. Ohne die tatkräftige Unterstützung des ADFC wäre eine so gute Organisation nicht möglich. Im vergangenen Jahr kamen zahlreiche Menschen zum Radfahren in das Stadtgebiet Hamminkeln.
Zudem freue ich mich sehr über das Kreisprojekt „Energiesparen an Schulen“. Ende des Jahres soll es endlich losgehen. Außerdem plant die Stadt Hamminkeln derzeit ein Nahwärmenetz in Wertherbruch. Ziel ist es, mehrere städtische Gebäude an ein regeneratives Nahwärmenetz anzuschließen und so
klimaneutral zu heizen. Zudem besteht die Möglichkeit, das bestehende Baugebiet, ebenfalls an das Nahwärmenetz anzuschließen. Hinzu kommt, dass derzeit die Pumpen im Schloss Ringenberg ausgetauscht werden. Es werden klimafreundliche Pumpen eingesetzt, um CO2 einzusparen.
Eines meiner weiteren sehr spannenden Projekte ist die Erstellung eines Klimasparbuchs .Die Umsetzung und Veröffentlichung des Projektes wird gemeinsam mit den Kommunen des Kreises Wesel erfolgen.
Dibo: Die Grünen hatten vor einigen Wochen angeregt, private Kaminbesitzer wegen der Feinstaub-Belastung in die Verantwortung zu nehmen. Wie schätzen Sie die Sachlage ein?
Panoscha: Fakt ist, dass der Kaminbrand stetig zunimmt. Zudem werden zunehmend brennbare Materialien verwendet, die nicht in den Kamin gehören. Beispielsweise wird das Holz häufig nicht lang genug gelagert, was sowohl zu einer erhöhten Feinstaubbelastung führt als auch den CO2-Ausstoß drastisch erhöht. Darüber hinaus führt feuchtes Holz zu einer geringeren Hitzeentwicklung, sodass mehr Holz verwendet werden muss, was wiederum zu höheren Kosten und Emissionen führt.
Mein Wunsch wäre es, einen Infoabend „zum richtigen Heizen mit Kamine“ zu dem Schornsteinfeger, Experten und Bürger eingeladen werden und in den Austausch kommen können, zu machen.
Dibo: Thema E-Mobilität. Die Aussagen über die Klimaschädlichkeit von E-Autos verwirren zunehmend die Verbraucher. Können Sie zur Aufklärung beitragen?
Panoscha: Dass unsere Bürger teilweise verunsichert sind, kann ich gut verstehen. Die Diskussionen „wie wird die Batterie entsorgt“ oder „sind die Elektroautos wirklich so klimafreundlich“ kann ich nachvollziehen. Leider gibt es zu diesem Thema bislang keine Langzeitstudie. Stand heute ist die E-Mobilität eine CO2 sparsame Mobilitätsalternative.
Aus diesem Grund wurde der Fuhrpark der Stadt Hamminkeln ausgetauscht. Eines der vier Fahrzeuge steht den Bürgern dauerhaft als e-Carsharing-Auto zur Verfügung und die anderen drei Autos ebenfalls außerhalb der Kernarbeitszeit der Verwaltungsmitarbeiter. Das e-Carsharing wird sehr gut von den Bürgern angenommen. Die Anmeldungen für das e-Carsharing-System ist kostenlos und bei Herrn Sweers oder mir (Büro 14a) möglich. Eine kurze Einweisung ist ebenfalls möglich.
Wir als Stadt Hamminkeln wollen mit vorbildlich vorangehen und so den Bürgern den Einstieg in neue Mobilitätsformen erleichtern. Ich finde, dass Türen für neue Mobilitätsformen geöffnet werden müssen, denn besonders der Verkehrssektor schüttet jährlich durchschnittlich zirka 160.000.000 Tonnen CO2 aus. Der Fuhrpark der Stadt Hamminkeln wird mit grünem Strom geladen,
denn nur so sind die Elektroautos CO2 neutral und tragen einen wichtigen Teil zum Klimaschutz bei. Ich denke, dass die Elektromobilität ein guter Schritt in die richtige Richtung ist.
Dibo: Hamminkeln bietet seit dem Herbst eine Raumklimakarte an. Was kann die und wie ist bislang die Resonanz?
Panoscha: Die Raumklimakarte wurde von AltBauNeu kostenlos zur Verfügung gestellt. Ziel der Karte ist es, das Raumklima zu messen und bei zu trockener/feuchter Luft ggf. etwas am Lüftungsverhalten verändern oder gar Sanierungsmaßnahmen vornehmen. Des Weiteren zeigt die Karte die Temperatur im Raum an, welche ebenfalls wichtig für ein gutes Raumklima ist. Über 100 Karten wurden von Hamminkelner Bürger im Rathaus abgeholt. Die ersten 50 Karten waren bereits nach wenigen Stunden vergriffen. Leider sind derzeit alle Karten vergriffen. Ich werde versuchen weitere Karten zu bekommen und diese den Hamminkelner zur Verfügung stellen. Ich freue mich, dass die Nachfrage so groß ist.
Dibo: Sagen Sie mal ein paar Worte zum Klimaschutzpreis. Wie wird der in Hamminkeln wertgeschätzt?
Panoscha: Der innogy-Klimaschutzpreis ist seit Jahren ein etablierter Preis in Hamminkeln. Dabei ist ganz besonders die gute Zusammenarbeit mit der Firma innogy zu betonen, ohne diese wäre der Klimaschutzpreis nicht möglich. In diesem Jahr haben sich so viele Bürger und Institutionen beworben, wie noch nie. Das freut mich ganz besonders.
Die zahlreichen Bewerbungen zeigen, dass die Hamminkelner großes Interesse an dem Thema haben und auch etwas dafür tun. Zudem war die Resonanz der Teilnehmer sehr gut. Da uns dieser Preis sehr am Herzen liegt, ehrte die Stadt in diesem Jahr erstmals selbst einen Teilnehmer für besonderes Engagement.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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