Dieser Weg ... - Wie die Unterbauerschaft Brünen dem schnellen Netz auf die Sprünge hilft
"Hilft Dir selbst, dann hilft dir ..." - nein, nicht DER! Aber es gibt Andere, die einem helfen, solange man die richtigen Ideen hat. So wie die Bewohner der Unterbauerschaft in Brünen. Die haben nämlich überhaupt keine Lust, noch jahrelang auf schnelles Netz zu warten. Deshalb helfen sie sich selber.
Die neueste Idee der Bauerschaftler: ein Verein, um das Glasfasernetz rasch in den Außenbereich zwischen A3 und Dingden-Berg zu bringen. Und zwar fast ausschließlich durch Selbsthilfeaktion - dafür allerdings ohne Landesgelder. Technisch hilft die RWE-Tochter Innogy, indem sie die erforderliche Netztechnik verbaut.
Eine weitere Hürde ist also genommen, denn die Brüner haben jüngst aus ihrer Interessen- eine Teilnehmergemeinschaft als Verein gemacht, um als Vertragspartner handlungsfähig zu sein. Ein Entschluss, über den sich besonders die Gewerbetreibenden unter den Eingebundenen freuen.
Mit gutem Erfolg: 44 Anwesende trugen sich als Gründungsmitglieder in die taufrische Vereinsliste ein - das waren 100 Prozent aller beitrittsberechtigten Anwesenden im Landgasthof Majert.
Damit ist der wesentlichste Schritt getan, um 60 von den mindestens 70 notwendigen Anschlüssen zu verwirklichen, die für die Wirtschaftlichkeit des Projekts sein müssen. Mit "festen Zusagen" untermauerten viele Anwesende ihre Absichten.
Was passiert in den nächsten Wochen und Monaten?
Aktuell soll nun der junge Verein beim Vereinsregister eingetragen werden. Der nächste Schritt ist die Unterzeichnung eines Kooperations-Vertrag mit Innogy. Für die 70 physischen Anschlüsse werden wegen der fehlenden Landesförderung jeweils 1500 Euro fällig - eine stolze Summe für so manchen Unterbauerschaftler.
Der Vereins muss ein Leerrohrnetz verlegen und die Tiefbauarbeiten bis zu den anzuschließenden Häusern verrichten. Danach verlegt Innogy das Glasfaserkabel in den Rohren und bringt die aktive Netztechnik ans Laufen. Trotz aktiver Selbsthilfe entstehen dem Verein rund 100.000 Euro Kosten. Baubeginn wird im nächsten Frühjahr sein, etwas Bedenkzeit gibt's also noch für Unentschlossene.
Vorsitzender Christian Quik beantwortete uns drei Fragen zum Thema:
1) Werden die Kosten für den Einzelnen günstiger, wenn deutlich mehr als 70 Anwohner mitmachen?
Quik: "Wenn jemand als neues Vereinsmitglied eintritt, dann sind das natürlich zusätzliche 1.500 Euro pro physischem Anschluss als Aufnahmebeitrag. ABER: Dies würde im Umkehrschluss auch wieder Ausgaben für den Verein bedeuten. Denn das neue Gebäude muss ja angeschlossen werden. Die Formel "Mehr Vereinsmitglieder und dann wird es günstiger für den Einzelnen" funktioniert nicht."
2) Wie lange müsste die Unterbauerschaft ohne Eure Initiative auf schnelles Netz warten?
Quik: "In der jetzt technisch gesehen besten Anschlussart (FTTH -> Glasfaser als Kabel bis ins Haus) wird kein Privatunternehmen diesen Aufwand für die wenigen Haushalte betreiben.
Meine Einschätzung: Diese Aussage wird noch Jahrzehnte Bestand haben, denn Tiefbauarbeiten kann man nicht mit technischem Fortschritt in der Zukunft so günstig machen, dass es sich irgendwann für die Privatwirtschaft lohnen wird.
Selbst RWE hat ganz am Anfang (NOV / DEZ 2015) nach unserer ersten Anfrage „das Buch zugemacht“ und von über 700.000 EUR Ausbaukosten gesprochen. Erst als wir angeboten haben, dass Ding selbst zu bauen (insb. den teuren Tiefbau), ergaben sich Spielräume.
Wenn man natürlich an der Qualität des Anschluss Abstriche machen möchte, dann ergeben sich für die Zukunft andere technische Möglichkeiten, die aber nie an FTTH heranreichen werden. Hier habe ich das Beratungsprojekt der Kommunen Schermbeck / Hamminkeln und Hünxe im Kopf, die das Thema „Funk im Außenbereich“ mit den Bundesfördermitteln näher untersuchen wollen. Darauf werden wir nicht bauen, denn das kann sich zeitlich noch ziehen und es wäre eindeutig eine Verschlechterung der Anschlussart-Technik."
3) Glaubt Ihr, die Sache könnte Modellcharakter entwickeln?
Quik: "Wir bekommen schon Anrufe und Anfragen aus einigen Ecken von NRW. Insbesondere aus dem Münsterland. Die Kabelpflug-Technik scheint sich durchzusetzen, denn es kommen immer mehr gleichartige Projekte ans Licht. Zuletzt wurde im westfälischen Senden ordentlich gepflügt und das Glasfaser als „Zwischenfrucht“ eingearbeitet.
Aber die eigentlichen Pioniere kommen aus Loikum, denn dort wurde vor einigen Jahren die Kabelpflug-Technik erfunden und auch erstmalig angewendet.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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